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Streamingplattform „Wie ein Geldautomat“: Betrüger nutzen offenbar Spotify für Geldwäsche

Spotify: Die Musikstreamingplattform gehört zu den beliebtesten Apps weltweit. Insgesamt nutzen mehr als 550 Millionen Menschen die Dienste des schwedischen Unternehmens.
Spotify: Die Musikstreamingplattform gehört zu den beliebtesten Apps weltweit. Insgesamt nutzen mehr als 550 Millionen Menschen die Dienste des schwedischen Unternehmens.
© IMAGO/NurPhoto
Früher wurden illegale Einnahmen über Dönerbuden oder Friseursalons gewaschen. Doch auch das Verbrechen hat sich offenbar digitalisiert. Einem Medienbericht zufolge ist dabei ein Unternehmen besonders beliebt: die Streamingplattform Spotify

Dass in Sozialen Medien geschummelt wird, ist nicht neu. Viele vermeintlich reichweitenstarke Accounts sind in Wahrheit deutlich kleiner – versuchen mithilfe von Fake-Followern aber Eindruck bei potenziellen Werbekunden zu schaffen. Hinter den Fake-Followern steckt eine Millionen-Industrie, die alle möglichen Kennzahlen künstlich verzerrt: Follower, Bildschirmzeit oder auch Reaktionen. Sie tummelt sich auf allen Plattformen – und nach Recherchen der schwedischen Zeitung „Svenska Dagbladet“ zuletzt vor allem auf einer: Spotify. Kriminelle nutzen die Musikstreaming-Plattform demnach offenbar zunehmend, um ihr illegal verdientes Geld zu waschen. 

„Spotify ist für Betrüger wie ein Geldautomat“, zitiert das Blatt einen Ermittler, der anonym bleiben will. Das Geschäft funktioniert dabei denkbar einfach: Die Betrüger tauschen ihre illegalen Einnahmen, etwa aus Drogengeschäften oder Einbrüchen, zunächst in Krypto-Assets. Hierfür verabreden sie sich mit Krypto-Händlern auf Facebook und zahlen diese bar aus. Damit umgehen sie das klassische Bankensystem. Mit den erhaltenen Krypto-Assets, und hier vor allem dem Bitcoin, zahlen sie schließlich dubiose Dienstleister, die ihnen Fakestreams bei Spotify verschaffen. Dort gilt bislang (grob vereinfacht): Je mehr Streams, umso mehr Geld zahlt Spotify aus. 

Die Fakestreams erzielen die Dienstleister durch tausende von ihnen verwaltete Accounts. Hinter diesen Accounts stehen also keine keine echten Personen, sondern nur ein einzelner Dienstleister. Durch gezielte Ansteuerung kann dieser die Accounts gesammelt oder zeitversetzt anweisen, einzelne Songs zu streamen. Ein Stream muss bei Spotify mindestens 30 Sekunden laufen, um für die Abrechnung infrage zu kommen.

Die organisierten Streams gehen dabei vor allem an schwedische Gangster-Rapper, die laut Ermittlern einen engen Draht zum organisierten Verbrechen haben. Dabei gehe es nicht nur darum, das eingezahlte Geld wiederzubeschaffen. Im besten Fall ist es sogar eine Art Investment. Denn je häufiger ein Song gestreamt wird, umso häufiger wird er auch anderen Usern angezeigt. Diese hören wiederum in den Song hinein und treiben die Streamingzahlen weiter an. Außerdem zieht dies junge Leute ins Milieu, die sich im ersten Schritt nur für die Musik interessieren. 

Fakes vor allem beim Genre Hip-Hop/Rap

Wie groß das Problem ist, zeigt eine Studie des französischen Centre National de Musique. Demnach sind bis zu drei Prozent aller Musikstreams auf Spotify Betrug. Davon sei insbesondere das Genre Hip-Hop/Rap betroffen, das für 84,5 Prozent aller Fake-Streams steht – wobei das Genre auch mit Abstand am beliebtesten ist in Frankreich, und entsprechend häufiger gestreamt wird. 

Spotify selbst betont gegenüber „Svenska Dagbladet“, dass es die Einnahmen nur an Label und nicht an einzelne Künstler ausschütte. Außerdem geschehe die Auszahlung nicht in Echtzeit, sondern zeitversetzt, so dass kriminelles Verhalten vorab überprüft werden könne. Grundsätzliche habe das Unternehmen auch „keine Hinweise, dass Geldwäsche über Spotify laufe“, wie ein Sprecher erklärte. Nach eigenen Angaben werden etwa ein Prozent aller Streams auf Bots zurückgeführt, wogegen Spotify auch angehe. Dies sei aber nicht nur ein Problem von Spotify, sondern der gesamten Industrie. 

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