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Weltwirtschaftsforum Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit

Stockender Digitalausbau: Gleich vier Plätze verlor die deutsche Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Ranking des Weltwirtschaftsforums
Stockender Digitalausbau: Gleich vier Plätze verlor die deutsche Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Ranking des Weltwirtschaftsforums
© Michal Jarmoluk / Pixabay
2018 zählte Deutschland noch zu den drei wettbewerbsfähigsten Ländern weltweit, ein Jahr später reicht es nur noch für die Top-Ten. Der Grund für das schlechte Abschneiden ist ein Dauer-Kritikpunkt

Nach dem Schrumpf-Wachstum der ersten zwei Quartale muss die deutsche Wirtschaft nun die nächste Schlappe hinnehmen: Laut dem „Global Competitiveness Report 2019“ des Weltwirtschaftsforums (WEF) rutscht die Bundesrepublik mit einem Indexwert von 81,8 Punkten von Platz drei auf sieben.

Zwar verliert Deutschland im Vergleich zum Vorjahr nur einen Punkt, allerdings hat die Konkurrenz aufgeholt. Die Folge: Vor Deutschland liegen jetzt Hongkong, die Niederlande, die Schweiz und Japan. Auch die USA büßen im Ranking einen Platz ein und fallen hinter den neuen Spitzenreiter Singapur auf Platz zwei zurück. Für 2019 hat das WEF die Wettbewerbsfähigkeit von insgesamt 141 Staaten untersucht.

IT-Rückstand macht weniger wettbewerbsfähig

Trotz des Verlustes liefert Deutschland in der Untersuchung aber ordentlich ab: In nahezu allen Kategorien liegt die Bundesregierung über dem OECD-Schnitt. In der Kategorie Innovationsfähigkeit ist Deutschland sogar schon zum zweiten Mal in Folge Spitzenreiter des Rankings. Auch in Sachen makroökonomische Stabilität gibt es Platz eins.

Insgesamt schafft es Deutschland dabei in sieben von zwölf Kategorien, darunter Marktgröße und Infrastruktur, unter die besten Zehn. Im europäischen Vergleich zählt es daher weiterhin zu den besten drei Ländern. Die Übersicht aller 103 Indikatoren zeigt allerdings: In etwas mehr als der Hälfte der Indikatoren lässt die Bundesrepublik nach, verbessert sich dagegen nur bei weniger als einem Fünftel.

Als größte Schwäche sieht die Studie dabei den Stand der Informationstechnologie: Hier fällt Deutschland mit Platz 36 weit hinter die baltischen Staaten, Russland und China zurück. Beim mobilen Breitbandanschlüssen landet es mit Platz 58 noch weiter hinten im Ranking, bei Internetverbindungen über Glasfaserkabel reicht es sogar nur noch für Platz 72.

Damit bestätigen die Studienergebnisse, was ohnehin schon längst bekannt ist: Immer wieder steht die Bundesregierung für ihren schleppenden Ausbau des Glasfaser- und Breitbandnetzes in der Kritik. Auch eine OECD-Studie im März 2019 zählte Deutschland zu den internationalen Schlusslichtern beim Digitalausbau .

Die WEF-Analytiker sehen auch bei der Aus- und Weiterbildung von Arbeitskräften und der Arbeitsvermittlung von Hochschulabsolventen Nachholbedarf. Hier ist Deutschland mit Platz 13 allerdings deutlich weiter vorn im internationalen Vergleich als in der IT.

Kluft der globalen Wettbewerbsfähigkeit „umso besorgniserregender“

Ins Gewicht fällt auch, dass die Spitzenreiter in der Studie von 2019 besonders nah beieinanderliegen. Spitzenreiter Singapur und Deutschland trennen trotz der sieben Plätze lediglich drei Indexpunkte. Der Gesamtdurchschnitt aller 141 Volkswirtschaften liegt dagegen bei 61 Punkten – und damit knapp 40 Punkte vom Idealwert entfernt. Rund 71 Länder des Rankings – und damit etwas mehr als die Hälfte – liegen unter diesem Wert.

Die sich daraus abzeichnende Kluft sei angesichts eines drohenden Abschwungs der Weltwirtschaft „umso besorgniserregender“, heißt es in der Studie. „Was heute am meisten Anlass zu Besorgnis gibt, ist die eingeschränkte Fähigkeit von Regierungen und Zentralbanken, die Währungspolitik zur Anregung des Wirtschaftswachstums zu nutzen“, sagt Saadia Zahidi, Leiterin des Centre for the New Economy and Society des Weltwirtschaftsforums.

Den Global Competitiveness Report des Weltwirtschaftsforums gibt es seit 1979, die Methode wurde aber immer wieder verfeinert. Zuletzt setzte das WEF 2018 ein neues Bewertungsverfahren ein. Der Bericht basiert dabei auf dem Global Competitiveness Index aus insgesamt 103 Indikatoren für zwölf Kategorien. Letztere gelten als Hauptfaktoren für Produktivität und Wachstum, darunter auch Arbeitsmarkt, Finanzsystem und Unternehmensdynamik.

In der Untersuchung berücksichtigen die Analysten dabei Daten und Umfragen unter Unternehmern. Der Indexwert zeigt schließlich auf einer Skala von 1 bis 100, wie wettbewerbsfähig eine Volkswirtschaft ist.

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