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Rath checkt ein „Six Senses“-Hotels in Bhutan: Zwischen Luxus und Erleuchtung

Das „Six Senses Paro“ kombiniert modernen Komfort mit alten Ruinen – und das auf einer Höhe von 2.700 Metern über dem Meeresspiegel
Das „Six Senses Paro“ kombiniert modernen Komfort mit alten Ruinen – und das auf einer Höhe von 2.700 Metern über dem Meeresspiegel
© Six Senses
Die Hotelmarke „Six Senses“ ist für ihre ganzheitlichen Wellness-Konzepte bekannt. Unser Kolumnist besucht zwei Häuser in dem Zwergstaat Bhutan, wo buddhistische Bescheidenheit auf Edel-Urlaub trifft. Verträgt sich der Mix?
Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.
Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.

Das kleine Königreich Bhutan bleibt für den Großteil der Welt ein geheimnisvoller Ort. Abgeschottet von Massentourismus und übermäßiger Kommerzialisierung fliegen nur um die 100.000 Touristen jährlich hierher. In diesem Herbst bin ich einer von ihnen. Den Verlust höherer touristischer Einnahmen nimmt man übrigens gern in Kauf, denn in Bhutan zählt nicht das Wirtschaftswachstum als oberste Benchmark, sondern das Wohlbefinden der Einwohner. Zu viele ausländische Gäste könnten das regelmäßig ermittelte „Bruttonationalglück“ und die Natur gefährden. Obwohl ich das buddhistische Land im Himalaya bereits besucht habe und um seine Besonderheiten weiß, verspüre ich erneut großen Respekt vor meiner Reise.

Ein Trip nach Bhutan verläuft anders als der typische Urlaub. Spontanität oder gar Backpacking sind nicht möglich, erlaubt sind nur organisierte Reisen mit offiziellen Guides. Jede Route, jedes Hotel und jeder Tempelausflug müssen vorab genehmigt werden. Ich werde zwei Hotels der Marke „Six Senses“ besuchen, deren Verbindung von Nachhaltigkeit mit kultureller Authentizität mich andernorts bereits begeistert hat: eines in Thimphu und eines in Paro. Wie wird dieses Konzept in Bhutan umgesetzt? Ich bin gespannt.

Monarchie, Spiritualität und Umweltsinn in Balance

Der erste Schritt meiner Reise beginnt mit einem Emirates-Flug nach Neu-Delhi. Einmal mehr bin ich von der Pünktlichkeit der Airline sowie dem herzlichen, zuverlässigen Service der Crew angetan. Diesmal fliege ich Business-Class, ein Erlebnis wie im Fünf-Sterne-Hotel! Von Neu-Delhi geht es weiter zum Paro International Airport, dem einzigen internationalen Flughafen von Bhutan. Er gilt als Herausforderung für Piloten, weil er in einem tiefen Tal liegt, umgeben von den majestätischen Gipfeln des Himalaya. Kaum gelandet, werde ich freundlich von meinem Fremdenführer empfangen, und nach einstündiger Autofahrt erreichen wir die Hauptstadt Thimphu. Ungewöhnlich: Statt Ampeln regeln Verkehrspolizisten in traditionellen Gewändern den Verkehr – mit sehr eleganten Handbewegungen. Kein Lärm, keine Hektik, dafür eine ruhige und beschauliche Atmosphäre.

Die politische Struktur des Zwergstaates ist ebenso außergewöhnlich. Bhutan wird als konstitutionelle Monarchie regiert, in der König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck über das Land und seine Entwicklung wacht. Der Premierminister spielt ebenfalls eine wichtige Rolle und sorgt für die Umsetzung der Regierungspolitik. Diese Zusammenarbeit hat für Stabilität gesorgt und eine bewusste Hinwendung zum Umweltschutz gefördert. So ist Bhutan heute das einzige Land, das mehr Kohlenstoffdioxid in seiner Vegetation bindet als es ausstößt.

Die 260 Quadratmeter große „Two Bedroom Villa“ des „Six Senses Thimphu“ wurde speziell für gemeinsam reisende Familien oder Gruppen konzipiert
Die 260 Quadratmeter große „Two Bedroom Villa“ des „Six Senses Thimphu“ wurde speziell für gemeinsam reisende Familien oder Gruppen konzipiert
© Six Senses

Bhutanische Wellnessfreude im „Six Senses Thimphu“

Thimphu ist mit etwa 100.000 Einwohnern das politische und wirtschaftliche Zentrum. Das „Six Senses Thimphu“ liegt malerisch inmitten von Apfelplantagen und Kiefernwäldern auf einem Hügel im Süden der Stadt. Aus einer Höhe von 2650 Metern eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf die berühmte Buddha-Dordenma-Statue, die 52 Meter aufragt und mit Blattgold überzogen ist. Die noble Lodge ist eine von fünf „Six Senses“-Unterkünften in Bhutan und trägt den Beinamen „Palast im Himmel“. Treffend, schließlich reflektieren die großen Teiche in der Lobby die Wolken auf beeindruckende Weise.

Auch das Innere überzeugt mich: Das Gebäude ist vollständig aus lokalen Materialien gefertigt, insbesondere aus hellen Hölzern, die dem Interieur ein einladendes, gemütliches Ambiente verleihen. Gäste können in einer von 20 Suiten und fünf Villen übernachten, die alle eine hinreißende Aussicht auf die spektakuläre Umgebung bieten.

Meine Unterkunft, eine „One Bedroom Villa“, lässt keine Wünsche übrig. Zudem ist das Essen im hauseigenen Restaurant „Namkha“ so lokal inspiriert wie erstklassig. Ich genieße beispielsweise die vielleicht beste Bachforelle jenseits vom Schwarzwald. Im Wellnessbereich erlebe ich bei Jambay eine Massage, die Klangschalen, Heilsteine und buddhistische Mantras für die ultimative Entspannung kombiniert. Die Gastfreundschaft im Six Senses Thimphu hat höchstes Niveau. Auf meine Frage, wann denn das Frühstück serviert wird, antwortet eine Mitarbeiterin: „Wenn Sie möchten, dann 24 Stunden lang.“

Heilender Humor: ein Besuch im Fruchtbarkeitstempel

Am Nachmittag unternehme ich einen Ausflug zu einem faszinierenden und zugleich kuriosen Ort: dem Fruchtbarkeitstempel im nahegelegenen Punakha-Tal, auch als Chimi Lhakhang bekannt. Er wurde von dem exzentrischen Lama Drukpa Kunley gesegnet, der auch als „Heiliger Narr“ bezeichnet wird. Kunley lebte im 15. Jahrhundert und war dafür bekannt, seine Weisheit recht unkonventionell zu vermitteln, nämlich oft gespickt mit Humor, Frivolität und Provokation. Er prägte eine liberale Philosophie im Buddhismus, die besagt, dass jeder nach seinen eigenen Vorstellungen leben soll, solange er damit niemandem schadet. Das gilt bis heute und wird mit ein Grund sein, warum es bis heute in Bhutan keine Diskriminierung von Minderheiten gibt.

Im Tempel und seiner Umgebung entdecke ich Kunleys charakteristisches Symbol: ein phallisches Bild, das böse Geister vertreiben und die Fähigkeit zur Fortpflanzung unterstützen soll. Deshalb pilgern seit Jahrhunderten Familien mit Kinderwunsch an diesen Ort.

Die „Six Sense“-Lodges in Paro und Thimphu ähneln sich bei den verwendeten Materialien aus der Region, etwa dem hellen Holz der Zimmertäfelung
Die „Six Sense“-Lodges in Paro und Thimphu ähneln sich bei den verwendeten Materialien aus der Region, etwa dem hellen Holz der Zimmertäfelung
© Six Senses

Luxuriös-ländlicher Charme im „Six Senses Paro“ 

Mein nächstes Ziel ist das rund 50 Kilometer entfernte „Six Senses Paro“. Die Auffahrt zu dem Hotel ist erstaunlich holperig und lang. Für vier Kilometer benötige ich durch die schlechten Straßenverhältnisse eine halbe Stunde, während der ich ständig befürchte, dass ein Reifen platzt. Doch gleich bei der Ankunft werde ich für meine Strapazen reich belohnt, mit zuvorkommendem Service und einem abermals sensationellen Panoramablick. Trotzdem: Ein so luxuriöses Hotel hätte definitiv eine Anbindung ohne Schlaglöcher verdient.

Der Stil des Six Senses Paro erinnert sehr an die Lodge in Thimphu, vom Layout der Zimmer bis zum hellen Holz aus der Region. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch, dass es auf einer alten Steinfestung aus dem 16. Jahrhundert errichtet wurde, die teilweise noch gut erhalten ist. So können Gäste ihr Abendessen oder einen Drink inmitten der Ruinen auf dem Gelände oberhalb des Paro-Tals genießen.

Ich verbringe meine Zeit mit Wanderungen in der Umgebung. Mein Guide warnt mich allerdings, eine bestimmte Höhe nicht zu überschreiten, da dies die Berggeister stören könnte. Immer wieder stoße ich auf solche Glaubenssätze, die das Leben der Menschen in Bhutan prägen. So dürfen Seen, Flüsse und andere Gewässer nicht zum Baden genutzt werden, weil sie als heilig gelten. Tiere müssen stets mit Respekt behandelt werden, ihre Schlachtung ist tabu. Zudem sollten beim Besuch von Klöstern und Dzongs (Festungen) die Schultern und Knie bedeckt werden.

Bhutan befindet sich im östlichen Teil des Himalaya-Gebirges. Im Norden liegt Tibet und im Süden, Osten sowie im Westen grenzt das Land an Indien
Bhutan befindet sich im östlichen Teil des Himalaya-Gebirges. Im Norden liegt Tibet und im Süden, Osten sowie im Westen grenzt das Land an Indien
© Six Senses

Manche mögen derlei Verhaltensregeln als Einschränkung empfinden, doch die Menschen in Bhutan scheinen in diesen Strukturen überaus glücklich zu sein. Während meiner Reise erlebe ich niemanden mit mürrischem Blick oder schlechter Laune, alle Einheimischen sind fröhlich, herzlich und interessiert. Das Bruttonationalglück als Messlatte für den Erfolg eines Landes, es scheint sich auszuzahlen.

Sollten Sie eine Reise nach Bhutan planen, dann würde ich empfehlen, dass Sie alle fünf „Six Senses“-Lodges in diesem faszinierenden Land besuchen und jeweils ein oder zwei Nächte bleiben. So tauchen Sie bei größtmöglichem Komfort in die Kultur Bhutans und seiner unterschiedlichen Regionen ein. Ein Land, das mich neben seiner landschaftlichen Schönheit auch mit seiner Entschlossenheit beeindruckt, die Welt ein kleines Stück besser zu machen. Sein statt Haben – das scheint der Schlüssel zum Glück, der auch anderen Nationen neue Türen öffnen könnte.

Tipps für Ihren Aufenthalt

„YourCafe“: Das kleine Café befindet sich kurz vor Paro und bietet fantastische vegane Gerichte. Es ist Teil eines NGO-Projekts, dessen gesamte Einnahmen an ein Kloster in der Nähe gehen, in dem 300 Mönche leben.

„Tigernest“-Tempel: Das berühmte Wahrzeichen, in der Landessprache als Paro Taktsang bekannt, liegt auf einer steilen Klippe, rund 900 Meter über einem Tal. Die Stadt Paro ist etwa zehn Kilometer weit entfernt.

„Buddha Dordenma“-Statue: Als eine der größten Buddha-Statuen der Welt – und ein spiritueller sowie architektonischer Höhepunkt – ragt sie 51 Meter in den Himmel. Überzogen mit Blattgold und „gefüllt“ mit über 100.000 kleineren Buddha-Statuen.

Raths Reise-Rating

1 Ganz großes Kino

2 Wenn’s nur immer so wäre

3 Meckern auf hohem Niveau

4 So lala, nicht oh, là, là

5 Besser als im Hostel

6 Ausdrückliche Reisewarnung
 

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