Kurzarbeit hilft in der Corona-Krise bei der Rettung von Jobs. Schnell wurden aber Forderungen laut, die Höhe der staatlichen Hilfe zu erhöhen. Für Betroffene gab es in Deutschland bislang 60 Prozent des entgangenen Nettoentgelts, Eltern erhalten 67 Prozent. Damit bekleckert sich die Bundesrepublik nicht gerade mit Ruhm, meinten Kritiker. „Beim Kurzarbeitergeld ist Deutschland Schlusslicht in Europa“, monierte das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung . In der Nacht auf den 23. April hat die Bundesregierung beschlossen: Das Kurzarbeitergeld wird erhöht.
Kurzarbeitergeld wird erhöht
Die Regelung kommt allerdings nicht allen Betroffenen zugute. Die neuen Corona-Hilfen sind gestaffelt und gelten für Menschen, die mindestens 50 Prozent weniger arbeiten, wie „Tagesschau.de“ berichtete. Demnach wird das Kurzarbeitergeld ab dem vierten Monat auf 70 Prozent beziehungsweise 77 Prozent angehoben. Ab dem siebten Monat werden 80 Prozent beziehungsweise 87 Prozent des Nettoentgelts gezahlt. Die Aufstockung ist zudem zeitlich begrenzt. Sie gilt maximal bis 31. Dezember 2020.
Das WSI hatte in seinem Bericht für den Monat April die Regelungen zur Kurzarbeit in 16 europäischen Ländern untersucht. Die Spanne reichte damals von den 60 Prozent in Deutschland bis zu Ländern, in denen Beschäftigte trotz Kurzarbeit den vollen Lohn erhalten. Ein direkter Vergleich ist allerdings zum Teil nicht so einfach.
Kurzarbeit: Viele Fragen
Das beginnt mit der Frage, auf welches Gehalt sich das Kurzarbeitergeld bezieht. „In den meisten Ländern wird dabei das Bruttoentgelt zugrunde gelegt, sodass sich netto sogar noch eine deutlich höhere Lohnkompensation ergeben kann“, erklärten die Experten.
Diese Fragen müssen außerdem berücksichtigt werden:
- Wie lang wird Kurzarbeitergeld gezahlt? Großzügigere Leistungen sind häufig für eine kürzere Zeitspanne verfügbar, teils nur höchstens drei Monate. In Deutschland wird Kurzarbeitergeld maximal zwölf Monate gezahlt.
- Handelt es sich um bestehende Leistungen oder um Corona-Sonderprogramme? Letztere sehen oft großzügigere Hilfen vor – siehe die Neuregelung in Deutschland.
- Wie hoch fallen die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung aus? Aus ihr wird in Deutschland das Kurzarbeitergeld bezahlt.
- Gibt es Untergrenzen? In einigen Ländern liegen diese auf Höhe des gesetzlichen Mindestlohns, um Beschäftigte im Niedriglohnsektor zu schützen.
Bei einem direkten Ländervergleich spielen also viele Faktoren eine Rolle. Wenn es aber um die reine Höhe der staatlichen Hilfe bei Kurzarbeit geht, steht fest: Einige Länder zahlen immer noch mehr Kurzarbeitergeld als Deutschland.
Diese Länder zahlen mehr Kurzarbeitergeld als Deutschland

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat für ihren Bericht 16 Länder in Europa untersucht. Bei fünf wurde das Kurzarbeitergeld auf Grundlage des Nettoentgelts ausgewiesen, darunter Deutschland. Hierzulande beträgt die Spanne 60 bis 80 Prozent des letzten Gehalts. Spanien liegt mit 70 Prozent zumindest bei Beschäftigten ohne Kinder und zu Beginn der Bezugsdauer deutlich vor der Bundesrepublik. Zudem wird das Kurzarbeitergeld sogar bis zu zwei Jahre lang gezahlt.

Kurzarbeiter erhalten in Frankreich laut dem WSI 70 Prozent des Bruttoentgelts. „Da das Kurzarbeitergeld jedoch steuerfrei ist, entspricht dies 84 Prozent des Nettoentgeltes“, erklärten die Experten.

Österreich hilft Unternehmen und Beschäftigten mit 80 bis 90 Prozent des Nettoentgelts. Hierbei handelt es laut dem Bericht um ein Corona-Sonderprogramm. Menschen im Niedriglohnsektor erhalten demnach 90 Prozent. Für die übrigen Beschäftigten seien es 80 beziehungsweise 85 Prozent. Die Kurzarbeit ist den Angaben zufolge auf drei Monate begrenzt, kann aber um ein weiteres Vierteljahr verlängert werden.

Menschen, die wegen der Corona-Krise weniger arbeiten können, erhalten dank staatlicher Hilfen weiterhin hundert Prozent des Nettogehalts. Auch hier handelt es sich laut WSI-Bericht um ein Sonderprogramm, dessen Bezug auf drei Monate beschränkt sei.

Dänemark leistet sich ein Kurzarbeitergeld in Höhe von hundert Prozent des Bruttogehalts für maximal drei Monate. Beschäftigte müssen allerdings fünf Urlaubstage einbringen.

In den Niederlanden werden hundert Prozent Kurzarbeitergeld gezahlt. Als Bemessungsgrundlage dient das Bruttogehalt. Betroffene können den Bezug um drei weitere Monate verlängern.

In Norwegen liegt das Kurzarbeitergeld laut WSI bei 80 bis 100 Prozent des Bruttogehalts.

Die skandinavischen Länder sichern Jobs in der Corona-Krise mit einigen der höchsten Sätze beim Kurzarbeitergeld. In Schweden waren es dem Bericht zufolge 92,5 bis 96 Prozent des Bruttoentgelts. Ein weiteres Plus: Die Hilfe wird für sechs Monate gezahlt und kann für weitere drei Monate verlängert werden.

Diese vier Ländern kommen beim Kurzarbeitergeld auf jeweils 80 Prozent des Bruttogehalts.