In die erbitterte Schlacht zwischen Krankenkassen und Pharmakonzernen um die Höhe der Arzneimittelpreise kommt Bewegung. Der britische Pharmariese GlaxoSmithKline (GSK) hat sich für seine neue Gentherapie Strimvelis auf ein innovatives Vergütungsmodell eingelassen: Der volle Preis wird nur dann fällig, wenn der Patient tatsächlich und nachweisbar geheilt wird.
Strimvelis soll Kindern helfen, die unter ADA-SCID leiden, einer angeborenen schweren Immunschwäche. Die Therapie hat im Sommer die Zulassung der Behörden für den europäischen Markt erhalten, wird bisher aber nur in Italien angewandt. Das bedeutet, dass sich auch Patienten aus Deutschland dort behandeln lassen müssten.
Überprüfung nach einem Jahr
Die italienische Gesundheitsbehörde AIFA hat dafür mit GlaxoSmithKline einen Preis ausgehandelt – 594.000 Euro für die einmalige Anwendung. „Wir werden aber nur zahlen, wenn die Therapie das zugesagte Ergebnis erreicht“, sagte der AIFA-Generaldirektor, Luca Pani, Capital. Der Erfolg lasse sich in diesem Fall „quasi mathematisch“ messen: Die Patienten sind nach der Anwendung geheilt – oder eben nicht. Überprüft werden soll der Therapieerfolg nach einem Jahr. GSK räumte ein, bei einem Misserfolg sei eine Preisrückerstattung „bestimmter Kosten für Strimvelis für eine begrenzte Zeit in Italien“ möglich.
ADA-SCID ist eine extrem seltene Erkrankung, die in der EU nur etwa 15 Kinder jährlich betrifft. Strimvelis ist nur für Fälle gedacht, in denen eine Knochenmarktransplantation nicht möglich ist. Bisher werden laut GSK in Italien noch keine Patienten kommerziell behandelt.
Suche nach neuen Preismodellen
Dennoch könnte die Arznei als Türöffner wirken. Denn auch in Deutschland wird über „Pay for Performance“ – Vergütung abhängig vom Behandlungserfolg – nachgedacht. Die Krankenkassen fürchten, dass ihre Ausgaben durch aus ihrer Sicht überteuerte neue Therapien explodieren. Dagegen argumentiert die Industrie, dass trotz der hohen Einzelpreise das Gesundheitssystem im Saldo spare. Also suchen die Akteure nach neuen Preismodellen.
Bislang gibt es hierzulande Experten zufolge keine „Pay for Performance“-Vereinbarung. Italien hat das Modell dagegen schon mehrfach angewandt – und laut Pani „schon mehrere Hundert Millionen Euro“ gespart.