Oberflächlich betrachtet hat sich im weltweiten Ölgeschäft 2019 wenig verändert. Die weltweite Fördermenge blieb mit rund 95 Millionen Barrel pro Tag auf dem Niveau von 2018. Hinter den Kulissen sah es anders aus. Die Organisation erdölexportierender Länder OPEC verzeichnete ein Minus von zwei Millionen Barrel pro Tag, wie der Mineralölkonzern BP in seinem Jahresenergiebericht 2020 feststellt. Das sei der größte Rückgang seit 2009 gewesen. Zugleich baute die größte Erdöl-Nation der Welt ihren Vorsprung so stark aus, dass sie das OPEC-Minus fast im Alleingang ausgleichen konnte.
Erdöl in der Krise
Nachfrage und Rohstoffpreise waren bereits 2019 gesunken. Angesichts des Preisverfalls lohnt es sich in Teilen der Welt gar nicht mehr, das Erdöl überhaupt aus dem Boden zu pumpen. Die Corona-Krise verschärft nun weiter die Lage für die Branche, die sich im zunehmenden Wettbewerb mit erneuerbaren Energien sieht. Sinkt der Absatz im Zuge der Pandemie (auch mit Einbruch des Flugverkehrs) und des Siegeszugs der Elektromobilität weiter, könnte sich das Gleichgewicht der Kräfte auf dem Weltmarkt weiter verschieben.
Das sind aktuell die größten Erdöl-Produzenten der Welt
Die größten Erdöl-Nationen der Welt
Brasilien eröffnet 2019 wie schon im Vorjahr die Top 10 der größten Erdöl-Produzenten der Welt. Das südamerikanische Land verzeichnete laut BP eine Fördermenge von 2,9 Millionen Barrel pro Tag. Das entsprach einem jährlichen Plus von 7,4 Prozent. Brasilien liegt in der BP-Rangliste vor Nigeria, Kasachstan und Mexiko.
Die Mitgliedsstaaten der OPEC förderten 2019 laut BP zusammen zwei Millionen Barrel täglich weniger als 2018. Das war dem Bericht zufolge der stärkste Rückgang seit 2009. Hauptursache war die gesunkene Produktion im Iran. Sie verringerte sich laut der Analyse infolge von Sanktionen und Wirtschaftskrise um 26 Prozent oder 1,3 Millionen auf 3,5 Millionen Fässer pro Tag. Der Iran rutschte in dem Ranking um drei Plätze ab. Das war der stärkste Abstieg in den Top Ten der weltweit führenden Erdölproduzenten. Der Iran förderte 2019 aber immer noch etwas mehr Erdöl als alle Staaten Europas zusammengenommen.
Die Vereinigten Arabische Emirate stießen ebenfalls in die vom Iran hinterlassene Lücke vor. In ihnen wurden 2019 rund 4,0 Millionen Barrel Erdöl täglich gefördert. Das bedeutete im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 2,2 Prozent. Das entsprach in etwa der Wachstumsrate von 2008 bis 2018.
Der Irak ist das dritte und letzte Land, das den Iran 2019 überholen konnte. Er verbesserte sich vom sechsten auf den fünften Platz der Rangliste. Die geförderte Menge Erdöls stieg laut BP um 3,2 Prozent auf 4,8 Millionen Barrel pro Tag. Das entsprach der Analyse zufolge fünf Prozent der jährlichen Fördermenge weltweit
Auf den oberen Plätzen gab es 2019 bei den größten Erdöl-Nationen keine Veränderung. Kanada hielt mit einem Plus von 2,7 Prozent auf 5,7 Millionen Barrel pro Tag den vierten Rang. 5,9 Prozent der weltweiten Fördermenge des Jahres stammten laut BP aus Kanada.
Die Russische Föderation ist das erste Land dieser Liste, das bei der täglichen Fördermenge in den zweistelligen Millionenbereich vordringt. Die Bilanz 2019 belief sich auf 11,5 Millionen Barrel pro Tag. Das entsprach einem leichten Anstieg von 0,9 Prozent. 12,1 Prozent der weltweiten Fördermenge entfielen auf den drittgrößten Erdölproduzenten. 2020 könnte Russland auf Platz zwei vorstoßen, wenn es sein Wachstum beibehält. Denn der Abstand zum Vorgänger schrumpft.
Saudi-Arabien hat 2019 rund 3,5 Prozent weniger Erdöl gefördert als im Vorjahr, wie BP berichtete. Damit lag die einstige Top-Nation mit 11,8 Millionen Barrel pro Tag nur noch knapp vor dem Drittplatzierten Russland. Von 2008 bis 2018 hatte Saudi-Arabien noch ein Plus von 1,4 Prozent erreicht. 12,4 Prozent des weltweit geförderten Erdöls stammte 2019 aus dem Königreich.
Die USA bauen ihren Vorsprung als größte Erdöl-Nation der Welt aus. Die tägliche Fördermenge stieg laut BP um 11,0 Prozent oder 1,7 auf 17,0 Millionen Barrel. Zum Vergleich: Das Plus entspricht der Hälfte des in ganz Europa geförderten Erdöls oder der gesamten Fördermenge Norwegens. Damit ziehen die USA das Tempo an. Von 2008 bis 2018 hatte die Wachstumsrate noch bei 8,5 Prozent gelegen. Mittlerweile stammen 17,9 Prozent des weltweit geförderten Erdöls aus den Vereingten Staaten. Norwegen kam als erstes europäisches Land in dem internationalen Ranking wie im Vorjahr auf Platz 15. Das Vereinigte Königreich verbesserte sich um einen Platz auf Rang 19.