Verbraucher müssen in der Corona-Krise oft tiefer in die Tasche greifen. Frisches Gemüse, Schweinefleisch oder Kaffee etwa sind häufig deutlich teurer als vor Ausbruch der Pandemie. Dafür sorgen unter anderem Reise- und Exportbeschränkungen für Waren oder Erntehelfer. Trotzdem sinkt die Inflation in Deutschland und Europa – und das rasant.
Im Januar 2020 hatte die Inflationsrate in der Europäischen Union noch bei 1,7 Prozent gelegen. Im März sank der Wert bereits auf 1,2 Prozent. Im April, dem ersten vollen Monat seit Verhängung staatlicher Schutzmaßnahmen, setzt sich der Trend trotz der Krise fort. Die Statistikbehörde Eurostat meldete für den Monat eine Inflationsrate von nur noch 0,7 Prozent. Das waren 1,2 Prozentpunkte weniger als im April 2019. Im Euroraum lag die Inflation sogar nur bei 0,3 Prozent.
Inflation sinkt in der Corona-Krise
In Deutschland belief sich die Teuerungsrate im April 2020 laut dem Statistischen Bundesamt auf 0,9 Prozent (März: 1,4 Prozent). Vor allem eine Produktgruppe sorgte für diese Entwicklung bei den Verbraucherpreisen. In anderen Bereichen sorgen die wegen der Pandemie vollen Lager sowie Umsatzeinbrüche dazu, dass Anbieter mit kräftigen Rabatten die Konsumlaune ankurbeln wollen.
Diese Produkte sind während der Corona-Krise billiger geworden
Diese Produkte sind in der Coronakrise billiger geworden
Der weltweite Preisverfall beim Öl ist in erster Linie für die sinkende Inflationsrate verantwortlich. Energie war im April 2020 im Euro-Raum fast ein Zehntel (minus 9,7 Prozent) günstiger als im Vorjahresmonat. Im April 2019 hatten die Statistiker hingegen noch einen Anstieg um 5,3 Prozent registriert. Den größten Einbruch bei den Verbraucherpreisen gab es in Deutschland beim Flüssiggas. Es war im April 18,6 Prozent billiger als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Auf dem zweiten Platz lag Heizöl mit einem Minus von 17,3 Prozent. Tanken wurde ebenfalls deutlich günstiger. Benzin und Dieselkraftstoff verzeichneten einen Rückgang von 16,5 beziehungsweise 13,3 Prozent.
Wer aktuell trotz der unsicheren wirtschaftlichen Lage einen Neuwagen braucht, hat gute Karten. Medien meldeten Preisnachlässe von bis zu einem Drittel. „Die Höfe der Händler sind voll: Nach sechs Wochen Lockdown gibt es Neuwagen ohne Ende – jetzt produzieren die Fabriken wieder, das drückt die Preise zusätzlich“, berichtete „Auto Bild“.
Haltbare Lebensmittel aus heimischer Produktion, die weniger stark von Corona-Maßnahmen betroffen sind, haben sich während der Pandemie oft verbilligt. Das gilt auch für Butter. Sie kostete im April laut dem Statistischen Bundesamt im Schnitt 7,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.
Die Kartoffelkeller der Bauern sind offenbar gut gefüllt. Das Statistische Bundesamt meldete einen Preissturz von minus 7,2 Prozent für Kartoffeln in allen Formen (frisch, gekühlt, verarbeitet). Für frische Kartoffeln betrug das Minus sogar 12,1 Prozent, wie der Agrarmarkt-Informationsdienst AMI mitteilte.
Dienstleistungen der häuslichen Pflege sind im April 6,9 Prozent teurer geworden. Die sogenannten Dienstleistungen des Elementarbereichs haben sich hingegen um 9,9 Prozent verbilligt. Darunter fasst das Statistische Bundesamt Gebühren für die Betreuung kleiner Kinder in Krippen, Tagesstätten oder Kindergärten zusammen. Diese Kosten seien in den vergangenen Jahren zurückgegangen, etwa durch die Abschaffung von Kita-Gebühren, sagte eine Sprecherin der Behörde. Das sei aber regional sehr verschieden.
Wer für das Homeoffice einen neuen Laptop braucht, gibt dafür vermutlich weniger aus als vor einem Jahr. Die Verbraucherpreise für Computer sanken im April um 5,6 Prozent. Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Zwischenzeitlich habe es auch mal Erhöhungen gegeben, etwa durch Veränderungen bei Wechselkursen oder Einfuhrpreisen, sagte die Expertin des Statistischen Bundesamts. Tendenziell sei der Preistrend bei technischen Produkten aber rückläufig. Dasselbe gilt für Mobiltelefone ohne Vertrag und ohne SIM-Karte. Sie waren zuletzt sogar 7,1 Prozent günstiger als im April 2019.
Momentan fahren zwar sehr viel weniger Menschen mit der Bahn. Wer es tut, zahlt aber im Schnitt ein Zehntel weniger als vor einem Jahr. Die Personenbeförderung im Schienenverkehr ist um 10,5 Prozent günstiger geworden. Hier macht sich der seit Jahresbeginn geringere Mehrwertsteuersatz bei der Deutschen Bahn bemerkbar.
Kaffee und Reis sind wegen Transport- und Exportbeschränkungen in der Corona-Krise teurer geworden. Beim Kakao fallen hingegen die Preise. Die Lieferanten verfügten noch über große Vorräte in Lagern und auf Schiffen, berichtete die „Lebensmittelzeitung“ Mitte April. Sollte die Pandemie anhalten, könnte jedoch im Herbst in den Herkunftsländern die Ernte gefährdet sein.