Das Ende an sich hat seit jeher eine schlechte Presse. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, heißt es schwülstig beim Teenie-Liebling Hermann Hesse, vom Schluss hingegen hat das noch niemand behauptet, obwohl es mindestens genau so richtig ist. Erinnert sei hier an große Abgänge wie die von Jupp Heynckes, Winnetou oder gar Frank Sinatra (bei dessen Tod in Las Vegas die Lichter ausgeschaltet und stattdessen das Empire State Building in New York für drei Tage in blaues Licht getaucht wurde). Jedes Ding hat eben seine Zeit, auch das Ende, und diese Woche war eindeutig eine Phase der Abschiede. Also: Au Revoir, Jean-Claude Juncker! Der Mann, der manchmal wie eine Ein-Mann-EU unterwegs ist, gab seinen Posten als luxemburgischer Regierungschef nach einer dubiosen Geheimdienstaffäre in seinem Land auf. Daraus lernen wir zwei Dinge: Auch in Luxemburg gibt es einen Geheimdienst und man kann mit 58 Jahren schon zum alten Eisen gehören – das ist das Pech der Frühstarter. Schluss war auch für William Lynch, den Chef der US-Buchhandelskette Barnes & Nobles, deren Elektronik-Buch Nook kein Mensch haben will. Verabschieden muss sich die Welt vom Personal Computer, den auch niemand mehr haben will, weil er noch überflüssiger als ein Elektronik-Buch ist und dessen Verkaufszahlen im zweiten Quartal noch einmal dramatisch abstürzten. Und aus ist es nach Angaben des Internationalen Währungsfonds auch mit dem Wachstum, zumindest mit dessen bis dato beachtlichem Ausmaß in China, Brasilien, Russland und Indien sowie dessen ohnehin eher mickrigem Pendant in den USA und der Eurozone. Eine gute Nachricht übrigens für all jene (wie den Hipster-Soziologen Harald Welzer), die derzeit die alte These wieder aufwärmen, es dürfe, könne und müsse alles auch ohne Wachstum gehen und damit die Verkaufszahlen ihrer Bücher in die Höhe treiben. Und schließlich wird auch eine echte Institution mit einer fast fünfhundertjährigen Geschichte ihr Ende finden – die britische Royal Mail. Das seit jeher staatliche Unternehmen soll zwar nur privatisiert werden, aber in Großbritannien kommt das im Grunde seiner Auflösung gleich, was jeder nachvollziehen kann, der in den vergangenen Jahren einmal auf der Insel mit der ebenfalls privatisierten Eisenbahn fahren wollte. All jenen, die sich nun verabschieden, sei der alte Satz von Trude Herr ans Herz gelegt: Niemals geht man so ganz. Denn es gibt sie ja, die Comebacker, die Zombies, die Rolling Stones von Wirtschaft und Politik. Und wie sind ihre schillerndsten Namen? Silvio Berlusconi (wird sich einer drohenden Haft mit Sicherheit noch entziehen können) und Nicolas Sarkozy (bereitet sich auf einen neuen Anlauf fürs französische Präsidentenamt vor). Und Juncker kommt sowieso wieder. Wer soll sonst auf diesen ganzen EU-Gipfel herumsitzen? Foto: © plainpicture
Wochenrückblick Time to say Goodbye
Eine Woche der Abschiede: Nicht nur Jean-Claude Juncker trat zurück, das Aus kam auch für andere. Nils Kreimeier sagt auf Wiedersehen.
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