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Exklusiv KTG: 60 Mio. Euro aus Managerversicherung?

Die Anleihegläubiger der KTG Agrar dürfen hoffen. 60 Mio. Euro könnten in die Kassen der Firma gespült werden
Die börsennotierte KTG Agrar war Deutschlands größter Landwirtschaftskonzern – bis im Juli 2016 dubiose Geschäfte aufflogen
Die börsennotierte KTG Agrar war Deutschlands größter Landwirtschaftskonzern
© KTG Agrar

Für die Gläubiger des insolventen Agrarkonzerns KTG Agrar gibt es vage Hoffnung, zumindest einen kleinen Teil ihrer Forderungen zurückzubekommen. Der Insolvenzverwalter und die Vertreter der Anleger prüfen derzeit, ob sie über die Managerhaftpflichtversicherung des ehemaligen Konzernvorstands und der Aufsichtsräte bis zu 60 Mio. Euro einklagen können. Das hat Capital aus Unternehmenskreisen erfahren.

Danach belaufen sich die geplanten Haftungsansprüche gegen die ehemalige KTG-Führungsetage auf 40 Mio. Euro für den Vorstand und 20 Mio. Euro für den Aufsichtsrat. Wie es bei börsennotierten Unternehmen üblich ist, hat der KTG-Konzern für seine Topmanager eine Haftpflichtversicherung (D&O) abgeschlossen. Versicherungsgeber der Police ist die Allianz.

Etwa 12.000 Kleinanleger hatten Anleihen von KTG Agrar für rund 342 Mio. Euro gezeichnet. Am morgigen Donnerstag findet in Hamburg die Gläubigerversammlung statt.

Nur geringe Erlöse durch Verkauf

Sollte die D&O-Versicherung die 60 Mio. Euro zahlen, wäre das ein Hoffnungsschimmer für die Anleger. Denn der Verkauf der Unternehmensteile brachte bislang nur wenig Kapital ein.

Nach Informationen von Capital zahlte die Gustav-Zech-Stiftung, die den Zuschlag für das Kerngeschäft des Agrarkonzerns bekam, lediglich einen Kaufpreis von 5 Mio. Euro. Beim Verkauf der KTG-Tochter Bio-Zentrale Naturprodukte an einen strategischen Investor, hinter dem unter anderem die Lindhorst-Gruppe aus Winsen/Aller steckt, flossen 3 Mio. Euro. Weitere 2 Mio. Euro kassierten die Sanierer für den KTG–Standort Quesitz bei Leipzig, der gesondert verkauft wurde.

Kein Geld bei Vergehen

Ob die D&O-Versicherung allerdings eintreten muss, und damit die Anleger einen Teil ihres Geldes zurückbekommen, ist noch unklar. Bei „wissentlicher Pflichtverletzung“ der Manager ist die Police unwirksam. Gegenüber Capital bestätigte die Hamburger Staatsanwaltschaft, dass ein Verfahren gegen den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden, Siegfried Hofreiter, und andere Manager wegen unrichtiger Darstellung der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens eingeleitet wurde. Dies wäre ein Verstoß gegen das Aktienrecht. Ob sich andere Delikte wie Insolvenzverschleppung oder gar Betrug anschließen würden, müssten die Ermittlungen ergeben. „Wir sind noch ganz am Anfang“, sagte Oberstaatsanwältin Nana Frombach.

Inwiefern neben dem früheren Vorstand auch der ehemalige Aufsichtsrat in Haftung genommen werden kann, muss nun geprüft werden. Bei Kontrollgremien sind Haftungsansprüche häufig schwerer durchzusetzen als bei Vorständen. Bei Aufsichtsräten bestehe lediglich eine im Wesentlichen nachgelagerte Kontrollpflicht, sagte Olaf Berner, Partner bei der auf Gesellschaftsrecht spezialisierten Düsseldorfer Kanzlei Berner Fleck Wettich. „Nur wenn auch die Aufsichtsratsmitglieder ihre Pflichten verletzt haben, müssen sie für den Schaden haften.“

Ob eine etwaige Haftung des Aufsichtsrats weiteres Geld in die Kassen des Unternehmens spült, bleibt daher offen. Nach Berners Angaben greift für die Haftung des Aufsichtsrats oftmals die gleiche D&O-Versicherung, die auch die Haftung des Vorstands deckt, so dass keine zusätzliche Deckung besteht. Erst in jüngerer Zeit schließen Konzerne zunehmend separate D&O-Versicherungen für den Vorstand und den Aufsichtsrat ab.

"Trittbrett" für Energiesparte

Der Kauf der KTG Agrar durch die branchefremde Bremer Gustav-Zech-Stiftung, so mutmaßt ein mit dem Deal Vertrauter, sei zudem lediglich ein Trittbrett gewesen, um an die KTG Energie mit ihren Biogasanlagen zu gelangen. Auch die wurde Ende September in die Insolvenz geschickt. Damit steht eine weitere Anleihe in Höhe von 50 Mio. Euro im Feuer. Durch die Insolvenz könnten sich neue Besitzer der Forderungen der Anleger entledigen.

Über die KTG Agrar hält die Zech-Gruppe bereits 51 Prozent der Anteile an der Energiesparte, deren Führungsriege durch Experten der Kanzlei Görg ersetzte wurde. Görg wiederum war bereits beim Kauf der KTG Agrar Berater von Zech.

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