Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt sich betont vorsichtig: „Wir dürfen uns keine Sekunde in Sicherheit wiegen“, sagte sie nach einer Sitzung des Corona-Kabinetts. Merkel ist besorgt, weil eine frühzeitige Öffnung zu einem Rückfall führen könnte. Dann gebe es einen erneuten Shutdown. Die Kanzlerin ruft die Bundesländer daher dazu auf, die zwischen Bund und Ländern vereinbarten Lockerungen behutsam anzugehen.
Seit dem 20. April dürfen Geschäfte bis 800 Quadratmeter Ladenfläche, sowie Buchhändler, Fahrradhändler und Autohäuser wieder öffnen. Auch Museen, Zoos und Tierparks dürfen wieder Besucher einlassen, wenn die Abstandsregeln gewahrt bleiben. Restaurants und Bars bleiben vorerst geschlossen. Der Unterricht an den Schulen soll am 4. Mai wieder losgehen, allerdings müssen strenge Hygienevorschriften eingehalten werden. Abschlussprüfungen starten schon früher.
Das sind die Exit-Pläne anderer Länder:
Wie Länder weltweit den Corona-Exit planen
Am 13. April verlängerte Präsident Emmanuel Macron die strikte Ausgangssperre in Frankreich für einen weiteren Monat. Er sprach von einer „neuen Etappe“ im Kampf gegen Covid-19 und kündigt an, ab dem 11. Mai Kindergärten und Schulen schrittweise zu öffnen. Zuerst an der Reihe sind die jungen Schulkinder. Restaurants, Cafés und Hotels bleiben noch länger geschlossen, bis Mitte Juni sind keine Veranstaltungen erlaubt.
Ganz wichtig im Alpenland: ein Mundschutz. Fast schon theatralisch tragen Österreichs Spitzenpolitiker bei Pressekonferenzen diese Masken und ziehen sie oft erst Sekunden vor ihrer Ansprache aus. Der möglichst breite Einsatz von Mundschutz soll auch dazu beitragen, dass der Alltag vor allem im Kleinen schrittweise wieder hochgefahren werden kann. Das heißt: Kleine Geschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte dürfen seit Dienstag, 14.April wieder öffnen. Dabei muss sichergestellt sein, dass auf sich auf 20 Quadratmeter jeweils nur ein Kunde befindet. Ab Anfang Mai öffnen dann alle Geschäfte, Friseursalons und sogar Golfplätze. Wichtig: In Supermärkten und im öffentlichen Nahverkehr gilt Maskenpflicht, wer dagegen verstößt muss 25€ zahlen. Schulen sollen wegen ihrer großen Verbreitungswirkung erst später wieder den Betrieb aufnehmen, voraussichtlich Mitte Mai. Die Schulabschlussprüfung Matura, vergleichbar mit dem deutschen Abitur, soll stattfinden können. Veranstaltungen sind noch bis Ende August untersagt.
Bisher konnte man nur mit einem ärztlichen Attest einreisen, in Zukunft soll das mit einer Eigenerklärung möglich sein. Gründe dafür können der Besuch des Partners oder die Versorgung eines Tieres sein.
US-Präsident Trump will möglichst rasch wieder zurück zur Normalität. Für Schulen und Geschäfte ist ein Drei-Phasen-Plan vorgesehen. Für jede Phase ist eine Länge von mindestens 14 Tagen bestimmt, einen genauen Zeitplan gibt es nicht. In der ersten Phase sollen Restaurants, Kinos und Gotteshäuser öffnen, Schulen jedoch geschlossen bleiben. Nimmt die Zahl der Infizierten über den Zeitraum der Phase ab, tritt die nächste ein. In dieser dürfen Schulen öffnen, auch Reisen, die nicht essentiell sind sollen wieder möglich sein. In der dritten Phase sind Krankenbesuche wieder erlaubt und man soll ohne Einschränkung wieder an seine Arbeitsstelle zurückkehren dürfen. Die endgültige Entscheidung liegt aber bei den Gouverneuren der Bundesstaaten, obwohl Trump behauptet hatte, er habe „allumfassende Macht“.
Nach den USA ist Spanien das am stärksten betroffene Land von der Pandemie. Viele Industriebereiche dürfen nun wieder produzieren. Die Regelung, die nur Arbeit in Betrieben erlaubt, die lebenswichtige Produkte herstellen, wird von der Regierung aufgehoben. In U-Bahnstationen sollen jetzt gratis Gesichtsmasken verteilt werden. Doch laut Ministerpräsident Sánchez sei das Land noch weit vom „Sieg gegen das Coronavirus entfernt“. Kinder dürfen seit über einem Monat ihre Wohnungen nicht verlassen, auch spazieren gehen ist nicht erlaubt. Laut spanischen Medien denkt die Regierung darüber nach, die Beschränkungen ab 26. April zu lockern. Bis dahin müssen die Spanier weiter Balkonpartys feiern.
In Italien herrscht nun schon seit zwei Monaten Ausnahmezustand und die Ausgangsbeschränkungen wurden bis zum 3. Mai verlängert In Regierungskreisen ist aber von einer „Phase 2“ die Rede, Details sind noch offen. Fakt ist, dass einige Geschäfte wie Buch- und Schreibwarenläden wieder öffnen. In der Region Lombardei, die von dem Virus früh und besonders heftig getroffen wurde, ist daran aber noch nicht zu denken. Täglich sterben in Italien immer noch 500 bis 600 Menschen an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus. Kindergärten, Schulen und Universitäten bleiben vorerst geschlossen: Sie können erst im September, nach den Sommerferien wieder öffnen.
Sie sind der Superstar unter den Corona-Bekämpfern: Mit einer Strategie des massiven Testens und konsequenter Isolierung bekam Südkorea das Virus bis heute gut in den Griff. Für ein Land mit über 50 Millionen Einwohnern ist die Zahl von gut 10.000 registrierten Infektionen sehr gering. Zudem geht die Zahl der neuen Fälle immer weiter zurück. Was das öffentliche Leben anging, so fuhr Südkorea von Anfang an eine eigene Strategie. Es gab keine Ausgangssperre, die Menschen gingen arbeiten, die meisten Geschäfte waren geöffnet. Vom Besuch von Bars wurde abgeraten, schließen mussten sie nicht. Dicht waren lediglich die Schulen und Universitäten – diese sind zumindest online in Betrieb. Voraussetzung für diese Offenheit allerdings: Fast alle Südkoreaner tragen in der Öffentlichkeit Schutzmasken, mit denen das Land gut versorgt ist. Und Kontakte von infizierten Personen können über Kreditkartendaten, Handy-Tracking oder Überwachungskameras ausfindig gemacht werden.
Der nordische Nachbar Deutschlands war schon früh und stark betroffen – auch weil viele Dänen aus den Skiferien in der Corona-Drehscheibe im österreichischen Ischgl zurückgekommen waren. Die Grenzen wurden dicht gemacht, das öffentliche Leben eingefroren. Jetzt hat sich Lage beruhigt und die Dänen fahren langsam wieder hoch. Zuerst Kindergärten und die unteren Klassen der Schulen, damit die Eltern wieder arbeiten gehen können. Diese sind seit letztem Mittwoch offen. Restaurants sollen hingegen noch geschlossen bleiben, erst einmal bis zum 10. Mai. Großveranstaltungen darf es ohnehin bis Ende August keine geben. Auch die Grenzen zu Deutschland, Schweden und Norwegen bleiben zu. Hier behält sich die Regierung eine Öffnung im Mai vor. Im Bild Regierungschefin Mette Frederiksen.
Eigentlich galt der Stadtstaat weltweit als Vorbild für den Kampf gegen Corona. Isolation von Infizierten und deren Kontaktpersonen, Einsatz von Tracking-Apps: Singapur schien die Epidemie so im Griff zu haben, dass Schulen und Geschäfte zunächst sogar offen gelassen wurden. Seit dem 5. April allerdings gehen die Fallzahlen in die Höhe, und nun wird es auch für die Bewohner Singapurs ungemütlicher. Die Schulen werden geschlossen – ebenso wie alle Geschäfte, die keine lebensnotwendigen Dinge verkaufen.
Die Regierung in Prag hatte rigide Maßnahmen für die Bewegung im öffentlichen Raum beschlossen, die auch vorerst aufrecht erhalten werden: So dürfen sich die Tschechen außer Haus höchstens zu zweit aufhalten, und dabei einen Mundschutz tragen. In anderen Bereichen hingegen gibt es nun erste Lockerungen. Sportarten wie Tennis oder Golf, die ohne Kontakt und mit weitem Abstand ausgeübt werden, sind wieder erlaubt. Zudem dürfen jenseits der Lebensmittelgeschäfte auch Hobby- und Baumärkte, Haushaltswarenläden und Werkstätten wieder öffnen. Selbst kleinere Hochzeiten sind wieder erlaubt. Auch ins Ausland reisen dürfen die Tschechen ab Mitte April wieder, zumindest wenn sie Verwandte besuchen wollen oder aus medizinischen Gründen das Land verlassen müssen. Bei der Rückkehr ist eine 14-tägige Quarantäne Pflicht.
Ab 25.April dürfen Restaurants Take-away Services anbieten, Frisöre und Kosmetiksalons sollen öffnen. Auch Zoos, Museen und Galerien dürfen ab diesem Zeitpunkt wieder Besucher empfangen. Die letzt Etappe startet am 8.Juni und erlaubt die Öffnung von Einkaufszentren, Hotels und Restaurants.
Der nordische Staat, der wirtschaftlich eng mit der EU kooperiert, hat vor allem ein Problem: Da die Grenzen geschlossen wurden, können keine ausländischen Arbeitskräfte mehr einreisen, die in der Landwirtschaft oder der Lebensmittelindustrie dringend benötigt werden. Allerdings hat die Regierung in Oslo das Virus mittlerweile halbewegs im Griff: Die Neuinfektionen sinken deutlich, die Zahl der gesamten Infektionen verdoppelt sich statistisch nur noch alle drei Wochen. Deswegen soll der Einreisestopp nun vorsichtig gelockert werden. Saisonarbeiter dürfen demnächst wieder einreisen, müssen allerdings nach ihrer Ankunft für 14 Tage in Quarantäne.