Angebot und Nachfrage müssen in der Corona-Krise plötzlich ganz neu gedacht werden. Artikel des täglichen Gebrauchs sowie Grundnahrungsmittel wurden schlagartig so begehrt und rar, wie man es sich Anfang des Jahres nicht hätte vorstellen können. Bei künstlich knapp gehaltenen Luxusartikeln brach das Interesse dagegen ein. Klopapier statt Kelly Bag: Corona sorgt für eine verkehrte Welt, die aber auch ein wenig Prioritäten geraderückt. Das spüren selbst die Superreichen.
Wer wird in der Corona-Krise reicher?
In der Covid-19-Pandemie gibt es unter den reichsten Menschen der Welt klare Gewinner und Verlierer. Der „Corona-Effekt“ lässt sich schwer beziffern. Aber der Vergleich der Kontostände von April 2020 und April 2019 gibt zumindest einen Hinweis darauf, wer besser durch die Krise kommt als Andere. Allerdings kann niemand einschätzen, wie die Zeit nach Corona aussehen wird. Möglich ist, dass sich ein großes Plus im Mai später in ein Minus verwandelt. Einfachstes Beispiel: Wer Nudeln gebunkert hat, muss nach Abklingen der Hamsterkauf-Panik erst mal den Vorrat aufbrauchen.
Die Corona-Krise könnte zudem durch steigende Arbeitslosenzahlen oder ein generell gestiegenes Sicherheitsbedürfnis zu Rückgängen beim Konsum führen. Andererseits entwickeln sich während der Phase sozialer Distanz womöglich Angewohnheiten und Vorlieben, die sich später fortsetzen, beispielsweise bei der Nutzung digitaler Dienste.
So hat sich in der Corona-Krise das Vermögen der zehn reichsten Menschen der Welt entwickelt.
Gewinner und Verlierer der Corona-Krise
Beim Konsum drehte sich in der Corona-Krise anfangs alles um die Supermärkte. Sie verzeichneten Umsatzzahlen, die ein Vielfaches des Weihnachtsgeschäfts erreichten. Davon profitiert die weltweit größte Lebensmittelkette Wal-Mart. Rob Walton ist der älteste Sohn des Firmengründers Sam Walton. Der Wirtschaftsdienst Bloomberg bezifferte Waltons Vermögen am 21. April 2020 auf 56,9 Milliarden US-Dollar. Das seien 2,7 Milliarden Dollar mehr gewesen als ein Jahr zuvor. Walton stieg damit Ende April in die Top 10 der reichsten Menschen der Welt auf und verdrängte Inditex-Gründer Amancio Ortega vom zehnten Platz.
Steve Ballmer gehörte im April zu den Gewinnern unter den Superreichen. Der langjährige CEO von Microsoft steigerte sein Vermögen laut Bloomberg binnen eines Jahres um 5,5 Milliarden Dollar auf 63,6 Milliarden Dollar. Das war der fünfthöchste Anstieg unter den 500 reichsten Menschen der Welt.
Soziale Netzwerke waren in der Corona-Krise gefragt wie vielleicht nie zuvor. Das galt auch für Facebook und die Tochterfirma WhatsApp. Trotzdem verringerte sich der Reichtum von Gründer Mark Zuckerberg innerhalb von zwölf Monaten. Bloomberg bezifferte sein Vermögen am 21. April auf 68,1 Milliarden Dollar. Das waren 10,3 Milliarden Dollar weniger als ein Jahr zuvor. Zuckerberg belegte damit Platz sieben unter den größten Verlierern der Top 500. Allerdings setzte die Facebook-Aktie nach einer Talfahrt Ende April wieder zum Höhenflug an.
Warren Buffett haben die Auswirkungen der Corona-Krise und die Turbulenzen am Aktienmarkt offenbar besonders getroffen. Sein Vermögen verringerte sich um 14,9 Milliarden Dollar auf 74,3 Milliarden Dollar. Das war im Bloomberg-Ranking der viertgrößte Verlust in den vergangenen zwölf Monaten. Ein möglicher Grund war Buffetts Vorliebe für Fluggesellschaften. Der Kurs von Delta Air Lines war im März um 51 Prozent gefallen. Im April trennte sich Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway von einem großen Teil ihrer elfprozentigen Beteiligung an Delta. Die Anlegerlegende senkte auch den Anteil an Southwest Airlines.
Bernard Arnault ist aktuell unter den Superreichen der größte Verlierer der Corona-Krise. Der Chef des Luxuskonzerns LVMH Moët Hennessy büßte zum Stichtag 21. April im Jahresvergleich 25,0 Milliarden Dollar ein und kam noch laut Bloomberg noch auf 80,2 Milliarden Dollar. Bei anderen Milliardären mag ein Minus nicht nur mit der Epidemie zu tun haben. Bei Arnault ist der Zusammenhang jedoch eindeutig. Sein Vermögen war zuletzt stetig gestiegen. Von 2017 auf 2018 hatte es sich im „Forbes“-Ranking von 41,5 auf 76 Milliarden Dollar erhöht. Die Luxusgüter-Branche leidet in der Krise besonders unter einer einbrechenden Nachfrage. Dafür sind nicht nur eine neue Sparmentalität bei den Kunden verantwortlich. Louis Vuitton generiert einen großen Teil des Umsatzes mit Touristen aus China, die in Europa oder Nordamerika einkaufen.
Bill Gates belegte unter den Corona-Verlierern Platz elf. Bloomberg bezifferte das Vermögen des Microsoft-Gründers auf 104,0 Milliarden Dollar. Das waren 8,9 Milliarden Dollar weniger als am 21. April 2019. Allerdings sorgt der einst reichste Mensch der Welt seit Jahren mit Spenden dafür, dass sein Reichtum (auf oberstem Niveau) schrumpft.
Auch beim größten Gewinner während der Corona-Krise ist das Bild eindeutig. Keiner der Superreichen konnte sein Vermögen so stark vermehren wie Jeff Bezos. Der Amazon-Gründer kam in der Bloomberg-Statistik auf ein Plus von 29,7 Milliarden Dollar und insgesamt auf 145,0 Milliarden Dollar. Um die Relationen zu verdeutlichen: Das waren 50 Prozent mehr als bei Gates auf Platz zwei und mehr als die kombinierten Vermögen von Zuckerberg und Buffett. Amazon dürfte nicht nur als Online-Händler, sondern auch mit dem profitablen Cloud-Geschäft in der Krise verdient haben. Von der enorm gestiegenen Nachfrage und dem Run auf die Aktien profitierte auch die Ex-Frau des Firmengründers. MacKenzie Bezos' Vermögen erhöhte sich laut Bloomberg binnen eines Jahres um 10,3 Milliarden Dollar auf 363,0 Milliarden Dollar. Damit lag Bezos, die ihren Ex-Mann bei der Firmengründung tatkräftig unterstützt hatte, auf Platz drei der Gewinner und belegte Platz 17 der reichsten Menschen der Welt.