Anzeige

Studie Diese Regionen kämpfen um die meisten MINT-Studierenden

Ruhr-Universität Bochum
An den Universitäten im Ruhrgebiet und im Rheinland gibt es besonders viele Studierende in MINT-Fächern
© Funke Foto Services / IMAGO
MINT-Studiengänge bereiten auf zukunftsträchtige Berufe vor. Eine RWI-Studie zeigt, wo sich die künftigen Fachkräfte mit mathematisch-naturwissenschaftlichen Abschlüssen am liebsten niederlassen

An allen Ecken und Enden fehlen in Deutschland Fachkräfte. Doch besonders problematisch ist der Mangel an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dort, wo sich die Transformation der Wirtschaft hin zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit entscheidet.

Wie eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auftrag des Regionalverbands Ruhr zeigt, die Capital exklusiv vorliegt, ist die Nachfrage bei sogenannten Zukunftsberufen im digitalen und grünen Bereich besonders groß. Berufsfelder sind etwa Softwareentwicklung, Informatik, Elektrotechnik und Hochbau. In den nächsten Jahren wird der Bedarf hier noch weiter steigen. 

Die Basis für Zukunftsberufe sind in der Regel die sogenannten MINT-Studiengänge: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Dazu gehören etwa Wirtschafts- und Medieninformatik oder Softwareentwicklung, aber auch Umweltingenieurwesen und Digital Health. 

Große regionale Unterschiede

Regional gibt es bei der Anzahl Studierender in MINT-Fächern aber klare Unterschiede, wie die Studie verdeutlicht. Die mit Abstand meisten gab es im Wintersemester 2021/22 im Rheinland mit 132.000 Studierenden, fast drei Mal so viele wie beim Letztplatzierten Hamburg. Im Ruhrgebiet lernten mit 100.000 MINT-Studierenden 20 Prozent mehr als in München, was auch daran liegt, dass es nirgendwo sonst in Deutschland so viele Hochschulen und Universitäten auf einem Fleck gibt wie in der Metropole Ruhr.

Allerdings hat sich das Wachstum im Rheinland und Ruhrgebiet seit 2017/18 leicht negativ entwickelt, beide Regionen haben auch insgesamt Studierende verloren. In Hamburg studieren hingegen seit 2017/18 10 Prozent mehr in MINT-Studiengängen und in München über 8 Prozent mehr, was mehreren Tausend Studierenden entspricht. Rein quantitativ betrachtet, ist das potenzielle Angebot an Fachkräften in den Metropolen im Westen deutlich höher als im Rest Deutschlands. 

Ein Faktor, von dem die gesamte Region auch als Wirtschaftsstandort enorm profitieren dürfte, sagt Studienautor Ronald Bachmann vom RWI. „Aber es reicht natürlich nicht, die Menschen auszubilden. Genauso wichtig ist, sie danach zu halten – in der Region, aber auch in Deutschland insgesamt.“

Ausländische MINT-Studierende gegen den Fachkräftemangel?

Denn ein weiterer Vorteil des Rheinlands ist, dass es viele ausländische MINT-Studierende anzieht. Im Wintersemester 2021/22 lag die Region hier vor allen anderen mit mehr als 28.000 Studierenden aus dem Ausland. Berlin-Brandenburg folgt knapp dahinter. Insgesamt nimmt auch die Zahl der ausländischen sozialversichungspflichtig Beschäftigten in Zukunftsberufen in allen Regionen stark zu. 

Seit 2018 liegt das Wachstum in Berlin-Brandenburg bei 68 Prozent, in Hamburg und dem Ruhgebiet bei rund 50 Prozent. Durchaus ein Zeichen dafür, dass ausländische Fachkräfte den Mangel lindern können. „Ich bin überzeugt, dass Einwanderung funktionieren kann. So schlecht sieht es gar nicht aus“, sagt Bachmann. „Aber Deutschland hat noch Luft nach oben, zum Beispiel im Vergleich zu den USA oder Großbritannien. Multikulturelle Zusammenarbeit funktioniert dort schon wesentlich besser als bei uns.“

Denn fehlende Jobs dürften nicht das Problem sein, wenn es darum geht, ausländische Studierende nach ihrem Abschluss in der Region zu halten. Hier spielen auch die Lebenshaltungskosten und Lebensqualität eine Rolle. Für Bachmann, der selbst im Ruhrgebiet lebt, bietet hier gerade die Metropole Ruhr ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Mehr Azubis in Zukunftsberufen als insgesamt

Interessant auch: In Zukunftsberufen lassen sich mehr junge Menschen ausbilden als in anderen Branchen. Während die insgesamte Bewerberzahl rückläufig war, stieg die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber in Zukunftsberufen wie Baustoffprüfer oder Industriemechaniker zwischen 2011/12 und 2021/22 an. 

Besonders groß war der Anstieg in den Bereichen Elektrotechnik, Softwareentwicklung und Ver- und Entsorgung im Rheinland und im Ruhrgebiet. Alle Regionen sind zwischen 12 und 13 Prozent gewachsen. Auch die Möglichkeit einer dualen Ausbildung mit Studium und Berufsausbildung dürfte hier zum Anstieg beigetragen haben.

Die mit Abstand größten Steigerungen gab es in der Metropolregion Berlin mit 306 Prozent, gefolgt von Hamburg und dem Ruhrgebiet mit über 265 Prozent. 

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel