Herr Kilic, die Türkei vollzieht im Umgang mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine einen Balanceakt – als Nato-Partner einerseits und als befreundeter Wirtschaftspartner von Russland. Fühlen Sie sich bei Ihren Gesprächen hier in Berlin unter Druck gesetzt, sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden?
Überhaupt nicht, denn wir haben uns schon für eine Seite entschieden, nämlich für den Frieden. Wir sind das einzige Nato-Land, das gemäß dem internationalen Montreux-Abkommen die Wasserwege in den Dardanellen und am Bosporus kontrolliert. Schon als wir auf dieser Grundlage die Durchfahrt für Kriegsschiffe zwischen der Ägäis und dem Schwarzen Meer verboten, haben wir den russischen Angriff ganz klar als Krieg deklariert. Denn so eine Blockade ist nur in Kriegszeiten möglich.