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Interview So machte der Lehrersohn Robin Behlau seine erste Million

Robin Behlau, Gründer und Geschäftsführer von Aroundhome, dem größten deutschen Vermittler für Produkte rund ums Haus
Robin Behlau, Gründer und Geschäftsführer von Aroundhome, dem größten deutschen Vermittler für Produkte rund ums Haus
© Mike Auerbach / PR
Aroundhome-Gründer Robin Behlau hat mit einer Familientradition gebrochen: Statt Lehrer wurde er Unternehmer. Mit seiner Firma will er in die Champions League der Wirtschaft

Robin Behlau,34, hat mit seinem Schulfreund Mario Kohle vor elf Jahren die Plattform Käuferportal aufgebaut, auf der Produkte und Dienstleistungen für den Hausbedarf von Solaranlagen, Treppenliften bis zum Wintergartenausbau vermittelt werden. Inzwischen umfasst das Netzwerk 12.000 Hersteller und Handwerker, die über die Plattform ein Auftragsvolumen von rund 2 Mrd. Euro pro Jahr abwickeln. Seit Anfang 2019 heißt das Unternehmen Aroundhome. Pro Sieben Sat.1 hält heute 94 Prozent der Anteile, Behlau den Rest.

Capital: Herr Behlau, haben Sie das Gründer-Gen vererbt bekommen?

ROBIN BEHLAU: Nein, ich komme aus einer Pauker-Dynastie: Meine Großeltern väterlicherseits waren Lehrer, mein Papa und meine Tante auch. Unser Name ist in Strausberg total bekannt, weil Generationen von Schülern einen Behlau als Lehrer hatten. Und bei dem Test zur Berufsorientierung, den alle in der Schule machen mussten, kam bei mir raus: Lehrer, Pfarrer oder Immobilienkaufmann.

Es wurden Immobilien. Warum?

Meine Mutter war Geschäftsführerin eines Einkaufszentrums. Da habe ich in der neunten Klasse ein Praktikum gemacht. Das fand ich cool. Und nach dem Wehrdienst habe ich eine duale Ausbildung zum Immobilienmanager angefangen. Von meinem Lehrherr, der sich vom Tischler zum Berliner Kaufhausbesitzer hochgearbeitet hatte, habe ich in den drei Jahren sehr viel gelernt.

Was war die wichtigste Lektion?

Der hat gesagt: ‚Behlau, Sie müssen verschiedene Sprachen sprechen können.‘ Er meinte, dass ich mit einem Dönerladen-Besitzer genau so gut umgehen können müsste wie mit einem Vorstand der Deutschen Bank. Ich glaube, das kann ich auch.

Wann kam die Idee zu gründen?

Mit meinem Schulfreund Mario Kohle hatte ich schon lange darüber nachgedacht. Er hat während seines BWL-Studiums ein Praktikum in Antigua bei den Gründern des Online-Zahlungsdienstleisters Moneybookers gemacht. Ich hatte gerade Geld von meiner verstorbenen Oma geerbt und bin ihm nachgereist. Da saßen wir in dem Büro und die beiden coolen Gründer, die schon Millionäre waren, kamen mit ihren Freundinnen rein: die amtierende Miss Antigua und Miss Las Vegas. Mario und ich haben uns breit angrinst und dachten: Das mit dem Unternehmtertum macht anscheinend Sinn.

Wie sind Sie auf Ihre Geschäftsidee gekommen?

Ursprünglich wollten wir eine Buch-Suchmaschine starten. Daran hatten wir parallel zur Ausbildung und zum Studium schon gearbeitet. Damals waren wir ein größeres Gründerteam: Mario und fünf Kommilitonen von der Elite-Uni WHU und ich von der Normalo-Uni, den die anderen für den kleinen Ossi hielten. Ich hab damals zu meiner Mutter gesagt: ‚Ich muss jetzt Hochdeutsch sprechen.’ Diese Außenseiterposition war vielleicht mein größter Erfolgsfaktor.

Warum?

Ich weiß wie man mit Zurückweisungen umgeht. Daraus kann man auch eine Strategie entwickeln. Unser Gründerteam hatte damals einige Businessplan-Wettbewerbe gewonnen, aber wir fanden keine Geldgeber. Da war die Idee, dass wir bei der nächsten Investorenkonferenz einfach so lange bleiben, bis wir etwas Konkretes in der Hand haben. Das war in einem Hotelsaal mit mehreren Tischen. Mehrere Gründer kamen, präsentierten und gingen wieder. Und wir saßen da bis zum Schluss. Einer der Investoren hat mir später gesagt, dass ihn das verwirrt habe und er die ganze Zeit gegrübelt habe, ob an unserer Blödsinns-Idee vielleicht doch etwas dran sei. Das war der damals schon erfolgreiche Seriengründer Lukasz Gadowski. Er hat uns dann zu einem neuen Gespräch eingeladen und dabei letztlich auch auf die gebracht, Käuferportal zu gründen.

Wie haben Sie losgelegt?

Kurz vor Ende meiner Ausbildung im Sommer 2008 habe ich meinen Eltern gesagt, dass sie meinen Bausparvertrag kündigen sollen, weil ich das Geld für die Firmengründung brauchte. Es gab die Idee, ein Portal rund um den Hausbedarf zu machen. Wir hatten einen Businessplan und drei Monate später eine halbe Millionen bei Investoren eingesammelt. Ansonsten hatten wir nix, nicht mal eine Internetseite. Am ersten Tag im Büro haben wir uns zwei Bücher gekauft über Online-Marketing und wie man Webseiten baut.

Wie haben Sie Geld verdient?

Wir haben am Anfang Leute beraten, die Kopierer oder Telefonanlagen kaufen wollten. Dafür haben wir rund 20 Euro Vermittlungsgebühren bekommen. Ein absurd aufwändiges Geschäft. Aber nach zwei Jahren waren wir profitabel. Wir haben in der Zeit irre viel gearbeitet: jeden Tag von morgens acht bis abends zehn Uhr – als Kernarbeitszeit. Wenn es gut lief, habe ich am Samstagabend um acht gesagt: ‚Leute, die Woche ist super gelaufen. Ich habe eine gute Nachricht: morgen starten wir erst um 13 Uhr.’ Und alle sind ausgeflippt vor Freude.

Wann war Ihre erste Million da?

2016 als Pro Sieben und General Atlantic bei uns eingestiegen sind. Mario hat sich zurückgezogen und nach kurzer Auszeit eine neue Firma gegründet. Ich bin geblieben und hatte es auf einmal mit Vollprofi-Investoren zu tun, mit denen ich alles umgekrempelt haben.

Hat sich Ihr Privatleben geändert?

Ich lebe immer noch in Strausberg bei Berlin und bin Schatzmeister bei unserem Fußballverein. Aber ein, zwei Mal im Jahr miete ich ein schönes Haus, meistens auf einer Insel und fliege mit meiner Frau, unseren Kindern, Eltern, Schwiegereltern, Geschwistern und deren Anhang da hin. Wir verstehen uns wirklich richtig gut.

Warum sind Sie immer noch in der Firma? Sie hätten mit ihrem Kumpel Mario aussteigen und gemeinsam etwas Neues aufbauen können?

Ich will eine Firma richtig groß und erfolgreich machen. Das ist bei Aroundhome total anstrengend, weil es regional, kleinteilig und sehr beratungsintensiv ist. So ein Geschäftsmodell würde ich heute nicht noch mal starten (lacht). Es gibt so viele andere Ideen, die viel einfacher zu skalieren sind. Aber jetzt zünden wir bei Aroundhome die nächste Stufe, schalten Fernsehwerbung und haben die Chance eine deutschlandweite Marke aufzubauen. Ich will in die Champions League der Wirtschaft, deshalb mache ich weiter.

Hier finden Sie weitere Interviews aus unserer Reihe „Meine Erste Million

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