Öko galt lange als Spartenthema. Unter dem Schlagwort „Nachhaltigkeit“ aber wird Umweltbewusstsein immer stärker zum Leitfaden auch für unternehmerisches Handeln – zumindest im Mission Statement. Wie es in der Realität aussieht, das untersucht die britische Nichtregierungsorganisation CDP jedes Jahr in ihrer „A-List“ . Mehr als 8400 Firmen wurden dafür den Angaben zufolge 2019 daraufhin untersucht, wie transparent und engagiert sie beim Klimaschutz vorgehen. 180 Unternehmen erhielten die Bestnote. Acht davon stammen aus Deutschland. Die Verleihung der CDP Europe Awards am 25. Februar 2020 in Paris steht unter der Schirmherrschaft des französischen Präsidenten Emmanuel Macron.
Die CDP (die Abkürzung stand einst für „Carbon Disclosure Project“) bewertet Unternehmen nach den britischen Schulnoten von A für „sehr gut“ bis D für „ausreichend“. Die Organisation hat 2019 nach eigenen Angaben weltweit mehr als 17.000 Konzerne um Daten zur Nachhaltigkeit gebeten. Mehr als 8400 hätten diese Informationen bereitgestellt, 20 Prozent mehr als noch 2018. Diese Firmen repräsentieren laut der CDP mehr als die Hälfte der weltweiten Marktkapitalisierung. Unternehmen, die keine Informationen offenlegten, fielen mit der Note F durch.
Das tun Firmen für den Klimaschutz
Die Spitzenreiter werden als Vorbilder in Sachen Klimaschutz gewürdigt. Das bedeutet nicht, dass sie die umweltfreundlichsten Vertreter ihrer Branche sind. Die CDP bewertet Unternehmen vielmehr anhand dieser Faktoren:
- transparente und umfassende Offenlegung von Klimadaten
- starke Unternehmensführung im Umgang mit Klimarisiken
- Vorbildfunktion beim Klimaschutz, etwa durch auf Forschung basierten Zielen, Umstieg auf erneuerbare Energien, Investitionen in CO2-arme Produktion, interne CO2-Abgaben, Anreize für Zulieferer für weniger Emissionen
Die CDP hat eine Reihe von Investoren, die die Überprüfung einer Firma beantragen können. Dazu gehören Umweltorganisationen, Pensionsfonds, Finanzinstitute und Versicherer wie AXA, Allianz und die Bank of America. Große Unternehmen können ebenfalls eine Nachhaltigkeitsanalyse ihrer Zulieferer in Auftrag geben, wie die CDP auf Anfrage mitteilte.
In ersten Medienberichten zur „A List 2019“ war von 179 Firmen mit der Bestnote A berichtet worden. Dieses Ergebnis wurde im Februar 2020 auf 180 korrigiert. Die Zahl der Spitzenreiter aus Deutschland sank von neun auf acht. TUI werde mittlerweile nur noch als britischer Konzern geführt, teilte die CDP mit. Deutschland teilte sich damit in der Länderwertung mit der Republik Korea den fünften Rang. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, wie viele Firmen aus dem jeweiligen Land überhaupt überprüft wurden.
Dies sind die acht deutschen Firmen auf der „A List 2019“:
Die Klimaschutz-Champions in Deutschland

Bayer
Die Bayer AG gehört laut der CDP zu den weltweiten Klimaschutz-Champions 2019. Das Chemie- und Pharmaunternehmen reiht sich damit ein in eine Spitzengruppe, zu der Konzerne wie Lego, Microsoft, Samsung, Nestlé und Unilever gehören. „Wir arbeiten nachhaltig und stellen uns der Verantwortung als sozial und ethisch handelndes Unternehmen“, heißt es im Unternehmensprofil von Bayer.

Deutsche Telekom
Die Deutsche Telekom wurde von der CDP in Sachen Klimaschutz ebenfalls als vorbildlich ausgezeichnet. „Zum Stichtag 30. September 2018 waren 18 Prozent T-Aktien im Besitz von Investoren die zumindest teilweise auch ökologische, soziale und Governance-Kriterien in ihrer Investment-Strategie berücksichtigen“, teilt das Unternehmen auf seiner Internetseite mit.

Heidelberg Cement
Heidelberg Cement gehört zu den weltweit größten Baustoffunternehmen. „Die Zementherstellung ist rohstoff- und energieintensiv. Nachhaltiges Wirtschaften ist daher die Basis für unseren langfristigen Erfolg“, teilt HeidelbergCement mit. „Dazu zählen die Sicherung unserer Rohstoffreserven, effiziente und innovative Produktionsprozesse, die Entwicklung neuer Produkte und der Einsatz alternativer Roh- und Brennstoffe. Wir fördern zudem die Artenvielfalt in unseren Rohstoffförderstätten.“

Indus Holding
Die meisten Konzerne dieser Bestenliste gehören zu den größten und bekanntesten Firmen in Deutschland. An die Spitze des Rankings schaffte es aber auch die Indus Holding mit Sitz in Bergisch Gladbach. „Indus zählt zu den führenden Spezialisten für nachhaltige Unternehmensbeteiligung und -entwicklung im deutschsprachigen Mittelstand“, heißt es auf der Firmenseite. „Wir erwerben überwiegend inhabergeführte Unternehmen aus dem Produktionssektor und unterstützen sie mit langfristiger Ausrichtung in ihrer unternehmerischen Entwicklung.“

Symrise
Die CDP bewertet seit 2010 auch Bemühungen um die Reinhaltung von Gewässern. Lediglich zwei der deutschen Klimschutz-Champions konnten in dieser Kategorie ebenfalls die Bestnote A erreichen: Bayer und Symrise. „Nachhaltigkeit war schon immer ein integraler Bestandteil unseres Geschäftsmodells“, wirbt die Symrise AG auf ihrer Internetseite. Zum Portfolio gehören Duft- und Geschmacksstoffe sowie kosmetische Grund- und Wirkstoffe. Das Unternehmen mit Sitz in Holzminden nimmt für sich in Anspruch, nachhaltige ökologische und soziale Rahmenbedingungen zu schaffen und eine immer effizientere Produktion anzustreben. „Als Unterzeichner des Global Compact der Vereinten Nationen unterstützen wir aktiv die darin aufgeführten Prinzipien für verantwortungsvolles Wirtschaften“, teilt Symrise mit.

Lanxess
Die Lanxess AG ist ein Chemiekonzern mit Hauptsitz in Köln. Er ist spezialisiert auf chemische Zwischenprodukte, Additive, Spezialchemikalien und Kunststoffe. Der Umsatz lag nach eigenen Angaben 2018 bei 7,2 Mrd. Euro. Nachhaltigkeit werden auch bei Lösungen im Bereich Elektromobilität umgesetzt, teilte das Unternehmen online mit. Bei der Wassersicherheit erhielt der Chemiekonzern in dem Ranking hingegen die schlechteste Note.

Thyssenkrupp
Deutschlands größter Stahlkonzern geht laut der CDP beim Klimaschutz mit gutem Vorbild voran. „ThyssenKrupp steht für einen offenen und konstruktiven Dialog mit hoher Transparenz“, heißt es auf dem Internetauftritt des Unternehmens. ThyssenKrupp engagiert sich ebenfalls in der UN-Initiative Global Compact für eine sozialere und ökologischere Globalisierung. Die Nachhaltigkeitsaktivitäten im Konzern werden von einem Sustainability Committee gesteuert, zu dem der Konzernvorstand gehört. Im Geschäftsjahr 2019/2020 werden Energieeffizienzgewinne von 150 Gigawattstunden angestrebt.

Deutsche Bahn
Die Deutsche Bahn feierte die Auszeichnung durch die CDP mit einer Pressemitteilung. „Wir sind stolz auf dieses gute Abschneiden im internationalen Maßstab. Das Ergebnis beflügelt uns in unserem Anspruch als Klimavorreiter“, sagte der DB-Vorstandsvorsitzende Richard Lutz. Lutz, der im Konzern der oberste Verantwortliche für Nachhaltigkeit ist, kündigte einen „weiteren ökologischen Meilenstein“ an: „Erstmals liegen wir bei einem Anteil von 60 Prozent Ökostrom in unserem Bahnstrommix.“

BASF und andere Konzerne
Weitere acht Firmen aus Deutschland erhielten auf der „A List 2019“ die zweitbeste Note A-. Das waren BASF, BMW, Daimler, GEA Group, Salzgitter AG, Siemens, Volkswagen und der Flughafen München. 15 Firmen bekamen die zweitschlechteste Bewertung D. Dazu gehörten Axel Springer, Hugo Boss und die Hamburger Hafen und Logistik AG. Rund 100 deutsche Unternehmen stellten laut der CDP nicht die benötigten Klimaschutzdaten bereit. Ein F bekamen deshalb unter anderem Aldi Süd und Aldi Nord, Rocket Internet, HelloFresh, Deutsche Wohnen, Südzucker und Rewe.

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