Was macht eine Metropole einzigartig? Das können am besten ihre Einwohner beantworten. Davon geht zumindest der internationale Gastronomie- und Kulturführer „Time Out“ aus. Im vergangenen Jahr baten die Herausgeber abermals 20.000 Menschen darum, ihren Wohnort zu bewerten: Sie fragten das Preis-Leistungs-Verhältnis der Restaurants ab, das Veranstaltungs- und Naherholungsangebot, und sie wollten wissen, wie glücklich die Menschen in ihrer Stadt leben. Das Resultat? Berlin schaffte es auf den dritten Platz, Kapstadt belegte Rang zwei, und New York liegt ganz weit vorne.
Das wundert mich keineswegs, auch für mich ist ein Aufenthalt in der US-Ostküsten-Metropole stets ein echter Höhepunkt. Gerade weil auch diese angeblich niemals schlafende Stadt durch die Coronapandemie doch mal zur Ruhe gezwungen worden war. Es hat ihr nicht geschadet, und mittlerweile ist New York wieder so quirlig wie gewohnt, die vielen erstklassigen Hotels, vor allem in Manhattan, sind ausgebucht. Auf meiner Liste ganz oben mit dabei: das vielfach ausgezeichnete The Mark Hotel.
Allein seine privilegierte Lage auf der Upper East Side, an der Madison Avenue, Ecke 77. Straße – und nur einen Block vom Central Park entfernt –, macht das 1927 im Stil der Neorenaissance errichtete Gebäude zu einer legendären Adresse. In New Yorks „kühnstem Luxushotel“, wie es die Betreiber vollmundig selbst getauft haben, steigen regelmäßig Stars und Sternchen ab. Während der jährlichen Benefizveranstaltung zugunsten der Kostümsammlung des Metropolitan Museum of Art, der berühmten „Met Gala“, wird The Mark gar zu dessen inoffiziellem roten Teppich. Schließlich sind es bis zum Museum auch auf High Heels nur rund 500 Meter.
Mehr noch als die Promis aus dem Showbusiness imponiert mir, was dem Gast ein Wohlfühlerlebnis der Extraklasse verschafft. Etwa das ab 2009 komplett neu gestaltete Interieur, bei dem sich der renommierte französische Innenarchitekt Jacques Grange wahrlich austoben durfte. Auf ihn vertrauten schon Kunden wie Modedesigner Yves Saint Laurent und Prinzessin Caroline von Monaco.
Typisch für Granges Stil sind Schwarz-Weiß-Kontraste wie in der Lobby mit dem effektvoll gestreiften Boden. Die Einrichtung kombiniert Sonderanfertigungen mit Antiquitäten aus Paris sowie Möbel, Deko und Leuchten von bekannten Designern wie Ron Arad, Todd Eberle oder Karl Lagerfeld. Schmunzeln musste ich über die vielen humorvollen Zeichnungen des Illustrators Jean-Philippe Delhomme, auf denen man Details des Hotels, Mitarbeiter und prominente Gäste erspähen kann.
Mit 152 Zimmern und Suiten gehört das Boutiquehotel für New Yorker Verhältnisse eher zu den kleinen Häusern. Zum Ausgleich leistet sich The Mark Hotel dafür die größte Penthouse-Suite der USA, die sich über die Stockwerke 16 und 17 erstreckt. Von den üppigen 1100 Quadratmetern entfallen rund 230 Quadratmeter allein auf die exklusive Dachterrasse. Hinzu kommen fünf Schlafzimmer, ein Wohnbereich mit acht Meter hoher Decke, sechs Bäder, ein Dampfbad, offene Kamine und private Aufzüge zu den Gemächern. Eine Nummer kleiner fehlt es aber auch in meiner Zimmerkategorie an nichts. Selbst der Wasserdruck in der Dusche ist ordentlich, was in dieser Stadt erstaunlicherweise selbst in der Luxusklasse keine Selbstverständlichkeit ist.
Von der Grandezza des Penthouses ist die intime The Mark Bar zwar weit entfernt. Dafür punktet sie aber mit exzellenten Weinen, darunter vorzügliche und seltene französische Gewächse. Die Speisekarte im Hotelrestaurant des Sternekochs Jean-Georges Vongerichten samt einer riesigen Dessertauswahl ist international geprägt, was ich nicht unbedingt erwartet hätte. Unbedingt bestellen sollten Sie den Caesar Salad aus Romana-Herzen mit Parmesan, Sauerteig-Croûtons und Chiliflocken.
Luft nach oben gibt es noch beim Frühstück. Den vielen Mitarbeitern mangelt es an Koordination. So warte ich zehn Minuten lang auf meinen Cappuccino. Dazu ein kleiner Exkurs: Das gleiche Heißgetränk habe ich beim Flug mit Singapore Airlines bestellt, obwohl es in der Economyclass nicht zum Angebot zählt. Beim Aufwachen wurde er mir dennoch serviert. Durch diese Bereitschaft zur Extrameile im Service zählt die Fluglinie seit vielen Jahren zu den Spitzenreitern in diversen Rankings. Auch hier zahlt sich neben komfortabler Ausstattung die exzellente Schulung der Mitarbeiter aus, die dreimal länger dauert als bei den meisten Konkurrenten. So ein Aufwand macht eben den Unterschied – im Flieger wie im Tophotel.