Gerade erst schien im „Global Liveability Index 2022“ die Corona-Trendwende geschafft zu sein. Hohe Impfquoten und gelockerte Pandemieauflagen sorgten im jährlichen Ranking der Economist Intelligence Unit (EIU) wieder für eine bessere Lebensqualität in den Städten. Doch mitten im Untersuchungszeitraum zwischen 14. Februar und 13. März 2022 begann Russland mit der Invasion der Ukraine. Die Schockwellen des Angriffskriegs im Osten Europas und die dadurch verstärkte Inflation in vielen führenden Industrienationen trübten die Ergebnisse.
Höchste Lebensqualität
Gegenüber 2021 verzeichneten die Analysten, die zur Verlagsgruppe um die Wochenzeitung „The Economist“ gehören, allerdings einen deutlichen Anstieg bei der Lebensqualität. Der globale Durchschnitt stieg demnach von 69,1 auf 73,6 von 100 möglichen Punkten. Damit blieben die 172 analysierten Städte allerdings weiterhin unter dem Niveau des letzten Vor-Pandemie-Jahres mit 75,9 Punkten.
Kiew wurde nach der Invasion Russlands aus dem Ranking genommen. Moskau fiel um 15 Plätze, Sankt Petersburg um 13 Plätze. Als Gründe führten die Experten politische Instabilität, staatliche Zensur, westliche Sanktionen und den Abzug von Unternehmen aus Russland an.
Ranking der lebenswertesten Städte
Der „Global Liveability Index 2022“ setzt sich aus diesen Kategorien zusammen:
- Stabilität: 25 Prozent der Endnote (zum Beispiel Kriminalitätsrate, Terrorgefahr, Unruhen)
- Kultur und Umwelt: 25 Prozent (Klima, Korruption, staatliche Zensur, sportliche und kulturelle Veranstaltungen)
- Gesundheitsversorgung: 20 Prozent (unter anderem die Qualität des privaten und gesetzlichen Gesundheitswesens)
- Infrastruktur: 20 Prozent (Straßen, ÖPNV, Wohnverhältnisse, Versorgung mit Energie, Wasser und Telekommunikation)
- Bildung: zehn Prozent (private und öffentliche Bildungsangebote)
Dies sind die lebenswertesten Städte
Platz zehn der lebenswertesten Städte 2022 ging an zwei Verlierer. Osaka hatte im „Global Liveability Index 2021“ mit 94,2 von 100 Punkten noch Platz zwei belegt. Der leichte Anstieg auf 95,1 Punkte reichte inmitten der allgemeinen Erholung aber nur noch für das Ende der Top 10. Melbourne verschlechterte sich im Ranking mit einem Plus von lediglich 0,4 Punkten um zwei Plätze. Beide Metropolen kamen in der Kategorie „Kultur & Umwelt“ mit jeweils rund 83 Zählern auf den schlechtesten Wert.
Amsterdam gehörte hingegen zu den vielen Aufsteigern in die Top 10. Die niederländische Metropole erreichte im Lebensqualität-Index 95,3 Punkte. Bei der Gesundheitsversorgung vergaben die Experten die Bestnote. Mit 90,0 Punkten den niedrigsten Wert erreichte Amsterdam bei der Stabilität.
Toronto war mit 95,4 Punkten auf Platz acht ebenfalls ein Aufsteiger in der Spitzengruppe. Für Gesundheitsversorgung und Bildung gab es 100 Punkte. Am schwächsten schnitt die kanadische Metropole nach Ansicht der EIU bei der Infrastruktur ab (89,3 Punkte).
Deutschland ist 2022 wieder in den Top 10 der lebenswertesten Städte vertreten. Dies gelang dank Frankfurt am Main auf Platz sieben (95,7 Punkte). Gesundheitsversorgung und Infrastruktur könnten laut dem Ranking nicht besser sein. Den größten Aufholbedarf sahen die Analysten in der hessischen Finanzmetropole bei der Bildung (91,7 Punkte).
Genf konnte sich in dem Ranking um 3,4 auf 95,9 Punkte verbessern und stieg damit vom achten auf den sechsten Platz. Auch hier gab es für die Gesundheitsversorgung die Bestnote. Am schlechtesten schnitt Genf laut dem Ranking wie Frankfurt am Main bei der Bildung ab (91,7 Punkte).
2021 hatten australische Metropolen das Ranking der besten Städte weltweit dominiert. Sie fielen bis auf Melbourne allesamt aus den Top 10. In diese Lücke stieß nach Ansicht der EIU-Experten Kanada vor. Platz fünf ging mit 96,1 Punkten an Vancouver. Es erreichte in drei Kategorien Bestnoten. Lediglich Infrastruktur (92,9 Punkte) und Stabilität (90,0 Punkte) waren demnach verbesserungswürdig.
Mit Calgary fand sich im „Global Liveability Index 2022“ die dritte kanadische Stadt in den Top 10. Der Neueinsteiger teilte sich den dritten Platz (96,3 Punkte) mit Zürich. Die Schweizer Metropole hatte im Vorjahr auf Platz sieben gelegen. Sie erreichte lediglich bei der Gesundheitsversorgung die volle Punktzahl. Das gelang Calgary in gleich drei Kategorien. Dafür leistete sich die kanadische Metropole mit nur 90,0 Punkten bei Kultur & Umwelt die größte Schwäche. Calgary hatte 2021 noch auf Platz 18 gelegen.
Kopenhagen hatte nach Ansicht der Experten inmitten der Corona-Pandemie stark an Lebensqualität verloren. Es konnte 2022 aber wieder an alte Stärken anknüpfen. Die dänische Hauptstadt verbesserte sich vom 15. auf den zweiten Platz (98,0 Punkte). Für Stabilität, Bildung und Infrastruktur gab es die höchste Punktzahl. Etwas unter 96 Punkten blieb Kopenhagen, was Gesundheitsversorgung sowie Kultur & Umwelt anbelangte.
Geschlossene Museen und Restaurants hatten 2021 zum Absturz Wiens auf Platz zwölf beigetragen. 2022 aber konnte die österreichische Hauptstadt nach 2018 und 2019 wieder den Titel „Lebenswerteste Stadt der Welt“ für sich reklamieren. Das gelang mit einer fast perfekten Endnote von 99,1. Lediglich bei Kultur & Umwelt machten die Experten leichte Abstriche (96,3 Punkte).