Diese Länder geben am meisten fürs Militär aus
Die globalen Militärausgaben sind laut dem Stockholmer Friedensforschungsinistituts Sipri so stark gestiegen wie seit 2009 nicht mehr. Sie erhöhten sich demnach 2023 um 6,8 Prozent auf 2443 Mrd. US-Dollar. Japan verzeichnete mit elf Prozent den drittgrößten Anstieg in den Top 10. Dass Japan dennoch einen Platz auf den zehnten Rang abstieg, war eine direkte Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Die japanischen Rüstungsausgaben beliefen laut Sipri 2023 auf umgerechnet rund 50,2 Mrd. Dollar. Der Anteil von 1,2 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) war der niedrigste in den Top 10. Japan verdrängte Südkorea auf den elften Platz.
Einen Platz nach unten ging es wegen des Ukrainekriegs auch für Frankreich. Die Stockholmer Friedensforscher errechneten Rüstungsausgaben von zuletzt 61,3 Mrd. Dollar. Gemessen am Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (6,5 Prozent) lag Frankreich im Mittelfeld der zehn Länder mit den höchsten Militärausgaben.
Die Ukraine könnte Deutschland im nächsten Militärausgaben-Ranking von Sipri überrunden. Das von Russland angegriffene Land lag 2023 mit 64,8 Mrd. Dollar nur noch 2 Mrd. Dollar hinter der Bundesrepublik. Durch die verglichen mit 2022 um 51 Prozent höheren Militärausgaben stieg die Ukraine vom elften auf den achten Platz des Rankings. Gegenüber 2014 – dem Jahr der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim – sind die Rüstungsausgaben der Ukraine laut dem Bericht um 1272 Prozent gestiegen. Zur Einordnung: Nur zwei Länder der Top 40 stießen überhaupt in den dreistelligen Prozentbereich vor (Dänemark plus 108 Prozent, Polen plus 181 Prozent). Allein war die Ukraine auch beim Ausmaß des Anteils der Rüstungsausgaben am BIP (37 Prozent). Kein anderes Land in den Top 40 erreichte hier einen zweistelligen Wert.
Deutschland belegte erneut Platz sieben der Länder mit den höchsten Rüstungsausgaben weltweit und blieb damit die Nummer eins in der Europäischen Union. Die deutschen Militärausgaben stiegen laut Sipri in Zeiten der „Zeitenwende“ um 9,0 Prozent auf 66,8 Mrd. Dollar. Das waren der Analyse zufolge 48 Prozent mehr als noch 2014. Mit 1,5 Prozent am BIP verfehlte Deutschland nach Ansicht der Analysten das Nato-Ziel aber weiterhin deutlich.
Die höchsten Militärausgaben in Europa konnte erneut Großbritannien vorweisen. Sipri registrierte einen Anstieg um 7,9 Prozent auf 74,9 Mrd. Dollar. Damit konnte das nächstplatzierte Deutschland etwas aufholen. Dafür erfüllte London mit 2,3 Prozent am BIP klar die Vorgaben der Nato an ihre Bündnispartner.
Europa spielt in den Top 5 der Nationen mit den größten Militärausgaben nicht mit. Eröffnet wurde die Spitzengruppe im aktuellen Sipri-Ranking wie im Vorjahr von Saudi-Arabien. Die Forscher konnten die Ausgaben des absolutistischen, islamischen Staats nur schätzen. Sie gingen von einem Plus um 4,3 Prozent auf 75,8 Mrd. Dollar aus (7,2 Prozent des BIP). Verglichen mit 2014 entsprach das den Angaben zufolge einem Rückgang um 18 Prozent.
An der Reihenfolge in den Top 5 hat sich 2024 nichts geändert. Indien kam damit erneut auf den vierten Platz. Sipri errechnete einen Anstieg um 4,2 Prozent auf 83,6 Mrd. Dollar. Das waren 44 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Dass selbst das bevölkerungsreichste Land der Welt für gerade einmal 3,4 Prozent der globalen Rüstungsausgaben verantwortlich zeichnete, unterstreicht die Dominanz der Top 2 beim weltweiten Waffengeschäft. Denn auch die Nummer drei war weit von vom Spitzenduo entfernt.
Bei drei der fünf Länder mit den größten Rüstungsausgaben musste Sipri die Zahlen schätzen. Das unterstreicht, wie sehr mangelnde Transparenz mit Militarismus einhergehen kann. Russland steigerte die Rüstungsausgaben laut dem Bericht inmitten des Kriegs gegen die Ukraine um 24 Prozent auf 109 Mrd. Dollar. Das entsprach Sipri zufolge 5,9 Prozent des russischen BIP. Aber auch dieser Aggressor steuerte lediglich 4,5 Prozent zu den weltweiten Rüstungsausgaben bei.
China investierte 2023 deutlich mehr in Rüstung als Indien. Beim jährlichen Zuwachs rangierte das kommunistische Land allerdings mit 6,0 Prozent in den Top 10 lediglich auf Platz sieben. Die Stockholmer Forscher konnten auch hier nur schätzen und gingen von 296 Mrd. Dollar an Rüstungsausgaben aus. Das wären zwölf Prozent der weltweiten Militärbudgets gewesen – weniger als ein Drittel der Bilanz des Spitzenreiters.
Die USA rüsten stärker auf als die restlichen Nationen der Top 10 zusammengenommen. Sipri führte die Vereinigten Staaten mit 916 Mrd. Dollar (mehr als der dreifache Wert Chinas) auf dem ersten Platz. Das entsprach den Angaben zufolge 37 Prozent der weltweiten Rüstungsausgaben 2023. Gemessen am jährlichen Wachstum (2,3 Prozent) kamen die USA in den Top 10 jedoch ebenfalls mit Abstand auf den letzten Platz. Der vorletzte Platz wurde es beim Abgleich der Rüstungsausgaben 2014 (plus 9,9 Prozent). Dort lag nur Saudi-Arabien niedriger. Weit vorn rangierten die USA jedoch beim Anteil der Rüstungsausgaben am BIP (3,4 Prozent).