Elternpflege ist im Gegensatz zur Kinderbetreuung ein Schamthema, sagt Vera Schneevoigt. Ihr Umfeld dankt ihr für den Vorstoß – denn viele Arbeitnehmer stecken in ähnlichen Zwängen
Capital: Frau Schneevoigt, Sie haben Ihren Managerinnen-Posten bei Bosch gekündigt, um mehr Zeit für die Betreuung Ihrer Eltern und Schwiegereltern zu haben. Hat es Sie überrascht, wie viele Reaktionen Sie auf diesen Schritt bekamen?
VERA SCHNEEVOIGT: Ja, hat es. Damals lebte ich vollkommen in der Wirtschafts- und Managementblase. Von pflegenden Angehörigen hatte ich zwar gehört, aber dass das Thema so eine strukturelle und gesellschaftliche Dimension hat, war mir nicht klar. Die Entscheidung zu kündigen, habe ich ja für mich persönlich getroffen. Ich hätte nie gedacht, dass plötzlich so viele verschiedene Menschen auftauchen, die dankbar dafür sind, dass jemand offen über die Pflege der eigenen Eltern spricht.