Wenn der Rückblick auf ein Jahr eines zeigt, dann, dass die Welt ein unvorhersehbarer Ort ist. Es gibt unumstößliche Ereignisse wie die alljährliche Debatte um die Zeitumstellung oder den Umstand, dass die Bahn beim ersten Frost zusammenbricht – aber alles andere ist unsicher, überraschend und auch Hellsehern ein Rätsel. Hier kommen sechs Ereignisse des Jahres 2019, die man vor einem Jahr so wohl niemals erwartet hätte.
Tesla-Fabrik
Es hätte durchaus Potenzial für eine Titanic-Titelseite: Grünheide und Elon Musk – das hätte vor einem Jahr noch nach Satire geklungen. Der Tesla-Gründer überraschte alle, als er im November den Bau seiner neuen Fabrik in Brandenburg ankündigte . Schon 2021 soll sie fertig sein, rund 3000 Arbeitsplätze schaffen. Für das Image der Region ein Quantensprung. Und Musk hat mal wieder bewiesen, dass er für Überraschungen gut ist.
SPD-Spitze
„Nowabo“ und Saskia wer? Die wenigsten außerhalb des Politikbetriebs dürften von Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, dem ehemaligen NRW-Finanzminister mit dem lustigen Spitznamen, vor der Bekanntgabe ihrer SPD-Kandidatur im August schon einmal gehört haben. Dank Rückenwind von Kevin Kühnert und den Jusos führen die beiden No-Names nun tatsächlich die (noch) zweitwichtigste Partei Deutschlands. Wäre diese News im April verkündet worden, hätte es wohl die meisten noch für einen Scherz gehalten.
Wework-Absturz
Zu Jahresanfang noch Kandidat für einen Mega-Börsengang, zum Jahresende der Tech-Absturz des Jahrzehnts. Wework erlebte eine Implosion - mit Hollywood-reifen, schmutzigen Details, die diese zum Vorschein brachte. Und drastischen Folgen: Börsengang abgesagt, Firmenwert in kürzester Zeit um viele Milliarden nach unten korrigiert, Gründer Adam Neumann verjagt und entzaubert. Und auch Wework-Investor Softbank - zu Jahresanfang noch der schillernde, mächtige Player des globalen Venture Capital - hatte zu Jahresende seinen Glanz verloren.
Klimastreiks
Greta Thunberg kannten wir zu Jahresanfang bereits. Und dass die Politik mehr gegen den Klimawandel tun müsste, wussten wir auch. Welches Ausmaß und welche Wucht aber die Klimaproteste im Jahresverlauf nehmen würden – mit welchen Reaktionen von Politik und Unternehmen, das war so kaum abzusehen. Neben der Digitalisierung hat sich die Dekarbonisierung innerhalb kürzester Zeit zum festen Bestandteil der großen Transformation entwickelt, die unserer Wirtschaft wohl im kommenden Jahrzehnt vorhergesagt wird.
Mietendeckel
Wahrscheinlich hätten nicht einmal die größten Kritiker der Berliner Landesregierung ein solches Gesetz für möglich gehalten: eingefrorene Mietpreise, kaum Spielraum mehr für Vermieter, ja sogar die Möglichkeit, Mieten nachträglich massiv zu senken. Es ist eine Paukenschlag-Regel, so radikal, dass sie auch bundesweit beachtet wurde. Ob das Ganze juristisch Bestand haben wird - das wird eine spannende Frage sein, die man im nächsten Januar dann noch einmal prüfen kann.
Rezo-Video
Wer hätte gedacht, dass ein blauhaariger Youtuber, den bis dahin nur 14-Jährige kannten, die große Volkspartei CDU in Angst und Schrecken versetzen würde? Rezo sorgte mit seinem Video zur "Zerstörung der CDU" für viel Wirbel und 16 Millionen Aufrufe bei Youtube. Ebenso spektakulär die mit viel Fremdschampotenzial besetzte Verteidigungsstrategie der Union – bestehend aus einem unglücklichen und letztendlich vor der Öffentlichkeit versteckten Video von Philipp Amthor sowie dem mit Häme überdeckten CSYOU-Kanal der CSU.
Börsen
Zu Beginn des Jahres 2019 herrschte Katerstimmung. Die Anleger hatten im Laufe des Vorjahrs im großen Stil Geld verloren, die Bankberater mussten sich auf den Neujahrsempfängen böse Blicke gefallen lassen. Wer damals gesagt hätte, dass eine simple Investition in den deutschen Leitindex Dax den Anleger zwölf Monate später um 25 Prozent reicher machen würde, wäre vermutlich als Fantast verlacht worden. Und das alles in einem Umfeld der Unsicherheit, der abflauenden Konjunktur und der allgegenwärtigen Handelskriege.