Im Kampf gegen die Corona-Epidemie teilt sich die OECD ziemlich gleichmäßig in Gewinner und Verlierer. Zu diesem Ergebnis gelangt jedenfalls eine Mitte Juni veröffentlichte Analyse der Economist Intelligence Unit. Ihre Experten haben untersucht, wie wirksam Regierungen die Gesundheit der Bürger geschützt haben. Sie bescheinigten zwölf Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein sehr gut oder gutes Krisenmanagement. Beim Rest der 21 Mitgliedsstaaten reichte es lediglich für die Noten „ausreichend“ oder „schlecht“.
Faktoren im Kampf gegen Corona
Die Untersuchung der britischen Economist Group, zu dem die Wochenzeitung „The Economist“ gehört, bewertete den Kampf gegen Corona anhand von drei Parametern:
- Übersterblichkeit (erhöhte Sterberate, Stand: 9. Juni) – dieser Faktor wurde viermal stärker gewichtet als alle anderen
- Zahl der Corona-Tests pro Einwohner (Stand: 9. Juni)
- Stärke des Gesundheitswesens (gemessen an der Zahl der abgesagten Krebsoperationen)
Dies wurde mit möglichen Risikofaktoren abgeglichen. Dies waren:
- Anteil der Bevölkerung ab 65 Jahren
- Verbreitung von Übergewicht
- Zahl ausländischer Touristen im Verhältnis zur Bevölkerung (Stand: 2018)
Diese Länder schneiden im Kampf gegen Corona am besten ab
Diese Länder meistern die Corona-Krise am besten
Die USA erhalten für ihr Corona-Krisenmanagement von den Experten der Economist Intelligence Unit (EIU) ein überraschend positives Urteil. Die Vereinigten Staaten erreichen die Note „gut“ und im Index einen Wert von 3,11. Damit teilen sie sich in der OECD-Rangliste den zehnten Platz mit zwei Ländern. Die Analysten sprachen von „interessanten Einblicken“ beim Anti-Corona-Kampf der USA. „Das Land verzeichnet weltweit die höchste Zahl von Todesfällen“, halten sie fest. Das sei teils der Bevölkerungsgröße und teils Versäumnissen zu Beginn der Pandemie geschuldet. Die Untersuchung gestand den USA aber viele erschwerende Risikofaktoren zu, darunter weitverbreitete Fettleibigkeit und ein hoher Anteil älterer Menschen. Werde dies berücksichtigt, „schneiden die USA nicht so schlecht ab, wie es die puren Zahlen nahelegen. Tatsächlich fällt das Ergebnis besser als in den meisten Ländern mit einem vergleichbaren Risikoprofil“, hieß es.
Frankreich kommt wie die USA auf Platz zehn der OECD-Staaten, die bislang am besten mit der Corona-Pandemie umgegangen sind. Alle Faktoren wurden auf einer Skala von 1 (schlechteste Reaktionen/geringstes Risiko) bis 4 (beste Reaktionen/höchstes Risiko) bewertet. Frankreich erreichte einen Indexwert von 3,11. Unser Nachbar erhielt bei Corona-Tests, Gesundheitswesen und Übersterblichkeit jeweils die Bewertung 3. Mildernd wurden das hohe Durchschnittsalter und die große Zahl ausländischer Touristen bewertet.
Chile ist das dritte Land auf Platz zehn der Corona-Rangliste. Der südamerikanische Staat schnitt damit besser ab als das Vereinigte Königreich. „Das zeigt, dass reichere Länder die Pandemie nicht unbedingt besser bekämpfen als weniger wohlhabende Staaten“, bilanzierten die EIU-Experten. Chile verzeichnete demnach trotz eines hohen Anteils übergewichtiger Menschen eine geringe Übersterblichkeit.
Portugal erreicht mit einem Gesamtwert von 3,22 und der Note „gut“ Platz neun. Das lag insbesondere an sehr hoher Gefährdungslage durch internationale Besucher und den hohen Anteil an Senioren. Portugal erhielt zudem für die Zahl der Corona-Tests die Bestnote.
Fünf Länder teilen sich mit dem Indexwert 3,44 Platz vier. Sie sind die ersten Staaten, die im Corona-Ranking für die OECD ein „sehr gut“ erhalten. Norwegen punktete mit einer geringen Übersterblichkeit und dem hohen Risiko durch viele ausländische Touristen.
Dänemark ist der letzte OECD-Staat auf dem vierten Platz. Die EIU-Analysten vergaben für die Zahl der Corona-Tests und die gemessene Übersterblichkeit den Höchstwert 4. Der geringe Anteil übergewichtiger Menschen führte zur Abwertung auf das Endergebnis 3,44.
Die Corona-Strategie der österreichischen Regierung erhielt von den Experten ebenfalls ein „sehr gut“. Der Gesamtwert 3,56 reichte für den zweiten Platz in der OECD. Viele Corona-Tests, eine niedrige Übersterblichkeit sowie ein hohes Risiko durch viele ausländische Touristen hievten Österreich auf die gute Position. Die muss sich unser Nachbar aber teilen.
Die Analyse der EIU kommt zu dem Schluss: Deutschland hat neben Österreich unter den europäischen OECD-Mitgliedern die beste Strategie zum Schutz seiner Bevölkerung. Für die Zahl der Corona-Tests gab es zwar nur drei von vier möglichen Punkten. Das stabile Gesundheitssystem, die niedrige Übersterblickeit trotz einer vergleichsweise alten Bevölkerung konnten die Experten aber überzeugen.
Kein Land der OECD hat die Gesundheit seiner Bevölkerung in der Covid-19-Pandemie besser geschützt als Neuseeland, wie die Economist-Analysten bilanzieren. Der Staat liegt mit 3,67 von 4 Punkten an der Spitze der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die Untersuchung machte bei allen Unterschieden ein Erfolgsrezept aus, wenn es um die Gesundheit der Menschen geht. Die Länder der Spitzengruppe hätten die Pandemie durch schnelle Reaktionen eingedämmt. „Nicht alle haben strenge Lockdowns angeordnet, aber alle haben aggressive Test- und Tracing-Programme umgesetzt“, stellten die Experten fest.