Normalerweise wäre jetzt die Zeit im Jahr, in der man mit dem Partner oder Freunden bei einem Gläschen Wein über den diesjährigen Sommerurlaub diskutiert. Am Strand in Spanien entspannen oder ein bisschen weiter weg – vielleicht nach Thailand? Doch diesen Frühling muss man sich eher der Frage stellen, wo man überhaupt hinfahren darf (womöglich der Sommerurlaub ganz aus). Der Corona-Shutdown hat den Reiseverkehr zum Erliegen gebracht. Für die Tourismusbranche ist das eine nie dagewesene Herausforderung.
Noch weiß niemand mit Sicherheit, wann die Reisebeschränkungen gelockert werden. Für die vom Fremdenverkehr abhängigen Unternehmen und Regionen drängt die Zeit: In knapp zwei Monaten beginnt die touristische Hochsaison auf der Nordhalbkugel. Viele Länder der Mittelmeerregion erwirtschaften einen großen Teil ihres Bruttoinlandsprodukts mit dem Tourismus, für sie wäre der Ausfall der Reisesaison in diesem Sommer eine Katastrophe. Die Deutsche Bank hat in einer neuen Studie aufgezeigt , in welchen Ländern der Reiseverkehr und Tourismus den größten Anteil des BIPs hat.
Diese Länder sind besonders vom Tourismus abhängig
Diese Länder sind am Meisten von Tourismus abhängig
Hinter Frankreich und Spanien sind die USA das Land mit den meisten Besuchern. Besonders die Nachbarn aus Mexiko und Kanada schauen gerne vorbei. Am häufigsten besuchen Touristen mit Abstand die Metropole New York. Auf Platz zwei und drei liegen Miami und Las Vegas. Sechs Prozent des BIPs wird durch den Tourismus erwirtschaftet. 2020 wird diese Bilanz wohl anders aussehen.
Indien ist als Mainstream-Touristenziel noch nicht etabliert, der Inlandstourismus aber entwickelt sich vielversprechend. Auch Medizin- und Kulturtourismus tragen dazu bei, dass 2018 neun Prozent der Wirtschaftsleistung im Tourismus erwirtschaftet wird. Es gibt noch Raum nach oben: Indien beheimatet 38 Unesco-Weltkulturerbestätten, darunter das berühmte Taj Mahal.
Baguettes, Croissants und Macarons – auch Frankreich hat was zu bieten: 90 Millionen Besucher lockte unser Nachbarland 2018 an. Das macht Frankreich zum meistbesuchten Land der Welt. Rund eine Million Menschen arbeiten in Frankreich im Tourismussektor und etwas weniger als zehn Prozent des BIPs werden hier normalerweise erwirtschaftet. Zwei Drittel der Einnahmen stammten 2018 übrigens von einheimischen Urlaubern.
China erfreut sich immer größerer Beliebtheit bei Reisenden, weshalb die Einnahmen durch den Tourismus in den letzten Jahren extrem gestiegen sind. 2018 wurden elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts durch den Tourismus erwirtschaftet. Vereinfachte Visa-Regeln sind ein Grund dafür, dass mehr Besucher kamen aber auch die Regierung engagiert sich immmer stärker, um Besucher anzulocken.
In Italien wurden 2018 13 Prozent des BIPs im Tourismus erwirtschaftet. 2020 werden es wohl weitaus weniger sein. Die Alpen, Küsten und historischen Stätten lockten 2018 insgesamt 62 Millionen Gäste nach Italien. Damit zählt das Land zu den meist bereisten der Welt.
In Spanien werden 14,6 Prozent der Wirtschaftsleistung aus dem Tourismus geschöpft. Die Corona-Krise trifft das Land dementsprechend hart. Am beliebtesten bei Touristen ist übrigens die Region Katalonien, aber auch die Kanarischen Inseln können sich konstant über viele Urlauber freuen. Knapp 25 Prozent der Besucher des Landes von Flamenco und Tapas kommen übrigens aus Großbritannien.
Das Land, das den dritthöchsten Anteil des BIPs durch Tourismus und Reisverkehr erwirtschaftet, ist Österreich. In der Alpenrepublik sind es rund 15,5 Prozent, die auf den Tourismus entfallen, das dürfte dieses Jahr zum Problem werden. Die österreichische Bundesregierung plädiert dafür, deutsche Touristen in den Sommermonaten ins Land zu lassen. 37 Prozent der Buchungen kommen von Deutschen.
Mit deutlichem Abstand landet Portugal auf Platz zwei. Hier werden rund 19 Prozent des BIPs durch Reiseverkehr und Tourismus erwirtschaftet. Surfer, Gourmets und digitale Nomaden machen Portugal in den letzten Jahren zu einem der hippsten Reiseländer in Europa. Übernachten in Lissabon und Porto ist in den letzten zwei Jahren deutlich teurer geworden, im Schnitt gibt jeder Portugal-Urlauber 1261 Euro für seinen Aufenthalt aus. Ein Rückgang der Urlauberzahlen wäre für das Land schwer zu verkraften.
Spitzenreiter ist Griechenland mit seinen 6000 Inseln. Hier entfielen 2018 sogar 20,6 Prozent des BIPs auf den Tourismus, 30 Millionen Touristen sollen das Land damals Jahr besucht haben. Der Tourismus spielte eine wichtige Rolle bei Griechenlands Weg aus der Finanzkrise. Berühmten Urlaubsorten wie Mykonos, Santorini, Kreta und Korfu lässt sich nur schwer wiederstehen. Im Schnitt gibt jeder Besucher 607 Euro für seinen Urlaub in Griechenland aus. Es ist zu erwarten, dass dieses Jahr nur ein Bruchteil dieser Summe pro Besucher im Land bleibt.