Auch in einer zunehmend globalisierten Welt ist das Auswandern noch ein Wagnis. In einem fremden Land zu leben und zu arbeiten ist aber ein Abenteuer , auf das immer mehr Menschen Lust haben. Meist ist es der Job, oft aber auch die Liebe, die Menschen zu Expats macht. Zudem locken günstige Lebenshaltungskosten und schönes Wetter immer mehr deutsche Rentner in die Ferne.
Das Expat-Netzwerk Internations befragt jedes Jahr einen Teil seiner nach eigenen Angaben mehr als 3,5 Millionen Mitglieder weltweit, wie sie ihre Wahlheimat beurteilen. An der aktuellen Expat Insider Studie nahmen demnach mehr als 20.000 Teilnehmer aus 178 Ländern teil. Sie bewerteten ihr Gastland anhand von über 25 Faktoren aus Kategorien wie Lebensqualität, Eingewöhnung, Arbeitsleben, Lebenshaltungskosten, Finanzen und Wohnungsmarkt. Auf dieser Datenbasis fußt das neue Expat City Ranking 2020. Dafür wurden laut Internations 82 Städte untersucht, in denen jeweils mindestens 50 Teilnehmer wohnen.
Diese zehn Städte erhielten von Expats in diesem Jahr die Bestnoten:
Diese Städte stehen bei Expats hoch im Kurs
Basel begeistert Expats mit der hohen Lebensqualität. In dieser Kategorie belegt die Schweizer Stadt weltweit den sechsten Platz. In den Bereichen Umweltqualität, Nahverkehr und persönliche Sicherheit schnitt Basel ebenfalls im Vergleich mit den meisten 81 Konkurrenten hervorragend ab. Außerdem punktet die Stadt mit vergleichsweise erschwinglichen Mieten. Nur beim zwischenmenschlichen Kontakt hapert es für viele Ausländer. „Die Einheimischen sind nicht wirklich offen dafür, Freundschaften zu schließen“, gab eine Teilnehmerin aus Venezuela zu Protokoll. „Das erschwert die Integration.“ #10 Basel
Arbeitsplätze in Den Haag sind sicher (weltweit fünfter Platz) und 70 Prozent der Befragten zeigen sich zufrieden mit ihrer finanziellen Lage (weltweiter Durchschnitt: 57 Prozent). Allerdings bringt die niederländische Metropole für Expats auch viele Schattenseiten mit sich. Die Jobs mögen sicher sein, die Karriereaussichten werden dafür von vielen Befragten als düster eingeschätzt. „Ich kann keinen guten und besser bezahlten Job finden“, klagte ein bulgarischer Teilnehmer. Noch etwas schlägt vielen Expats aufs Gemüt: das Wetter. Hier belegte Den Haag unter 82 Städten nur Platz 78.
Nicht Zürich oder Genf – nein, wenn es nach den Expats geht, ist Zug die beste Stadt der Schweiz. Sie belegte weltweit sogar die ersten Plätze bei der Lebensqualität und der lokalen Wirtschaftslage. Überdurchschnittlich zufrieden sind Ausländer zudem mit der medizinischen Versorgung und der Work-Life-Balance. Bei der Kategorie „Arbeiten in der Stadt“ kam Zug im globalen Vergleich auf Platz fünf. Doch auch hier finden Expats wie schon in Basel schwer Anschluss. 31 Prozent der Expats bescheinigten den Einheimischen Unfreundlichkeit gegenüber ausländischen Mitbürgern. Weltweit lag dieser Wert bei durchschnittlich 19 Prozent.
Schlechtes Wetter? Dieses Problem der Expats in Den Haag kennen ihre Kollegen in Barcelona nur vom Hörensagen. Die spanische Metropole schaffte es weltweit in der Unterkategorie „Freizeit & Wetter“ auf Platz eins. Die meisten Expats (60 Prozent) finden es zudem einfach, in Barcelona Freunde zu finden (45 Prozent weltweit). 77 Prozent fühlen sich dort zu Hause (64 Prozent weltweit). Es könnte alles so schön sein – wären da nicht der Wohnungsmarkt. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) findet das Wohnen unerschwinglich (44 Prozent weltweit).
Schweizer können sich in puncto Willkommenskultur offenbar etwas von den Portugiesen abgucken. Expats fühlen sich in Lissabon derart gut aufgenommen, dass die Stadt in diesem Punkt weltweit auf dem dritten Platz liegt. 88 Prozent der Expats sind mit ihren Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakten zufrieden (65 Prozent weltweit). Beim Wetter schneiden nur Barcelona und Miami besser ab. Allerdings bezahlen viele Expats das schöne Privatleben mit beruflichen Einschnitten. Ein Teilnehmer aus der Ukraine bemängelte magere Karriereaussichten und ein im EU-Vergleich niedriges Einkommen. Dafür landete Lissabon bei der Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance auf dem 13. Rang.
Montréal ist nach Ansicht der befragten Expats die beste Stadt in Nordamerika. Die USA sind erst auf Platz 27 mit Miami vertreten. Montréal punktet unter anderem mit der Work-Life-Balance (Platz drei) und dem Immobilienmarkt. 62 Prozent der Expats halten Wohnraum für erschwinglich (36 Prozent weltweit) und 79 Prozent fanden die Wohnungssuche einfach (50 Prozent weltweit). In den Kategorien „Arbeiten in der Stadt“ und „Lebenshaltungskosten“ belegte Montréal die Plätze zehn und elf. Bei der Lebensqualität reichte es hingegen nur für Rang 44, unter anderem wegen der Unzufriedenheit mit dem Wetter und der medizinischen Versorgung.
In keiner der 82 untersuchten Städte fühlen sich Expats so sicher wie in Singapur. Hier erzielte die asiatische Finanzmetropole die perfekte Note von 100 Prozent. Die Ausländer lobten zudem die Eingewöhnung (Platz sieben) und die Lebensqualität (Platz neun). Sogar im Bereich „Finanzen & Wohnen“ schneidet Singapur mit dem 15. Rang vergleichsweise gut ab. Im Job sind viele Ausländer hingegen weniger glücklich. Bei der Work-Life-Balance belegte Singapur nur Platz 61. „Ich fühle mich bei der Arbeit stark unter Druck gesetzt, und alles ist so durchgeplant und vorgegeben,“ beklagt sich ein Schweizer Expat.
Eigentlich sind Expats mit Ho-Chi-Minh-Stadt rundum zufrieden. Die größte Stadt Vietnams lockt mit den besten Lebenshaltungskosten im Ranking und belegt beim Index „Arbeiten in der Stadt“ weltweit den dritten Rang. Dieselbe Platzierung gibt es für die Freundlichkeit der Einheimischen. Karrierechancen, Arbeitszeiten, Wohnungssuche – in vielen Bereichen schneidet das einstige Saigon überdurchschnittlich ab. Ein großer Minuspunkt ist für Expats aber die Umweltqualität. Hier belegte ihre neue Heimat nur Platz 73. „Jeder wirft seinen Müll einfach auf die Straße“, klagte ein deutscher Expat.
Nirgendwo fühlen sich Auswanderer so schnell so zuhause wie in Kuala Lumpur. Die Hauptstadt Malaysias erobert im Index „Eingewöhnung“ unter den 82 Städten den ersten Platz. Dazu tragen neben der Aufgeschlossenheit der Einheimischen auch deren guten Fremdsprachenkenntnisse bei. „Es ist einfach, sich auf die hiesige Kultur, das Essen und die Menschen einzulassen“, sagte ein Expat aus Indien. „Und die Sprache ist kein Problem, solange man Englisch spricht.“ 92 Prozent der Teilnehmer fanden es deshalb leicht, sich ohne Kenntnis der Landessprache zu verständigen (47 Prozent weltweit). Die niedrigen Lebenshaltungskosten (zweiter Platz) sind ein weiteres großes Plus. Bei der Arbeit reichte es für Kuala Lumpur allerdings nur für den 26. Rang, unter anderem wegen der schlechten Karriereaussichten für Ausländer.
Taipeh verteidigt zum zweiten Mal in Folge den Status als beste Stadt für Expats. Sie vergaben laut Internations Spitzennoten bei Lebensqualität, Sicherheit, Finanzen und Wohnen. Die Lebenshaltungskosten waren ebenfalls Grund zur Freude, insbesondere im asiatischen Vergleich. „Die Lebenshaltungskosten in Taiwan sind günstiger als beispielsweise in Japan, Korea und Hongkong“, sagte ein Expat aus Indien. Die Freundlichkeit der Einheimischen gegenüber Ausländern brachte der Hauptstadt Taiwans weltweit Platz vier ein. In der Kategorie „Freunde und soziale Kontakte“ reichte es für den neunten Rang. Lediglich die Verständigung macht Expats zu schaffen. Hier reichte es nur für Platz 50. Etwas schlechter schnitt Taipeh zudem beim Arbeiten ab (Platz 20).