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Kolumne Die schönsten Konzernnachrichten 2018

Bernd Ziesemer
Bernd Ziesemer
© Copyright: Martin Kress
Bernd Ziesemer wagt zum Jahresauftakt einen nicht ganz ernst gemeinten Ausblick für Siemens, Bayer, Deutsche Bank und andere große deutsche Dax-Unternehmen.

Nach der Auswertung von 2,863 Milliarden Daten und dem Einsatz neuer logarithmischer Analyse-Modelle, etwas Pendelmagie und einem tiefen Blick in die Kristallkugel präsentieren wir heute schon die wichtigen Konzern-Nachrichten des ganzen Jahres 2018:

Bayer

Der Pharmakonzern legt nach der erfolgreichen Fusion mit Monsanto eine neue bahnbrechende Studie vor: Danach ist Glyphosat – Ehrenwort! - nicht nur vollkommen unschädlich, sondern als Beimengung zum Bier sogar äußerst zu empfehlen. Die umstrittene Chemikalie sorgt für den schnelleren Abbau von Alkohol im menschlichen Körper und erlaubt damit jedem Autofahrer, ein Maß mehr zu trinken. Außerdem eignet sich Glyphosat auch als Brotaufstrich und als Haarwuchsmittel. Deshalb appelliert Bayer-Chef Werner Baumann an die EU-Kommission in Brüssel, Glyphosat künftig als Nahrungsergänzungsmittel und nicht mehr als Unkrautvernichter zu zertifizieren.

Siemens

Nachdem sich Vorstandschef Joe Kaeser schon im alten Jahr durch bahnbrechende Vorschläge für höhere Steuern und die sofortige Bildung einer Jamaika-Koalition politisch in Stellung gebracht hatte, kündigt der Oberbayer im Februar überraschend seine Kandidatur für das Amt des Bundeskanzlers an. Es sei an der Zeit, die Bundesregierung endlich aus einem schwergängigen Konglomerat in einen flotten Dampferverband zu verwandeln. Deshalb will Käser die gesamte Wirtschaftspolitik an Siemens outsourcen und das Finanzministerium an die Börse bringen.

Deutsche Bank

Mit einem herzhaften „I’m outta here“ kündigt Vorstandschef John Cryan seinen sofortigen Wechsel zur Bank of Cyprus an. Er wolle jetzt endlich mal in einem soliden Kreditinstitut arbeiten, das über klare Strukturen und ein bewährtes Geschäftsmodell verfüge. Die Deutsche Bank habe sich leider als nicht steuerbar erwiesen. So sei es ihm zum Beispiel trotz vieler Versuche nicht gelungen, seinem Aufsichtsratschef eine E-Mail zu schicken, da die 32 IT-Systeme der Bank immer noch nicht kompatibel seien. Seine guten Deutsch-Kenntnisse unterstrich der Brite zum Abschied mit einem Zitat von König Friedrich August III. von Sachsen: „Macht Euren Dreck alleene“.

Thyssenkrupp

Nach der Abspaltung der Stahlsparte beugt sich Vorstandschef Heinrich Hiesinger endlich dem Druck seiner aktivistischen Investoren. Man werde jetzt auch den Rest des Konzerns verkaufen und mit den Erlösen eine ganz neue Strategie einschlagen. So wie sich der Industriekonzern Preussag einst in den Touristikanbieter Tui verwandelt hatte, werde sich Thyssen-Krupp jetzt dem Geschäft mit Sportartikeln zuwenden. Jetzt wissen wir endlich, warum alle Manager des Konzerns seit einigen Monaten mit selbst entworfenen hellblauen Sneakers herumlaufen. Hiesinger: „Die Nachfrage nach unseren Turnschuhen übertrifft jetzt schon unseren Absatz an Stahlbrammen.“

Deutsche Post

Nach den ersten Erfolgen mit dem hauseigenen Elektro-Lieferwagen Scooter überrascht der Logistik-Konzern die Wirtschaft mit einer breitangelegten Allianz mit Tesla. Dabei gehe es keineswegs nur um eine Kooperation bei Elektroautos, erklärte Vorstandschef Frank Appel, sondern auch um die Zusammenarbeit in der Raketen-Technologie. Nachdem Elon Musk gezeigt habe, wie man ein Auto auf den Mars befördert, bestehe kein Zweifel mehr am Zukunftspotential seiner Flugkörper. Die Post wolle ihre Pakete nun in einem ersten Pilotversuch regelmäßig von München nach Hamburg schießen. „Die Konkurrenz redet von Drohnen, wir setzen Raketen ein“, verkündete Appel der anwesenden Weltpresse.

Und sonst? Bleibt alles beim Alten.

Bernd Ziesemerist Capital-Kolumnist. Der Wirtschaftsjournalist war von 2002 bis 2010 Chefredakteur des Handelsblattes. Anschließend war er bis 2014 Geschäftsführer der Corporate-Publishing-Sparte des Verlags Hoffmann und Campe. Ziesemers Kolumne erscheint jeden Montag auf Capital.de. Hier können Sie ihm auf Twitter folgen.

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