Klimaschutz ist mehr als Öko-Thema und Zukunftsmusik. Wie sehr Staaten auf Umweltschutz setzen, entscheidet über die Nachhaltigkeit ihrer Industrien und langfristig auch über die Zukunft der Menschheit. Dass dem Wachstum Grenzen gesetzt sind, das hat bereits 1972 die Studie für den Club of Rome aufgezeigt. Seitdem ist nicht nur aus Sicht von Umweltexperten zu wenig geschehen und die Frustation mit den Regierungen wächst. „Es mangelt nicht an Bekenntnissen zum Pariser Klimaabkommen, sondern es mangelt bisher an politischem Willen für konkrete Schritte zur Umsetzung. Dafür gibt es keine Ausreden mehr, denn alle Lösungen liegen auf dem Tisch und sind auch bezahlbar", hieß es im Dezember 2018 von der deutschen Umweltorganisation Germanwatch zum Weltklimagipfel in Katowice.
Germanwatch schlug zur Vorstellung des „ Climate Change Performance Index 2019 “ Alarm. „Nach drei Jahren stagnierender Emissionen steigt der CO2-Ausstoß weltweit wieder an“, warnten Umweltexperten. „Das Problem: Zwar setzen mehr Länder auf erneuerbare Energien, aber der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas kommt nur langsam voran.“ Die meisten der untersuchten Länder schnitten deshalb im Klimaschutz-Index 2019 deutlich schlechter ab als in den Vorjahren. Das gilt auch für Deutschland. Es verzeichnete die bislang zweitschlechteste Platzierung.
Der globale Klimaschutz-Index erscheint seit 2005 jährlich. Er wird von Germanwatch und dem Berliner NewClimate Institute erstellt. Für die aktuelle Ausgabe wurden die 56 größten Emittenten von CO2 weltweit untersucht. Auf sie entfallen den Angaben zufolge gut 90 Prozent der globalen energiebedingten Emissionen.
Das Umweltverhalten der Staaten wurde anhand von vier Bereichen bewertet:
- Emissionen (40 Prozent der Gesamtwertung)
- Energieverbrauch (20 Prozent)
- Erneuerbare Energien (20 Prozent)
- Klimapolitik (20 Prozent, bewertet von Experten aus dem jeweiligen Land).
Dies sind beim Klimaschutz die führenden Nationen:
Klimaschutz: Die Top-Länder
Die Analysten bescheinigten 13 Ländern einen „guten“ Klimaschutz. Platz zehn des Rankings ging an Malta. Es konnte sich im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz verbessern. Malta punktete vor allem mit den hohen Wachstumsraten bei den erneuerbaren Energien während der vergangenen fünf Jahre. Malta liegt im Klima-Index 2019 vor Indien, Norwegen und Finnland.
Die Schweiz ist in Sachen Umweltschutz offenbar auf einem guten Weg. Germanwatch und das NewClimate Institute hoben die Alpenrepublik vom zwölften auf den neunten Platz. Sie punktete unter anderem mit der nationalen Klimapolitik, etwa dank Plänen für nachhaltigen öffentlichen Verkehr.
Das Vereinigte Königreich verteidigte im Klima-Index seinen achten Platz. Die Analysten würdigten damit auch die Entwicklung beim Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase. Hier habe Großbritannien die Werte in den vergangenen Jahren deutlich senken können.
Litauen war der einzige Absteiger in den Top Ten. Das Land rutschte vom fünften auf den sechsten Platz ab. Trotzdem ist es aus Sicht der Umweltexperten von Germanwatch und NewClimate Institute weiterhin eher vorbildhaft, wenn es um nationale Klimapolitik oder den Stellenwert erneuerbarer Energien geht.
Marokko ist eines der klimafreundlichsten Länder der Welt. Es verbesserte sich im Index vom sechsten auf den fünften Platz. Insbesondere die sich abzeichnenden Entwicklungen beim Gebrauch erneuerbarer Energien und der generelle Energieverbrauch überzeugten die Experten.
Schweden will bis 2045 CO2-neutral werden. Experten kritisieren laut Germanwatch aber, dass es dazu an einer klaren Strategie fehlt. Trotzdem konnte Schweden den vierten Platz aus dem Vorjahr wiederholen. Damit ist das skandinavische Land in gewisser Weise der Klima-Champion 2019. Denn...
Wo der internationale Klimaschutz derart hinterher hinkt, da kann es keine Sieger geben. Das finden die Macher des „Climate Change Performance Index 2019“. Sie haben deshalb erneut die drei ersten Plätze in ihrem Ranking unbesetzt gelassen. Für Deutschland reichte es nur für Platz 27 – hinter Mexiko und Ägypten.