3D-Druck, Virtual Reality oder Cognitive Computing sind für die meisten Menschen mittlerweile keine Fremdworte mehr. Das digitale Zeitalter ist längst angebrochen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Europäischen Kommission verdeutlicht aber was bereits alle geahnt haben, die Digitalisierung wird im Ausland schneller realisiert als hierzulande. Laut des diesjährigen Digital Economy and Society Index (DESI) der Europäischen Kommission tummeln sich vor Allem die Skandinavier an der Spitze des digitalen Fortschritts. Deutschland hingegen ist zwar in den meisten Dimensionen des DESI leistungsstark, erzielt aber nur 54,4 von 100 Gesamtpunkten und liegt damit nur knapp zwei Punkte über dem EU-Durschschnitt. Deutschland erreicht Platz 12 von 28.
Der DESI misst anhand von 24 relevanten Indikatoren den digitalen Fortschritt aller EU-Staaten. Der Index dient als Vergleichsmaß der digitalen Leistung innerhalb der EU und im internationalen Wettbewerb. Die Studie ist in fünf zentrale Rubriken aufgegliedert: Konnektivität, Digitale Kompetenzen, Internetnutzung der Bürgerinnen und Bürger, Einsatz digitaler Technologien in den Unternehmen und digitale öffentliche Dienste.
Digitalisierung: Die Top 10 der EU
Digitalisierung: Die Top 10 der EU

Malta schafft es mit 58,1 von 100 Gesamtpunkten gerade noch in die Top 10 der EU, und liegt damit einige Punkte über dem EU-Durchschnitt von 52,5. Digitale Wirtschaft, digitale Regierung und digitale Bürger: 2014 startete Malta eine eigene Digitalstrategie, die 71 Maßnahmen vorsieht, um Malta bis 2020 zu einem digitalen Zentrum zu machen. Ein Update erfolgte 2017. Laut Angaben der EU-Kommission brachte Malta im Zuge dessen im vergangenen Jahr eine umfassende Blockchain-Strategie auf den Markt, richtete ein Innovation Hub ein und arbeitet an der Weiterentwicklung mobiler E-Government-Dienste.

Belgien erzielt 59,4 von 100 Punkten und schafft es auf den neunten Platz. Die meisten Belgier nutzen Webdienste, insbesondere Online-Banking und soziale Netzwerke. Es werden viele innovative Projekte zur Förderung digitaler Kompetenzen durchgeführt. Trotzdem ist das in den Statistiken der EU noch nicht sichtbar. Belgien will mehr Menschen für eine digitale Karriere begeistern. Belgische Unternehmen setzen digitale Technologien bereits erfolgreich um, es muss jedoch weiterhin investiert werden, um die Wirtschaft voranzutreiben.

Knapp drei Punkte mehr als im Vorjahr: Estland belegt 2019 den 8. Platz unter den 28 EU-Mitgliedstaaten. Nach Angaben der Europäischen Kommission ist die Nutzung von Internetdiensten in Estland nach wie vor hoch. Die größte Herausforderung der estnischen Wirtschaft ist jedoch die Digitalisierung von Unternehmen, die die Möglichkeiten der digitalen Technologie noch immer nicht vollständig ausschöpfen.

Den siebten Platz sichert sich Irland. Die Iren konnten sich 2019 in allen untersuchten Bereichen verbessern, ihr Score stieg um über vier Punkte an. Irland ist die Nummer 1 in der EU, wenn es um die Integration digitaler Technologien geht. Das liegt vor Allem daran, dass kleine und mittlere Unternehmen zunehmend auf digitale Technologien zurückgreifen. Breitband-Internetzugang ist im Allgemeinen immernoch relativ teuer. Das resultiert in einem geringen Anteil an Internetnutzern, knapp unter dem EU-Durchschnitt, was sich wiederum in den Digitalfähigkeiten der Iren bemerkbar macht: Nach Angaben der EU-Kommission verfügen nur 48 Prozent über grundlegend digitale Skills.

Luxemburg verschlechtert sich 2019 um einen Rang. Mit einem Punktestand von 61,8 belegt das Land den 6. Platz im Gesamtranking der Europäischen Kommission. Die Digitalisierungsbemühungen der Luxemburger werden vor Allem im Bezug auf die Konnektivität deutlich. Mit einer breiten Verfügbarkeit von schnellen und ultraschnellen Festnetz- und Mobilfunknetzen sowie Breitbandnetzen sichern sie sich den zweiten Platz in der Rubrik. Die digitalen öffentlichen Dienstleistungen haben sich weiter verbessert, aber der Wert liegt weiterhin einige Punkte unter dem EU-Durchschnitt.

Das Vereinigte Königreich verbessert sich um einen Platz und belegt 2019 mit 61,9 Gesamtpunkten den fünften Platz. In allen DESI-Bereichen konnten sich die Briten verbessern, auch die grundlegenden digitalen Fähigkeiten sind trotz einer bereits überdurchschnittlichen Leistung angestiegen und liegen laut der EU-Kommission derzeit bei 71 Prozent. Online-Dienste sind besonders beliebt und auch die Nutzung von Social Media und Cloud Services sind hoch.

Dänemark verbesserte sich in allen Dimensionen im Vergleich zu 2018 und kann so den vierten Platz im Gesamtranking der Europäischen Kommission halten. Die Dänen verfolgen nicht nur digitale Strategien in Zusammenarbeit mit Unternehmen und der Industrie, sondern konzentrieren sich auch auf den technologischen Fortschritt im öffentlichen Sektor. In der Rubrik Konnektivität belegt das deutsche Nachbarland sogar den Spitzenplatz. Der Ausbau von Breitband-Internet, 4G und NGA erreicht fast 100 Prozent und liegt damit deutlich über dem EU-Durchschnitt. Nur zwei Prozent der dänischen Bevölkerung haben das Internet noch nie genutzt, und nur drei von zehn Dänen verfügen noch nicht über grundlegende digitale Kenntnisse.

Die Niederlande belegt mit einem Index von 68,9 Punkten den dritten Platz und verliert somit einen Rang im Vergleich zum Vorjahr. In Sachen Konnektivität ist die Niederlande weiterhin stark, die mobile Breitband-Nutzung nimmt deutlich zu. Außerdem profitieren die Holländer von den durchschnittlichen Verbesserunge innerhalb der EU, die digitalen öffentlichen Dienste sind fortschrittlich. Im Juni 2018 verabschiedete die niederländische Regierung eine eigene Digitalisierungsstrategie, um neue Technologien in wirtschaftlichen und sozialen Bereichen umfangreich auszubauen. Ein besonderer Fokus wird im Zusammenhang damit auf Datenschutz und Cybersicherheit gelegt.

Schweden belegt Platz 2 im DESI. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Nutzung von Internetdiensten und digitalen öffentlichen Dienstleistungen zurück. 2017 verabschiedete Schweden eine Digitalisierungsstrategie, die sich auf die digitalen Fähigkeiten fokussiert: Der diesjährige Index der EU zeigt, dass 77 Prozent der schwedischen Bevölkerung über mindestens grundlegende digitale Fähigkeiten und 46 Prozent über fortgeschrittene Kenntnisse verfügen.

Mit 69,9 Punkten erzielt Finnland die Top-Platzierung unter den 28 EU-Mitgliedsstaaten. Die Finnen haben also das Potenzial die digitale Führungsrolle zu übernehmen, was laut der Studie vor Allem daran liegt, dass die Integration von digitalen Technologien und der Ausbau digitaler öffentlicher Dienstleistungen schnell voranschreitet. Bemerkenswert ist, dass 76 Prozent der finnischen Bevölkerung über grundlegende digitale Fähigkeiten verfügen. Lediglich im Bereich Konnektivität belegt Finnland keinen Spitzenplatz: Laut Angaben der EU nutzen nur 58 Prozent der Haushalte die schnelle Datenübertragung per Breitband-Internetzugang.