Für Umweltschützer ist die Enttäuschung nach der Klimakonferenz in Madrid groß. Vier Jahre nach dem historischen Durchbruch in Paris reichte es jetzt nur zur lapidaren Abmachung der Staaten, ihre Bemühungen für den Klimaschutz zu prüfen. Dabei scheinen die bewiesenermaßen noch wenig Wirkung zu zeigen.
Der Ausstoß von CO2 aus fossilen Brennstoffen hat sich 2018 weltweit um 1,9 Prozent erhöht, wie es in einem Bericht der EU-Kommission heißt. Damit nehme der Trend zu wieder mehr freigesetztem Kohlendioxid zu. 2015 hatte der Vorjahreswert noch gehalten werden können. Danach stieg der CO2-Ausstoß stetig um 0,4 Prozent und dann 1,2 Prozent.
CO2-Bilanz im weltweiten Vergleich
Die EU-Kommission listet in ihrer Analyse die Kohlendioxid-Werte für alle Länder der Welt auf. Der Blick auf die Staaten mit einem besonders niedrigen Ausstoß unterstreicht, dass dieser Wert nur bedingt aussagekräftig ist, was die Bemühungen um den Klimaschutz angeht. Industrienationen mit gleichmäßig verteiltem Wohlstand setzen ungleich mehr klimaschädliche Gase frei als wenig entwickelte Länder oder Staaten mit einem extrem Gefälle zwischen Arm und Reich.
Da ist es kein Wunder, dass Länder wie Burundi auf lediglich 0,03 Tonnen CO2 pro Einwohner kommen. Zum Vergleich: In den USA sind es über 16,1 Tonnen. Die Klimazone spielt unter Umständen ebenfalls eine Rolle, wenn auf Heizkraftwerke und Stromerzeugung für Klimaanlagen verzichtet werden kann.
Wir konzentrieren uns in dieser Liste deshalb nicht auf die Länder mit der weltweit niedrigsten CO2-Bilanz, sondern stellen lieber exemplarisch Staaten mit einer vergleichsweise niedrigen CO2-Bilanz vor.
Diese Staaten verursachen besonders wenig CO2
Fangen wir mit Deutschland an, um die Ergebnisse der folgenden Staaten in Relation zu setzen. Die Bundesrepublik kam 2018 laut dem Klimabericht der Europäischen Kommission auf 9,1 Tonnen CO2 pro Kopf. Es geht sehr viel schlimmer. In den USA waren es über 16,1 Tonnen. Die Vereinigten Arabischen Emirate setzten 18,6 Tonnen je Einwohner frei. Beim internationalen Spitzenreiter Palau waren es gar 58,0 Tonnen. Andere Industrienationen können jedoch eine sehr viel bessere CO2-Bilanz vorweisen als Deutschland. Die Bundesrepublik war laut EU-Kommission 2018 für rund zwei Prozent der globalen Emissionen verantwortlich, konnte aber innerhalb der Europäischen Union auch den größten Rückgang (4,5 Prozent) vorweisen.
Auf dem Papier fällt Chinas CO2-Bilanz besser aus als die Deutschlands. Pro Einwohner wurden in der Volksrepublik 2018 rund 8,0 Millionen Tonnen CO2 aus fossilen Brennstoffen freigesetzt. Aufgrund der hohen Einwohnerzahl war China letztlich aber laut der EU-Kommission für 30 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Dessen Menge erhöhte sich demnach im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent. Der Pro-Kopf-Wert hat sich seit 1990 vervierfacht. Die CO2-Emissionen im Verkehr explodierten in diesem Zeitraum um 780 Prozent. In Deutschland hat sich dieser Wert seit 1990 um zwei Prozent verringert.
Neuseeland kam 2018 auf einen CO2-Ausstoß pro Kopf von 7,7 Tonnen. Das war weniger als Hälfte als in Australien (16,8 Tonnen). Allerdings verzeichnete das Land in allen ausgewiesenen Wirtschaftsbereichen (unter anderem Energiesektor und Gebäudewirtschaft) seit 1990 einen Anstieg. Deutschland konnte hingegen mit Ausnahme des Verkehrs überall Rückgänge verzeichnen.
Hongkong wird im Klimabericht der EU-Kommission getrennt von der Volksrepublik China ausgewiesen. Die CO2-Bilanz der ehemaligen Kronkolonie fiel mit 6,1 Tonnen sehr viel niedriger aus als die in Festlandchina (8,0 Tonnen). Allerdings wurde in allen Wirtschaftssektoren seit 1990 mehr Kohlendioxid freigesetzt.
Das Vereinigte Königreich hat den CO2-Ausstoß je Einwohner seit 1990 fast halbiert. Damals lag er laut EU-Kommission bei 10,2 Tonnen. 2018 waren es nur noch 5,6 Tonnen. Zum Vergleich: In Deutschland sank der Wert im selben Zeitraum lediglich um nicht mal ein Drittel (von 12,9 auf 9,1 Tonnen). Besonders stark fiel der Rückgang beim CO2-Ausstoß seit 1990 im britischen Energiesektor aus (minus 60 Prozent).
Schweden kann in Europa eine der besten CO2-Bilanzen vorweisen. Auf jeden Einwohner entfielen 2018 rund 4,5 Tonnen Kohlendioxid aus fossilen Brennstoffen. Das war die Hälfte des deutschen Werts. Im Bereich der Gebäudewirtschaft konnte die CO2-Bilanz siet 1990 um 85 Prozent gedrückt werden.
Brasilien kam auf 2,4 Tonnen CO2 je Einwohner. Das war aber nur der Wert für die fossilen Brennstoffe. Zur Menge der freigesetzten Treibhausgase lagen der EU-Kommission nur Zahlen aus dem Jahr 2015 vor. Ihre Klimaschädlichkeit lag bei einem CO2-Äquivalent von rund 6,0 Tonnen, also mehr als doppelt so viel wie beim fossilen Kohlendioxid. In Deutschland fiel der Treibhausgas-Wert hingegen nur rund 20 Prozent höher aus als die CO2-Bilanz.
Die Philippinen liegen mit 1,4 Tonnen CO2 pro Kopf im unteren Feld der Statistik. Das dürfte sich in den nächsten Jahrzehnten ändern. Die Philippinen sind zwar noch ein weitgehend armes Land. Ihnen wurde aber 2005 vom Goldman-Sachs-Chefsvolkswirt Jim O'Neill das Potenzial für den Aufstieg zu einer der größten Volkswirtschaften der Welt bescheinigt, ähnlich wie er es zuvor für China oder Indien getan hatte. Die wirtschaftliche Entwicklung der Philippinen zeigt sich auch in der Energieindustrie. Deren CO2-Ausstoß ist laut dem EU-Bericht seit 1990 um 634 Prozent angewachsen. In Deutschland hat dieser Wert hingegen um 24 Prozent abgenommen.