Das Weltwirtschaftsforum (WEF) misst alljährlich die Wettbewerbsfähigkeit der Staaten. Im aktuellen Ranking liegt zum sechsten Mal in Folge die Schweiz an der Spitze. Deutschland ist von Platz vier auf fünf abgerutscht (s. Karte unten). Aber was macht ein Land wettbewerbsfähiger. An zehn Fallbeispielen zeigt das WEF, wie man weiter nach vorne gelangen kann. Die Beispiele zeigen, dass es vor allem um eine bessere Ausbildung und eine stärkere Kooperation von öffentlichem und privaten Sektor bei Forschung und Entwicklung geht.
Österreich
Mit dem Kplus-Programm fördert Österreich seit Ende der 90er-Jahre die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die Förderung in Höhe von 2,2 Mio. bis 4,4 Mio. Euro ist für Forschungseinrichtungen vorgesehen, wenn sie sich mit mindestens fünf Unternehmen zusammenschließen. Ihre Vorhaben müssen das Potenzial haben, die österreichische Wirtschaft voranzubringen. Nach Einschätzung der WEF-Experten hat Kplus dazu beigetragen, dass Österreich drei Prozent seines Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung aufwendet. Es sei damit besser als viele seiner Nachbarländer.
Indien
Im Jahr 2007 wurde in Indien „Infrastructure Leasing& Financial Services Ltd“ gegründet. Die Einrichtung soll helfen, die Wissenslücken von jungen Indern aus ländlichen Regionen zu schließen. Die Lerninhalte folgen den Bedürfnissen der Unternehmen, um nach Abschluss der Ausbildung die Beschäftigungsaussichten zu verbessern. Laut dem Bericht haben 85 Prozent der Absolventen tatsächlich einen Job gefunden.
Niederlande
Beim Programm „Leading Technology Institutes“ finanziert der Staat 50 Prozent der Kosten von Forschungsvorhaben, bei denen öffentliche Einrichtungen mit industriellen Partnern zusammenarbeiten. Die Privatwirtschaft soll die Ziele der gemeinsamen Vorhaben definieren, damit die Ergebnisse auch der Wirtschaft zugute kommen. Das Programm hat unter anderem zu 33 Patentanmeldungen und sechs Ausgründungen geführt. Die Regierung in Den Haag hat das Programm zum Modell für ihre neue Innovationsinitiative „Topconsortia for Knowledge and Innovation (TKI)“ gemacht. 19 TKIs werden gebildet, die bis Ende 2015 insgesamt 500 Mio. Euro ausgestattet werden, wobei 40 Prozent aus dem privaten Sektor stammen.
Schweden
Die „Agentur für höhere Berufsausbildung“ wurde 2009 ins Leben gerufen, weil durch fehlende Ausbildungsmöglichkeiten Fachkräftemangel drohte. Das wiederum beeinträchtigt das Wirtschaftswachstum. Private und öffentliche Einrichtungen müssen sich jährlich um neue Mittel von der Agentur bewerben. Das Geld wird nach dem Bedarf an beruflichen Qualifikationen vergeben. Insgesamt gibt die Agentur rund 275 Mio. Euro jedes Jahr aus. Die Erfolgsquote kann sich sehen lassen: Neun von zehn Absolventen fanden einen Job oder machten sich selbstständig. Knapp zwei Drittel sind in Bereich tätig, die mit dem Ausbildungsprogramm zu tun haben.
Chile
Die 2010 gegründete Start-up-Initiative soll das Land aus seiner Abhängigkeit von traditionellen Industriezweigen befreien. Ziel ist es, die besten Unternehmer in das südamerikanische Land zu locken, um Zahl und Qualität der chilenischen Start-ups zu verbessern. Bei mehr als 750 Firmen und 1500 Unternehmern verfing das Programm. Laut WEF kann von einem Kulturwandel in Chile gesprochen werden. Mittlerweile sind unter den Antragstellern 40 Prozent chilenische Firmen.
Europäische Union
Mit der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) will die EU seit 2010 die Bedingungen für Forschung und Innovationen in Europa verbessern. Ziel ist es, aus frischen Ideen möglichst schnell Produkte und Dienste zu machen, die Arbeitsplätze schaffen und das Wachtum ankurbeln. Die EIP entwickelt Strategien, um die Lücke zwischen Durchbrüchen bei Forschung und Entwicklung und der Vermarktung zu überbrücken. Fünf Partnerschaften gibt es bereits: Gesundes Altern, Landwirtschaft, Rohstoffe, Smart Cities und Wasser.
Finnland
Das Programm VIGO war 2009 die Antwort auf das „finnische Paradox“ – die Tatsache, dass dem Land zwar eine große Innovationsfähigkeit zugeschrieben wird, es aber kaum schnell wachsende Start-ups gibt. Daher bringt das Programm hoffnungsvolle Gründer mit erfahrenen Unternehmern zusammen, die Start-ups coachen, in die sie selbst investiert haben. Die jungen Firmen erhalten staatliche Garantien, um ihre Coaches zu bezahlen.
Marokko
EFE-Maroc steht für „Education for Employment“. Das Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen will die Chancen von arbeitslosen Jugendlichen im arabischen Raum verbessern. Es arbeitet mit ausländischen Partnern zusammen, um den jungen Menschen eine Ausbildung zu bieten, die ihnen die Chance auf einen Arbeitsplatz eröffnet. Trotz der hohen Jugendarbeitslosigkeit im Mittleren Osten und in Nordafrika suchen die Unternehmen nach Fachkräften. Bis Ende 2013 haben 6600 Jugendliche das Programm durchlaufen.
Philippinen
Das „Educational Service Contracting Scheme“ (ESC) gehört zu den größten öffentlich-privaten Partnerschaften weltweit. Es wurde gegründet, um den schlechten Bildungsstandards an den öffentlichen Schulen zu begegnen. Die Studierenden erhalten Fördermittel, damit sie sich den Besuch einer privaten Schule leisten können, wo die Bildungsqualität besser ist. Im Schuljahr 2011/2012 gab es 634.000 Jugendliche, die über das Programm gefördert wurden. Das kostet zwar viel Geld, aber laut einer Studie der Weltbank arbeitet das ESC kosteneffektiv.
USA
Als vorbildlich preisen die WEF-Experten auch die Initiative „Automotive Manufacturing Technical Education Collaborative“ (AMTEC). Dabei handelt es sich um ein Programm, das Community Colleges und Autoindustrie zusammenbringt. Auslöser war ein Mangel an Fachkräften bei den Autobauern. Durch AMTEC erhalten die Auszubildenden nun die Fertigkeiten, die es ihnen ermöglicht, später in der Autobranche zu arbeiten.