Viele Deutsche haben für 2020 vor allem diesen guten Vorsatz: nachhaltiger leben. Da wird der Fernurlaub überdacht oder das Auto häufiger mal stehengelassen. Der Klimaschutz beginnt aber bereits bei der Ernährung. Manche Lebensmittel verursachen bei der Produktion erstaunlich viel CO2. Bei Anderen ist eher die Frischhaltung das Problem.
Wer es mit dem Klimaschutz ernst meint, sollte bei diesen Produkten überlegen, ob sie wirklich täglich auf den Teller müssen und ob es nicht grundsätzlich auch anders geht. Allerdings macht man es sich mit dem gern benutzten Prädikat „Klimakiller“ häufig zu einfach – insbesondere, wenn die Alternative zum angeprangerten Produkt auch nicht viel besser ist. Mehr Problembewusstsein beim Einkaufen und neue Verhaltensregeln im Umgang mit Lebensmitteln sind für 2020 aber grundsätzlich gute Vorsätze für mehr Klimaschutz.
Wie viel CO2 bei der Produktion von Lebensmitteln anfällt, ist naturgemäß abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, angefangen vom Herkunftsland. Wie Ökobilanzen berechnet werden, ist ebenfalls eine Frage für sich. Wir haben hier deshalb auf eine definitive Rangliste verzichtet.
Diese Lebensmittel belasten das Klima besonders
Rindfleisch gilt als fettarme, gesunde Alternative zu Schweinefleisch. Bei der CO2-Bilanz fällt Rindfleisch aber wegen der berüchtigten Freisetzung von Methangas negativ auf. Die Produktion von einem Kilo Rindfleisch verursacht laut Umweltbundesamt zwischen 7 und 28 Kilogramm Treibhausgasemissionen. Bei Schweinefleisch und Geflügel sollen es hingegen knapp 3,5 Kilo sein. Allerdings macht es natürlich einen gewaltigen Unterschied, ob das Rindfleisch aus Argentinien oder vom einem lokalen Schlachtbetrieb stammt. Dasselbe gilt für die Frage, ob das Tier nur für das Fleisch gezüchtet wurde oder vorher als Milchvieh gedient hat.
Schwein und Geflügel haben also auf dem Papier eine bessere Ökobilanz als Rind. Täglicher Fleischkonsum belastet aber grundsätzlich die Umwelt. „Bei der Erzeugung eines Kilos Gemüse, beispielsweise Bohnen, werden dagegen nur 150 Gramm des Treibhausgases freigesetzt. Auch Obst schneidet mit weniger als 500 Gramm CO2 je geerntetem Kilo wesentlich besser ab“, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Das Umweltbundesamt gibt beim Fleischkonsum außerdem zu bedenken: „Hinzu kommt, dass der Futtermittelanbau – zum Beispiel von Soja in Südamerika – viel Fläche benötigt, die durch Abholzung des Regenwaldes geschaffen werden muss.“
Das überrascht viele Verbraucher: Butter gilt gemeinhin als das Lebensmittel mit der schlechtesten CO2-Bilanz. „Bei der Herstellung eines Kilos werden 24 Kilo CO2-Emissionen ausgestoßen“, berichtete der WDR unter Berufung auf das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Die Ursache ist auch hier der hohe Ausstoß von Methangas durch Kühe. Die Ökobilanz der Butter fällt im Schnitt so schlecht aus, weil in ihr besonders viel Milch verarbeitet werden muss. Allerdings weist Melanie Speck vom Wuppertal Institut ganz richtig darauf hin: „Natürlich isst man an sieben Tagen nicht soviel Butter wie Fleisch.“ Auch in dieser Hinsicht kann sich ein vermeintlicher „Klimakiller“-Ruf schnell relativieren.
Ernst gemeinter Klimaschutz kann in echten Verzicht ausarten. Das müssen jedenfalls Naschkatzen feststellen. Denn ihre heiß geliebte Schokolade hat dank einer miesen Umweltbilanz womöglich einen zunehmend bitteren Nachgeschmack. „Ökotest“ und WDR geben die reine CO2-Belastung mit 3,5 Kilo pro Kilogramm Schokolade an. Hinzu kommt: Oft steckt Palmöl in Schokoprodukten, für dessen Herstellung große Anbauflächen gerodet werden. Außerdem ist Schokolade nun einmal kein Rohstoff, der sich regional anbauen lässt.
Tiefkühl-Produkte sind praktisch. Eingefrorenes Gemüse gilt zudem wegen des Vitamingehalts als gesündere Alternative zu Dosenware. Bei der Energiebilanz aber sieht es weniger rosig aus. Ein Kilo TK-Pommes etwa soll durch die Verarbeitung und die Kühlung 5,7 Kilo an CO2-Emissionen verursachen, wie das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie laut WDR mit Verweis auf Zahlen des Freiburger Ökoinstituts berichtete. Wer aber deshalb auf die geliebten Tiefkühl-Pommes verzichtet und sie stattdessen häufig per Lieferdienst ordert, hat womöglich eine Milchmädchenrechnung aufgemacht.
Weniger Verschwendung ist bei mehr Klimaschutz die goldene Grundregel. Rund sieben Millionen Tonnen oft noch gute Lebensmittel landen in deutschen Privathaushalten jedes Jahr im Müll. „Für jedes Nahrungsmittel brauchen wir Ackerflächen und Wasserressourcen, im In- wie im Ausland, wir verbrauchen Energie bei Herstellung und Transport und verwenden Dünge- und Pflanzenschutzmittel, die die Umwelt belasten. Lebensmittelabfälle zu vermeiden, ist deshalb ein wichtiger Beitrag zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen“, gibt das Bundesumweltamt zu bedenken. Konkret kann das für den Alltag bedeuten, weniger auf Vorrat zu kaufen und Gemüse besser zu lagern, damit es länger frisch bleibt.
Der Griff zu Biolebensmitteln kann ebenfalls bei mehr Nachhaltigkeit helfen. „Im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft verbrauchen Biobauern bei der Produktion nur ein Drittel an fossiler Energie, da sie auf chemisch-synthetische Dünger und Pflanzenschutzmittel verzichten, die mit einem hohen Verbrauch an Energie erzeugt werden“, teilt die Verbraucherzentrale mit. Allerdings ist der Vorteil bei Öko-Heidelbeeren aus Chile natürlich schnell futsch. Wer sich möglichst regional und saisonal ernährt, bessert die Klimabilanz bei der Ernährung grundlegend auf.