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Thema Konjunktur in fünf Minuten

Einmal im Monat befragt Capital Volkswirte zur Wirtschaftslage. Diesmal: Matthias Thiel von M. M. Warburg
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Konjunkturerholung: Die Firmen in Deutschland haben gut zu tun

Alles was Sie zur Konjunktur wissen müssen: Ökonomen skizzieren die Wirtschaftslage in Deutschland und der Welt aus ihrer Sicht. Capital stellt zehn Fragen, die Antworten sollten nicht länger als jeweils 140 Zeichen sein – wie ein Tweet.

Ist die Euro-Krise vorbei?

Matthias Thiel: Zumindest an den Kapitalmärkten stehen die Zeichen auf Beruhigung und Verdrängung, der EZB sei Dank. Wir halten es für wahrscheinlich, dass die Krise 2014 nicht erneut aufflammt. Fundamental kann aber keine Entwarnung gegeben werden: Die Schuldenstände steigen weiterhin an, die Verbesserungen bei der Wettbewerbsfähigkeit reichen noch nicht aus.

Wie gut dürfte die deutsche Konjunktur in diesem Jahr laufen?

Wir sind optimistisch für die deutsche Wirtschaft und halten ein BIP-Wachstum von 2,3% für möglich. Positive Impulse erwarten wir vor allem vom Außenhandel und von den Investitionen.

M.M.Warburg-Ökonom Matthias Thiel
M.M.Warburg-Ökonom Matthias Thiel

Was ist derzeit das größte Risiko für die deutsche Konjunktur?

Risiken bestehen, wenn die Wirtschaft in den Schwellenländern und insbesondere in China weiter an Schwung verlieren sollte. Scharfe wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland könnten zudem den Außenhandel belasten.

Wird die Ukraine-Krise die Weltwirtschaft belasten?

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Ukraine-Krise sind bislang überschaubar - die Wirtschaftsleistung der Ukraine ist kleiner als die von Hessen. Sanktionen gegen Russland könnten die deutsche Wirtschaft belasten, die Weltwirtschaft wäre davon jedoch kaum betroffen. Das Worst-Case-Szenario wäre eine militärische Auseinandersetzung zwischen Ost und West, die wir aber für sehr unwahrscheinlich halten.

Welche große Volkswirtschaft hat derzeit die besten Aussichten?

Gute Perspektiven sehen wir in den USA. Die Frühindikatoren deuten daraufhin, dass die US-Wirtschaft 2014 um 3,0 Prozent zulegen könnte.

Hält die Abschwächung in den Schwellenländern 2014 weiter an?

Grundsätzlich dürfte der globale Aufschwung - den wir im laufenden Jahr erwarten - auch den Schwellenländern helfen.Deutlich steigende Wachstumsraten sind nicht vor dem Winterquartal 2014 zu erwarten.

Wie groß ist das Risiko von Inflation in Deutschland?

Dieses Risiko halten wir für sehr begrenzt. In den kommenden zwölf Monaten dürfte die Inflationsrate in Deutschland niedrig bleiben.

Wie groß ist das Risiko einer Deflation in Europa?

Wir halten einen dauerhaften Verbraucherpreisrückgang für unwahrscheinlich, ausschließen lässt er sich nicht. Das Risiko liegt bei rund 25 Prozent. Das konjunkturelle Umfeld spricht bis auf weiteres für einen anhaltend niedrigen Preisdruck.

Wie dürfte die nächste Zinsentscheidung der EZB ausfallen?

Wir erwarten keine Änderungen. Vermutlich wird die Notenbank bis zum Sommer abwarten, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Was ist bei der Zinspolitik mittelfristig zu erwarten?

Die Geldpolitik wird mittelfristig mindestens so locker bleiben wie heute, zudem halten wir ab der Jahresmitte 2014 weitere expansive Maßnahmen für wahrscheinlich.

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