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Höchste Zeit Die „Polo 79“ von Piaget: Rückkehr einer goldenen Stilikone

Dass Bond-Girl Ursula Andress die „Polo“-Uhr bei einem Reitturnier in Palm Beach trug, münzte Yves Piaget in Verkaufserfolge um
Dass Bond-Girl Ursula Andress die „Polo“-Uhr bei einem Reitturnier in Palm Beach trug, münzte Yves Piaget in Verkaufserfolge um
© Piaget
In der Rubrik „Höchste Zeit“ stellen wir Neuigkeiten aus der Uhrenbranche vor. Diesmal: ein güldener Klassiker von Piaget, der ohne ein Bond-Girl nie zum Verkaufshit geworden wäre

Miles Davis trug sie. Brooke Shields und Sammy Davis Jr. auch. Ebenso Nancy Reagan. Andy Warhol besaß sogar zwei. Doch als Yves Piaget der Uhrenwelt 1979 seine „Polo“ vorstellte, konnte er weder Erfolg noch Ikonenstatus ahnen. 

Schließlich war die Schweizer Uhrenindustrie damals schwer Quarz-geschockt und dabei, sich zu halbieren. Zudem sorgten der hohe Goldpreis – circa 850 Dollar je Feinunze – und eine leger gesinnte Klientel dafür, dass viele Manufakturen auf (vergoldeten) Edelstahl setzten. 

Auf einer Anzeigenseite von 1983 bewarb Piaget die goldene „Polo Day/Date“ als „ultimative Sportuhr“
Auf einer Anzeigenseite von 1983 bewarb Piaget die goldene „Polo Day/Date“ als „ultimative Sportuhr“
© Piaget

Piaget, der wenige Jahre zuvor in Argentinien sein erstes Polo- Match erlebt hatte und vom üppigen Lifestyle des Pferde-Jetsets fasziniert war, entschied sich für einen Kompromiss. Er ließ in der „Polo“ eigene, sehr flache Quarzwerke verbauen, wie es dem Zeitgeist entsprach. Zugleich betonte das Armband- Design der Uhr aus massivem, gebürstetem und poliertem Gelbgold sowie mit der markanten Zierleiste zwischen den Bandgliedern die Schmuckexpertise des Hauses. Der Preis war mit rund 3000 Franken für ein edles, jedoch alltagstaugliches Modell sportlich. 

Um ihre Begehrlichkeit zu steigern, setzte Yves Piaget auf Glamour und Promi- Power. Zum Glück besaß der Spross in der vierten Generation des Unternehmens, 1874 im kleinen Jura-Städtchen La Côte-aux-Fées, einen illustren Bekanntenkreis. Der Sproß der vierten Generation hatte beispielsweise Chansonnière Mireille Mathieu bei ihrem Debüt in Gstaad dem Publikum präsentiert, besuchte mit Popsängerin Petula Clark den Hof des iranischen Königs und amüsierte sich über Gerüchte, er habe Affären mit Gina Lollobrigida und Prinzessin Soraya. Vielleicht gar zur gleichen Zeit.

Yves Piaget ging es beim Sponsoring von Poloturnieren weniger um die berittenen Athleten als das vermögende Publikum
Yves Piaget ging es beim Sponsoring von Poloturnieren weniger um die berittenen Athleten als das vermögende Publikum
© Piaget

Wichtiger erwies sich die Freundschaft mit Ursula Andress, die als Honey Ryder in „007 jagt Dr. No“ mit James Bond geflirtet hatte. Sie war es, die 1980 beim World Polo Cup in Palm Beach mit einer „Polo“ am Handgelenk Trophäen überreichte, posierte und verführerisch in jede Kamera lächelte. Dank solcher Auftritte fand die „Polo“ rasch ihren Platz: am Arm betuchter Trägerinnen, denen Status, Eleganz und Understatement gleich wichtig waren. 

Piaget belebt den Klassiker nach 36 Jahren wieder

Das Engagement der Marke für den Pferdesport ging in den Folgejahren weiter, etwa mit dem weltweit ersten Promi-Benefiz-Poloteam namens „Chukkas for Charity“, das TV-Berühmtheiten wie Stefanie Powers („Hart aber herzlich“), Pamela Sue Martin („Denver Clan“) oder Alex Cord („Airwolf“) zu seinen Mitgliedern zählte. In einem Marketing-Coup gelang es Piaget sogar, diese Star-Mannschaft hoch zu Ross über die Fifth Avenue reiten zu lassen.

Doch 1988, nach dem Verkauf an die Vendôme Luxury Group, die später im Richemont- Konzern aufging, war plötzlich Schluss. Zwar folgten weitere „Polo“-Uhren, die hatten allerdings optisch wenig mit dem Urmodell zu tun. Nun kehrt die Legende zurück, nach 36 Jahren Pause und 24 Monaten Entwicklungszeit. Als „Polo 79“, mit dem Mechanikwerk 1200P1 und leicht vergrößertem Durchmesser. Auch der Preis wurde „angepasst“, auf 80.000 Euro. Gut, der Goldpreis liegt aktuell immerhin bei circa 2200 Dollar pro Unze. 

Die neue „Polo 79“ rückt optisch wieder ganz nah an das Urmodell heran, und das mit noch reinerem Gold
Die neue „Polo 79“ rückt optisch wieder ganz nah an das Urmodell heran, und das mit noch reinerem Gold
© Piaget; Montage: Capital

Immerhin dürfen sich die ersten 150 Käufer:innen über einen Blouson aus Seidensatin als Dreingabe freuen, den der bekannte Couturier Alber Elbaz entworfen hat. Als Hommage an jene Jacke, die Ursula Andress einst zu Polo-Events von Piaget trug. Goldig.

***

Details zur „Polo 79“:
Durchmesser — 38 mm
Material — Gelbgold, massiv
Werk — Manufakturkaliber 1200P1
Armband — vollständig ins Gehäuse integriert, mit „Godronierung“
Preis — circa 80.000 Euro

Die Marke Piaget: 
1874 richtet sich Georges-Édouard Piaget im Alter von 19 Jahren eine Uhrenwerkstatt auf dem Bergbauernhof seiner Eltern im Jura-Städtchen La Côte-aux-Fées ein. Damals dürften Pferde nur einen Job gehabt haben: Die Besitzer zu entlegenen Feldern zu tragen und dort einen Pflug zu ziehen. Champagner, Pelzstolen und schwere Klunker dürften dazu kaum nötig gewesen sein. Dass Urenkel Yves einmal Filmstars zum Poloturnier einladen würde, hätte Georges-Édouard Piaget wohl als Scherz abgetan.

Erschienen in Capital 5/2024

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