Die Vermüllung durch die Corona-Krise zeigt sich nicht nur in Form von Gesichtsmasken im Rinnstein. Die Deutschen verbringen im Homeoffice mehr Zeit zu Hause, richten den Garten her oder frönen stärker als vor der Pandemie dem Online-Shopping. Die Folge sind überquellende Mülltonnen. In einigen Mehrfamilienhäusern müssen Bewohner schon den Tag der Müllabfuhr abpassen, um ihre Kartons oder die Behälter vom Essens-Lieferdienst garantiert entsorgen zu können. Wie die Müllbilanz am Ende objektiv ausfallen wird, muss sich zeigen. In Kantinen und Betrieben sind während der Pandemie weniger Abfälle entstanden. Außerdem nehmen Kartons im Altpapiercontainer zwar viel Platz weg, bringen aber weniger Rohstoff auf die Waage als beispielsweise Zeitungen.
Zu viel Müll in Deutschland
Zugleich nimmt das Bewusstsein für Müll zu. Manch ein fleißiger Mülltrenner fragt sich angesichts des Exports von Plastikmüll schon: Bringt das der Umwelt überhaupt etwas? Immer mehr Menschen setzen deshalb darauf, auf Verpackungsmüll und anderen vermeidbaren Abfall zu verzichten. Supermärkte und Imbisse stellen sich zunehmend auf den Trend ein, wenn auch die praktische Umsetzung häufig noch hapert. Müll ist aber nicht nur ein Ärgernis, sondern auch ein lukratives Geschäft. Firmen schmücken sich mit angeblich aus den Weltmeeren gefischtem und recyceltem Polyester. Die alte Waschmaschine nehmen viele Anbieter mittlerweile bei der Lieferung des Neugeräts dankend kostenlos mit und das nicht nur wegen gesetzlicher Auflagen zum Recycling von Elektrogeräten.
Wir stellen sieben Fakten zu Müll und Recycling in Deutschland vor.
Abfall in Deutschland: 7 Fakten
Deutschland produziert in der Europäischen Union sehr viel Abfall. Der letzte Vergleich des Statistischen Bundesamts liegt für das Jahr 2019 vor. Laut den vorläufigen Schätzungen kam Deutschland damals auf durchschnittlich 609 Kilogramm Siedlungsabfall je Einwohner. „Damit lag die Abfallmenge deutlich über dem EU-Durchschnitt von rund 502 Kilogramm je Einwohner“, teilte die Behörde mit. Siedlungsabfall umfasst alle Arten von Müll, der in Haushalten, Handel und Gewerbe anfällt. Dazu gehören auch Sperrmüll und Straßenkehricht.
Mehr Siedlungsabfall als Deutschland haben in der EU 2019 nur vier Länder produziert, drei davon Ministaaten. Müll-Europameister war der Statistik zufolge Dänemark (844 Kilogramm). Es folgten Luxemburg (791 Kilogramm), Malta (694 Kilogramm) und Zypern (642 Kilogramm). Die niedrigsten Abfallmengen gab es in Rumänien (280 Kilogramm) und Polen (336 Kilogramm).
146 der insgesamt 609 Kilogramm Siedlungsabfall pro Kopf entfielen 2019 den Angaben zufolge auf wiederverwertbare Wertstoffe von privaten Haushalten. Insgesamt wurden demnach 12,1 Millionen Tonnen an Kunststoffabfällen, gemischte Verpackungen, Papier und Glas fürs Recycling gesammelt. Die meisten Wertstoffe kamen in Rheinland-Pfalz (168 Kilogramm), Niedersachsen (165 Kilogramm) und Baden-Württemberg (164 Kilogramm) zusammen. Schlusslichter waren die Stadtstaaten Berlin (107 Kilogramm) sowie Hamburg und Bremen (jeweils 117 Kilogramm).
Der Umstand, dass Kunststoffabfälle exportiert werden, lässt so manchen Verbraucher am ökologischen Nutzen der Wertstoff-Mülltrenung zweifeln. Deutschland ist EU-weit der größte Exporteur von Kunststoffabfällen. Laut vorläufigen Zahlen exportierte Deutschland 2020 knapp 1,1 Millionen Tonnen Kunststoffmüll, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren acht Prozent weniger als im Vergleich zum Vorjahr. Verglichen mit den Mengen von vor zehn Jahren lag der Export um ein Drittel niedriger. In der EU-Rangliste der größten Exporteure von Kunststoffabfällen folgten Belgien (476.100 Tonnen), die Niederlande (389.900 Tonnen), Frankreich (385.600 Tonnen) und Italien (206.100 Tonnen).
Die meisten deutschen Kunststoffabfälle landeten 2020 in Malaysia. Dorthin gingen laut dem Statistischen Bundesamt 17 Prozent beziehungsweise 170.700 Tonnen. Der zweitgrößte Abnehmer waren die Niederlande mit 15 Prozent beziehungsweise 147.500 Tonnen. Malaysia ist seit 2018 der größte Abnehmer von deutschem Plastikmüll. In den Jahren davor ging dieser Titel an China. „Den höchsten Wert erreichten die Ausfuhren von Plastikmüll ins Ausland im Jahr 2012 mit einer Exportmenge von 1.511.300 Tonnen“, berichtete die Behörde. „53 Prozent davon gingen in die Volksrepublik China und 13 Prozent nach Hongkong. Seit Januar 2018 durften 24 verschiedene Recyclingmaterialien nicht mehr in die Volksrepublik China exportiert werden – darunter unsortierter Plastikabfall.“
Ein Wertstoffkreislauf der besonderen Art ergibt sich durch den Umstand, dass Deutschland seinerseits Kunststoffabfälle importiert. Die meisten eingeführten Abfälle dieser Art stammten aus den Niederlanden mit dem wichtigen Überseehafen Rotterdam. Sie summierten sich zuletzt auf 481.300 Tonnen oder 19 Prozent der deutschen Einfuhren.
Beim Elektroschrott liegt Deutschland hingegen in der EU im Mittelfeld. „In den 27 EU-Staaten wanderten 2018 rund vier Millionen Tonnen ausgedienter Elektro- und Elektronikgeräte in den Müll. Das entsprach rund 8,9 Kilogramm pro Person“, teilte das Statistische Bundesamt im Juni 2021 mit. Deutschland kam auf durchschnittlich 10,3 Kilogramm pro Einwohner. EU-Spitzenreiter waren Schweden (14,2 Kilogramm), Österreich (13,2 Kilogramm) und Irland (12,9 Kilogramm). Das Schlusslicht bildete hier wie schon beim Siedlungsabfall Rumänien. Es kam zuletzt auf gerade einmal 2,4 Kilogramm Elektroschrott pro Einwohner (die letzten verfügbaren Daten stammen von 2016).