Die Corona-Krise schürt bei vielen Unternehmern Existenzängste. Nicht nur sehen sich viele gezwungen, ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken und staatliche Hilfen zu beantragen. Gerade gastronomische Angebote dürfen zeitweise gar nicht mehr öffnen oder erleben massive Einbußungen.
Um die coronabedingten Verluste zumindest teilweise aufzufangen, haben einige Unternehmen kreative Wege durch die Krise gefunden. Zudem engagieren sich viele Bürger ehrenamtlich in bestehenden oder eigens gegründeten Initiativen . 10 Ideen von Firmen und Initiativen, die kreativ mit der Krise umgehen:
10 Firmen, die kreativ mit der Krise umgehen
Restaurants unterliegen strengen Beschränkungen, viele haben kurzfristig Take-Away Services und Lieferdienste aus dem Boden gestampft. Ohne die Möglichkeit, auswärts essen zu können, entdecken viele Menschen offenbar wieder das Kochen für sich. Das machte sich nicht nur durch die leergefegten Supermarktregale zu Beginn der Krise bemerkbar: Beim Start-up Hellofresh stiegen die Umsätze mit Beginn der Krise rasant an. Das Prinzip: Hellofresh versendet Kochboxen direkt nach Hause. In diesen enthalten sind Rezepte samt passender Zutaten. Das soll zeitsparendes Kochen ohne Lebensmittelverschwendung ermöglichen. Diese Idee ist zwar nicht neu, in der Corona-Krise aber besonders gefragt. Während viele Unternehmen im Zuge der Krise Leute entlassen musste, stellte Hellofresh zuletzt sogar mehr Personal ein – und schaffte es aus den roten Zahlen.
Die Nachbarschaftsplattform Nebenan.de existiert bereits seit 2015. Heute ist sie mit eineinhalb Mio. Nutzern deutschlandweit die größte ihrer Art. Was laut Gründer Christian Vollmann ursprünglich ein wenig Dorfgemeinschaft in die Großstadt bringen sollte, hilft heute, Menschen innerhalb eines Stadtviertels oder Kiezes zu vernetzen und kennenzulernen. Hier kann man seine Nachbarn unkompliziert nach Hilfe beim Renovieren fragen, ebendiese anbieten, nicht mehr benötigte Möbel oder Produkte verschenken oder Interessengruppen suchen. Für die Coronahilfe schalten die Initiatoren nun eine gesonderte Seite zur Nachbarschaftshilfe in Virusbelangen. Angebote und Nachfragen sollen so möglichst effizient gebündelt werden, damit jedem geholfen wird. Die Plattform nutzt ihre Reichweite so auf effektivem Wege – und für Helfer als auch Hilfebedürftige entstehen keine Hürden, diese anzubieten oder anzunehmen.
Flyla vermittelt eigentlich Flüge an Studierende. Mit einigen Airlines hat die Plattform Deals für Studierende ausgehandelt, die Rabatte gewähren und dazu alle CO2-Emissionen der über die Seite gebuchten Flüge kompensieren. Doch die Pandemie legt den Tourismus lahm und sorgt dafür, dass die Nachfrage nach Flugreisen gerade gen Null geht. Also hat das Unternehmen umdisponiert – und vermittelt jetzt Erntehelfer. Die dafür ins Leben gerufene Plattform heißt „Clever Ackern“. Zusammengeschlossen haben sie sich mit „Das Land hilft“, einer Plattform, die Erntehelfer und Landwirte zusammenbringt und in Kooperation mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft betrieben wird.
Gerade kleine Geschäfte haben in der Krise massive Probleme und nicht selten ist unklar, ob kleine Betriebe es schaffen, sich über die nächsten Wochen und Monate zu halten. Zwei Berliner gründeten daher „Support Your Local“. Ziel der Initiative ist laut Gründern Per und Stefan der Erhalt ihrer lebenswerten Wohnviertel – was wären die Kieze in Großstädten schon ohne die kleinen Läden, Bars und Restaurants? Bei www.supportyourlocal.online haben sich bereits über 6.000 Geschäfte deutschlandweit registriert. Wer auf die Webseite geht, kann nun Gutscheine der registrierten Läden kaufen – ganz egal ob Boutique, Restaurant oder Kneipe. Wenn diese dann wieder öffnen dürfen, können die Gutscheine im Laden eingelöst werden. So soll der nun in vielen Fällen zu 100 Prozent ausbleibende Umsatz kompensiert werden, damit wenigstens Fixkosten getilgt werden können.
Geschlossene Kneipen und Clubs heißen zwar nicht zwangsläufig, dass die Deutschen weniger Alkohol konsumieren. Der Spirituosenhersteller Jägermeister stellte seine Ressourcen zuletzt aber einer niedersächsischen Klinik zur Verfügung, die aus dem Alkohol Desinfektionsmittel herstellte. Aufgrund der bundesweiten Knappheit vor einigen Wochen kam das Angebot wie gerufen.
Auf dieselbe Idee kam auch die Bremer Brauerei Becks. Ohnehin stelle sie selbst Desinfektionsmittel her – bislang für die Verwendung im eigenen Betrieb. Diese Produktion weitete Becks jetzt aus. Aus dem in der Getränkeproduktion überschüssigem Alkohol stellt die Brauerei nun also Desinfektionsmittel her, die mehr deckt als nur den eigenen Bedarf. Mittlerweile hat sich die Produktion mehr als verfünfzigfacht – Gewinne will Becks damit aber nicht machen; viele der Flaschen werden verschenkt.
Klimaneutrale Kreuzfahrten – das verspricht Meravando. Das 2019 gegründete Start-up kompensiert alle CO2-Emissionen der über die eigene Webseite gebuchten Kreuzfahrten. Laut der drei Gründer stehe im Vordergrund das Bedürfnis, ein Umdenken im Kreuzfahrttourismus zu bewirken und gleichzeitig dazu beizutragen, den weltweiten CO2-Ausstoß zu senken. Nun ist Meravandos Buchungsfunktion aber vorerst deaktiviert; fürs erste sind keine Schiffreisen buchbar. Geschäftsführer Thomas Tibroni hat jedoch ein weiteres Standbein, das im Gegensatz zu Reisebuchungen momentan sogar an Zulauf gewinnt. Über fernstudiumcheck.de und studycheck.de können Interessierte sich Informationen zu ihren Wunschstudiengängen und Fernuniversitäten einholen. Die Plattformen sammeln nicht nur komprimierte Informationen zu Hochschulen und Studiengängen, sondern fungieren für selbige auch als Bewertungsplattform.
Der Ruftaxi-Service Berlkönig fuhr in Berlin eigentlich besonders Nachtschwärmer innerhalb des östlichen Stadtrings nach Hause. In der Corona-Krise stellt sich die Kooperation aus Viavan und BVG jetzt in den Dienst des Krankenhauspersonals. Dafür hat der Berlkönig sein Einzugsgebiet erweitert, er befährt nun drei Viertel aller Berliner Kliniken und Krankenhäuser. Der Dienst ist nicht kostenpflichtig und dient dem Dank des medizinischen Personals.
Nach einem ähnlichen Prinzip verfährt der Taxidienst Uber. Weltweit will das Unternehmen 10 Mio. Gratisfahrten an Menschen im Gesundheitswesen, Senioren und anderweitig Hilfsbedürftige verschenken. Zudem verzichtet Uber Eats in manchen Regionen auf die Liefergebühr und bietet in den teilnehmenden Märkten Ersthelfern und Mitarbeitern im Gesundheitswesen in Zusammenarbeit mit lokalen Regierungen kostenlose Mahlzeiten an.
Mittlerweile dürfen sie wieder öffnen, im zuge des Lockdowns mussten sie in den meisten Bundesländern jedoch schließen. Um dem Online-Handel zu trotzen und trotzdem weiter zu verkaufen, haben sich viele Buchhandlungen in der Zeit der Beschränkungen ein besonders System einfallen lassen. Im Online-Shop konnten Kunden in vielen Kiez-Buchhandlungen Bücher bestellen, die ihnen dann am Folgetag persönlich nach Hause geliefert wurden - natürlich kontaktlos. Das lief oft schneller als über den Online-Großhandel und sichert obendrein die Existenz kleiner Kiezhandlungen.