VG-Wort Pixel

Exklusiv Corona-Krise fordert erstes Start-up-Opfer

Tausendkind-Gründerinnen Kathrin Weiß (l.) und Anike von Gagern
Tausendkind-Gründerinnen Kathrin Weiß (l.) und Anike von Gagern
© PR
Der Berliner Babyartikel-Versand Tausendkind dürfte das erste deutsche Startup sein, das wegen der Corona-Krise in die Insolvenz rutscht. Dabei läuft das Geschäft eigentlich so gut wie nie zuvor

Das Berliner Start-up-Unternehmen Tausendkind hat nach Informationen von Capital.de Insolvenz angemeldet. Laut Gründerin und Geschäftsführerin Kathrin Weiß ist dafür die aktuelle Corona-Krise verantwortlich – wegen der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten sei eine Finanzierungsrunde geplatzt.

Tausendkind bietet seit 2010 Mode, Spielzeug, Bücher und Möbel für Kleinkinder und Babys. Der Online-Shop beschäftigt 80 Mitarbeiter, ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv und hat seit Gründung mehr als 15 Mio. Euro von Investoren aufgenommen. Laut Weiß erzielte Tausendkind einen Umsatz in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags, für Ende 2020 war der Schritt in die Profitabilität angestrebt.

Zuletzt hatte das Geschäft sogar deutlich angezogen – weil die Konkurrenz im Einzelhandel wegen der Corona-Krise schließen musste, gab es bei Tausendkind einen „sehr relevanten Umsatzanstieg“, so Weiß. „Es gab eine starke Bewegung von Offline nach Online.“

Gleichzeitig habe die Krise dazu geführt, „dass Investoren verunsichert sind“. Das Start-up hatte sich demnach mitten in einer Finanzierungsrunde befunden, als ein neuer Geldgeber wegen der schlechten Wirtschaftslage seine Zusage zurückzog. „Wäre die Krise zwei Wochen später gekommen, hätten wir wahrscheinlich noch alles unter Dach und Fach bringen können“, sagt Weiß. Mit den bestehenden Investoren – unter anderem Capnamic Ventures, die landeseigene IBB Beteiligungsgesellschaft, Iris Capital und die Rheinische Post Mediengruppe – sei keine Brückenfinanzierung zustande gekommen. Und die in der Krise aufgelegten staatlichen Rettungsprogramme seien noch nicht verfügbar gewesen.

Tausendkind dürfte damit das erste deutsche Start-up sein, dass wegen der Krise in die Insolvenz rutscht. Vielen anderen Jungunternehmen bricht aktuell das Geschäft weg, andere sind betroffen, weil Finanzierungen ausbleiben – wie im Fall von Tausendkind.

Der Betrieb des Unternehmens von Weiß und ihrer Mitgründerin Anike von Gagern soll vorerst weiterlaufen, auch Entlassungen seien nicht geplant. Als Insolvenzverwalter wurde der Berliner Rechtsanwalt Jesko Stark bestellt. Er habe zum Ziel, „die Firma zu sanieren und zu verkaufen“, so Weiß. „Wir Gründer bleiben an Bord und werden mit voller Kraft für die Rettung arbeiten.“

Icon1

Kennen Sie schon unseren Newsletter „Die Woche“ ? Jeden Freitag in ihrem Postfach – wenn Sie wollen. Hier können Sie sich anmelden

Mehr zum Thema

Neueste Artikel