Ein Wahljahr ist ein Jahr für Parteigroßspenden. Solche Spenden über 50.000 Euro müssen von den Parteien unverzüglich dem Präsidenten des Deutschen Bundestages angezeigt werden und werden dann veröffentlicht. So kann jedermann online einsehen, wer welcher Partei wie viel Geld gespendet hat. Manche Unternehmer überweisen gleich mehrmals jährlich fünf- oder gar sechsstellige Summen an dieselbe oder an unterschiedliche Parteien.
Parteispenden im Wahljahr
Nicht erst seit dem CDU-Spendenskandal unter Bundeskanzler Helmut Kohl gelten vor allem die konservativen Parteien als Empfängerinnen großer Geldsummen aus der Wirtschaft. 2021 hat sich das Blatt gewendet. Das liegt jedoch nicht an der SPD. Sie tauchte bis Mitte September 2021 nur mit einer Großspende über vergleichsweise bescheidene 100.000 Euro der Deutschen Vermögensberatung AG in der Liste des Bundestages auf. Selbst der Südschleswigsche Wählerverband konnte das mit drei Großspenden à rund 124.000 Euro locker toppen. Die stammten allesamt vom dänischen Kulturministerium, das die Partei der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein seit Jahren mit sehr viel Geld unterstützt.
Für Schlagzeilen sorgten bei den Parteispenden aber in erster Linie die Grünen. Sie führen die Liste der größten Einzelspenden mit gewaltigem Abstand vor der FDP an. Im April 2021 freuten sich Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock und ihre Mitstreiter über die bis dato höchste Einzelspende der Parteigeschichte. Die wurde kurze Zeit später aber bereits getoppt.
Die größten Parteispenden im Wahljahr
Aus Duderstadt kamen im August 2021 gleich zwei Großspenden für FDP und CDU. Professor Hans Georg Näder, geschäftsführender Gesellschafter der Ottobock-Firmengruppe, spendete laut den Bundestags-Angaben eine Viertelmillion Euro an die Liberalen. Ein „Professor Otto Max Hans-Georg Näder“ mit derselben Anschrift überwies demnach wenige Tage später dieselbe Summe an die CDU. Anfang September freuten sich die Grünen über eine Viertelmillion aus der Wirtschaft. Die kam von Sebastian Schels, geschäftsführender Gesellschafter der Ratisbona Handelsimmobilien. Er ist der Sohn des Gründers der Netto-Discounter-Kette, Rudolf Schels.
„Titanic“ schlägt CSU, jedenfalls bei Großspenden. Die Partei, von Redakteuren der Satirezeitschrift gegründet, erhielt laut Bundestag Mitte Juni 2021 eine Großspende über 280.007 Euro. Sie stammte von der Global Shopping Collective GmbH aus Zossen. Damit lag die Partei um den Vorsitzenden Martin Sonneborn klar vor der CSU. Die war lediglich mit einer Großspende über 121.381 Euro (vom Autoverleiher Sixt) in der Liste vertreten, konnte damit aber immer noch das Ergebnis der SPD um Olaf Scholz toppen.
300.000 Euro gingen im Juli 2021 an die CDU. Spender war die Droege Group, ein führendes Beratungs- und Investmentunternehmen aus Düsseldorf. Die Firmengründer Walter Droege und Hedda im Brahm-Droege wurden 2021 von „Forbes“ auf der Liste der Dollar-Milliardäre weltweit auf Platz 722 beziehungsweise Platz 2524 geführt.
Die bislang größte Parteispende des Jahres für die CDU gab es laut den Bundestags-Angaben im Juni 2021. Christoph Alexander Kahl aus Köln überwies eine halbe Million Euro. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Jamestown US-Immobilien GmbH und spendet häufiger große Summen an die Christdemokraten. Bei 500.000 Euro war 2021 für die Grünen hingegen noch lange nicht Schluss. Eine halbe Million Euro kam im Februar von Antonis Schwarz (Foto), dem Erben des Pharmakonzerns Schwarz. „Mit seinem Multi-Millionen-Erbe will Schwarz die Welt verändern und für mehr Gleichheit sorgen“, berichtete der Bayerische Rundfunk über ein Interview mit dem Mäzen.
Nur eine Partei hat höhere Einzelspenden erhalten als die FDP. Dafür sorgte der Unternehmer Georg Jakob Kofler im April 2021, als er den Liberalen 750.000 Euro überwies. Der ehemalige Geschäftsführer von ProSieben ist auch als Juror bei „Die Höhle der Löwen“ bekannt. Kofler wollte mit der Spende unter anderem eine Regierungsbeteiligung der Grünen verhindern helfen, wie er dem „Handelsblatt“ sagte.
Die Grünen freuten sich im April 2021 über die bislang größte Einzelspende ihrer Geschichte. Die wäre früher in dieser Weise nicht möglich gewesen. Moritz Schmidt aus Greifswald überwies eine Million Euro. Das Geld soll aus dem Verkauf der Kryptowährung Bitcoin stammen. Der Informatiker wolle mit diesem „unverdienten Reichtum“ einen Impuls setzen für einen Politikwechsel, sagte eine Grünen-Sprecherin damals dem RND. Allzu lange hatte der Spendenrekord aber nicht Bestand.
Wenige Wochen vor der Bundestagswahl gab es die mit Abstand bislang größte Parteispende des Jahres. Der niederländische Unternehmer Steven Schuurman überwies den Grünen Anfang September laut Bundestag 1,25 Millionen Euro. Es gehe ihm um eine ehrgeizige und zugleich pragmatische Politik gegen die Folgen des Klimawandels, sagte Schuurman im Gespräch mit der Zeitung „Neue Westfälische“.