Max Schireson ist CEO der Datenbank-Firma Mongo DB. Dort hat er Millionen verdient. In einem viel beachteten Blogpost hat er vergangene Woche erklärt, warum er diesen Job gekündigt hat. Wir dokumentieren seinen Text hier.
Vor ein paar Monaten fragte ein TV-Journalist Mary Barra, die Chefin von General Motors, ob sie den Ausgleich hinkriege zwischen den Anforderungen als Mutter und CEO. Das Magazin The Atlantic fragte Indra Nooyi, die Frau an der Spitze von Pepsi, ähnliche Sachen. Ich bin ein männlicher CEO und ich wurde bisher gefragt, welches Auto ich fahre und welche Art von Musik ich mag, aber noch nie, wie ich Vater-Sein und die Aufgaben als CEO unter einen Hut kriege.
Aber auch wenn mich das die Presse noch nicht gefragt hat, frage ich mich es doch selbst. Denn das ist meine Situation:
Ich habe drei wundervolle Kinder zu Hause im Alter von 14,12 und 9 Jahren, und ich liebe es, mit ihnen Zeit zu verbringen: Ski fahren, Kochen, Backgammon spielen, Schwimmen, Filme schauen oder Basketball-Spiele der Golden State Warriors, Baseball-Spiele der San Francisco Giants, reden, solche Sachen.
Aberwitzige Reisen: 500.000 km pro Jahr
Wenn es so weitergeht, fliege ich in diesem Jahr 500.000 Kilometer: wegen der ganz normalen Reisen als Firmenchef und wegen der Pendelei zwischen Palo Alto und New York alle zwei bis drei Wochen. Während dieser Reisen habe ich viel Familienspaß verpasst, aber, was vielleicht noch wichtiger ist: Ich war nicht bei meinen Kindern als unser Welpe von einem Auto angefahren wurde oder als mein Sohn eine (kleine und erfolgreiche, und natürlich unerwartete) Not-Operation hatte.
Ich habe eine fantastische Frau, die auch eine wichtige Karriere hat; sie ist Ärztin und Professorin in Stanford wo sie, zusätzlich zu ihren Pflichten in der Klinik, ein Ausbildungsprogramm für Hoch-Risiko-Hebammen führt und zu Frühgeburten, Operationstechniken und anderen Sachen forscht. Sie ist eine bezaubernde Mutter, klug, schön und unendlich geduldig mit mir. Ich liebe sie. Ich stehe für immer in ihrer Schuld, weil sie einen Weg gefunden hat, die Familie zusammenzuhalten trotz meiner aberwitzigen Reisen. Ich sollte diese Geduld nicht weiter ausnutzen.
Freunde und Kollegen fragen meine Frau häufig, wie sie Beruf und Mutterschaft vereint. Irgendwie fragen mich das die gleichen Leute nicht.
Ich kündige und diese Entscheidung kann mich Millionen Dollar kosten
Vor ein paar Monaten habe ich entschieden, dass ich den Ausgleich nur schaffen kann, wenn ich bei meinem Job zurücknehme. Mongo DB is eine besondere Firma. In meinen nun fast vier Jahren dort haben wir 220 Millionen Dollar eingesammelt, das Team um das 15-fache vergrößert und die Verkäufe um das 30-fache. Wir haben fantastische Kunden, ein großartiges Produkt, das mit jeder Ausgabe besser wird, das stärkste Team, mit dem ich jemals gearbeitet habe und ein unglaubliches Momentum auf dem Markt. Die Zukunft ist rosig und Mongo DB verdient einen Anführer, der sich der Sache voll widmen und das Beste aus dieser Chance herausholen kann.
Unter den geographischen Umständen kann ich leider nicht dieser Anführer sein. Die Mehrheit der Firma ist in New York und meine Familie in Kalifornien.
Ich verstehe, dass ich mich mit solchen Erwägungen als untauglich für jede zukünftige CEO-Stelle erweisen könnte. Wird mich das eines Tages Dutzende Millionen Dollar kosten? Vielleicht. Im Leben geht es um Entscheidungen. Jetzt entscheide ich mich, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen, ich bin zuversichtlich, dass ich weiterhin ein ausfüllendes Berufsleben haben werde. Am Anfang erschien es wie eine sehr schwere Wahl, aber je länger ich darüber nachgedacht hatte, desto sicherer war ich mir, dass es die richtige Entscheidung war.
Normale Vollzeit und nicht krasse Vollzeit
In einem Monat werde ich das Amt des CEO dem sehr kompetenten Dev Ittycheria übergeben. Er wird die Aufgabe haben, die Firma durch die nächste Wachstumsphase zu steuern (aber muss dabei dankenswerterweise nicht durch das ganze Land pendeln!). Ich weiß, dass die Firma in guten Händen sein wird; seine Fähigkeiten passen besser zur kommenden Wachstumsphase als meine. Ausserdem werde ich da sein und helfen (Vollzeit, aber „normale Vollzeit“ und nicht „krasse Vollzeit“), woauchimmer er Hilfe braucht. In dieser Pressemitteilung steht mehr dazu.
Ich hoffe, dass es mir gelingt, bei Mongo DB eine Rolle für mich zu definieren, die fordernd und wirkungsvoll ist, und sich zugleich mit den wichtigsten Aufgaben in meinen Leben verträgt. Denn so gut dieser Job auch war: Ich freue mich darauf, einen zu bekommen, der noch besser ist.
- Max