Deutschland braucht dringend Fachkräfte aus dem Ausland. Aber womit können die angelockt werden? Viele Expats, die bereits in deutschen Großstädten leben, dürften die Bundesrepublik Kollegen und Freunden nicht gerade empfehlen. Das legt jedenfalls das neue Expat City Ranking 2019 von Internations nahe.
Das Netzwerk für Menschen, die im Ausland leben und arbeiten, hat nach eigenen Angaben weltweit mehr als 3,5 Millionen Mitglieder. Über 20.000 von ihnen seien für die jährliche Expat Insider Studie befragt worden. Die Teilnehmer aus 178 Ländern bewerteten ihr Gastland anhand von über 25 Faktoren aus Bereichen wie Lebensqualität, Eingewöhnung, Arbeitsleben, Lebenshaltungskosten, Finanzen und Wohnungsmarkt.
Auf dieser Datenbasis fußt das neue Expat City Ranking 2019 . Dafür wurden laut InterNations 82 Städte untersucht, in denen jeweils mindestens 50 Teilnehmer wohnen. Darunter waren auch sieben deutsche Städte. Das hatten die ausländischen Expats über ihre deutsche Wahlheimat zu sagen.
So denken Expats über diese Städte
Das denken Expats über deutsche Städte

In Deutschland sind binnen eines Jahres 65.000 Menschen zu Millionären geworden. Das entspricht der Einwohnerzahl von Weimar. Insgesamt kam die Bundesrepublik 2019 auf 2.197.000 Millionäre. Damit war jeder 20. Millionär weltweit Deutscher.

Licht und Schatten liegen im Falle Münchens nah beieinander. Die Stadt bietet in Deutschland die beste Lebensqualität, weltweit reicht es für Platz 13. Das Arbeitsumfeld ist sogar das viertbeste der Welt. Dafür vergrault München Expats mit dem bundesweit schlechtesten Wohnungsmarkt. Hier schneiden global nur San Francisco (Platz 81) und Dublin (Platz 82) schlechter ab. Von bayerischer Herzlichkeit haben die befragten Ausländer ebenfalls wenig gespürt. „Man hat alles, was man braucht und alles funktioniert gut, aber es ist schwierig, neue Freunde zu finden“, sagte ein Ungar. Er fügte hinzu: „Die Leute sind nicht gastfreundlich und eher unterkühlt, und es fällt jedem schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden.“

Einen Platz vor München liegt Köln auf Rang 50. Überdurchschnittliche Noten gibt es beispielsweise bei der Jobzufriedenheit, dem Nahverkehr und der Freizeitgestaltung. Erneut sind es der schwierige Wohnungsmarkt und die Freundlichkeit der Bevölkerung, die eine bessere Platzierung verhindern. Zwar sind die Kölner nicht ganz so abweisend wie andere Deutsche. Viele Expats finden es trotzdem schwierig, Freundschaften zu schließen.

Das Mittelfeld des Rankings ist fest in deutscher Hand. Auf Rang 49 findet sich Frankfurt am Main. Das Finanzzentrum kann beim Berufsleben überzeugen. Nirgendwo bewerten Expats ihren Arbeitsplatz als derart sicher, im Index „Arbeiten in der Stadt“ reichte es weltweit für Platz sieben. Ein Expat aus Bulgarien weist laut InterNations darauf hin, dass „es genügend Arbeitsplätze gibt, und auch wenn man keine große Karriere machen möchte, kann man von seinem Gehalt leben“. Aber möchte man hier überhaupt wohnen? Viele Ausländer fühlen sich in Frankfurt nicht willkommen. Die Mainmetropole schafft es bei der Eingewöhnung unter die zehn schlechtesten Städte weltweit (Platz 75).

Das Hamburger Schmuddelwetter trägt dazu bei, dass es für die Hansestadt weltweit nur für Platz 42 reicht. Angesichts der unterdurchschnittlichen Noten für deutsche Städte insgesamt belegt Hamburg bundesweit aber Platz drei. Expats schätzen ihren sicheren Arbeitsplatz, die Wirtschaftslage vor Ort und auch die Umweltqualität. Erneut enttäuscht Deutschland bei der Willkommenskultur. Nur 25 Prozent der Expats finden, dass es einfach ist, unter Hamburgern neue Freunde finden. Weltweit liegt der Wert bei 45 Prozent. Ein Expat aus Brasilien bemängelte „das Wetter und wie die Einheimischen sich über alles beschweren“.

Expats freuen sich in Düsseldorf über die nach München zweitbeste Lebensqualität. Beruflich ist ebenfalls alles weitgehend in Ordnung, was Düsseldorf weltweit den 31. Platz sichert. Die Stadt überzeugt Expats mit einer guten Work-Life-Balance und sicheren Arbeitsplätzen. Enttäuscht sind viele wieder mal vom zwischenmenschlichen Aspekt. „Es ist schwer, neue Freundschaften zu schließen, denn jeder hat schon seit der Kindheit seinen eigenen Freundeskreis“, sagte ein Expat aus Costa Rica. „Es fehlt an Akzeptanz.“

Aachen ist die leuchtende Ausnahme unter den deutschen Städten. Es verdankt den erneuten ersten Platz nicht nur der Schwäche der Mitbewerber. Aachen schaffte es weltweit auf Platz elf. Im „Arbeiten in der Stadt“ stach Aachen sogar sämtliche Konkurrenten im globalen Vergleich aus. Bei den Lebenshaltungskosten reichte es für den dritten Rang, mit 89 Prozent sind Expats nirgendwo in Deutschland so glücklich wie in Aachen. Bei der Eingewöhnung wurde es ein vergleichsweise bescheidener 49. Platz, der trotzdem das bundesweit beste Ergebnis darstellte. Immerhin 72 Prozent der Befragten fanden die Einheimischen freundlich gegenüber Expats (64 Prozent weltweit). 49 Prozent bezeichneten es als leicht, in Aachen neue Freundschaften zu schließen (45 Prozent weltweit).