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Delegieren oder regieren? Wie man als Führungskraft die richtige Entscheidung trifft

Eine Führungskraft erklärt einer Mitarbeiterin etwas
Führungskräfte tun gut daran, Entscheidungen auch abzugeben – und sie immer gut zu kommunizieren
© Zoonar II / IMAGO
Tagtäglich müssen Führungskräfte abwägen, ob sie Entscheidungen abgeben oder selbst treffen. Das kann man lernen, indem man sich vorher die richtigen Fragen stellt

Tagtäglich müssen Führungskräfte abwägen, ob sie Entscheidungen abgeben oder selbst treffen: Delegieren oder selbst regieren? Und das öfter als man denkt: Menschen treffen täglich bis zu 20.000 Entscheidungen. Führungskräfte in Unternehmen vermutlich noch mehr. 

Entscheidungen zu treffen ist ohne Frage eine Hauptaufgabe von Führungskräften. Wer zeitgemäß führt, weiß, dass Entscheidungen abzugeben in manchen Fällen die bessere Möglichkeit ist. Führungskräfte, die situativ und flexibel mit Entscheidungen im Unternehmen umgehen, führen besser und machen ihr Unternehmen effizienter. 

Führung heißt nicht, alles selbst zu entscheiden

Wer denkt, Führung bedeutet alles selbst zu entscheiden, liegt falsch. Denn als Führungskraft im Unternehmen ist man nicht zwingend die Person mit dem meisten Wissen in allen Belangen. Die Herausforderung zeitgemäßen Führens liegt darin zu wissen, welche Möglichkeiten man hat, Entscheidungen abzugeben. Je nach Kontext gibt es dafür unterschiedliche Wege, die man kennen und je nach Situation bewusst abwägen muss. 

Annabelle Jenisch ist Geschäftsführerin der Beratungsagentur TLGG. Sie berät Mittelständler wie Großkonzerne zu Themen wie Organisationsentwicklung, Unternehmenstransformation und New Work. Als Speakerin spricht die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin zu Feminismus, Bildung und Migration.

Große Unternehmen haben in dieser Hinsicht schon vieles ausprobiert. Google zum Beispiel war lange für ihr Bemühen bekannt, möglichst viele Entscheidungen im Konsens, das heißt innerhalb einer Gruppe ohne Gegenstimmen, zu treffen. Aber auch kleinere Unternehmen wie Einhorn haben eigene Lösungen gesucht und gefunden: Ohne Chef bestimmen die Mitarbeitenden selbst über Arbeitszeit, Gehalt und Urlaubstage.

Die Erfahrung zeigt, dass es nicht den einen goldenen Weg zur richtigen Entscheidung oder die eine ultimativ gültige Bedienungsanleitung für Entscheidungen in Unternehmen gibt. Aber man kann sich als Entscheiderin oder Entscheider bestimmte Fragen aktiv stellen, um den richtigen Umgang für die jeweilige Situation zu finden.

Diese Fragen sollte man sich stellen

Eine Führungskraft muss sich zuerst über die Rahmenbedingungen der Entscheidung im Klaren sein. Bevor sie entscheidet, wer im Unternehmen die Entscheidung treffen sollte, hilft es, sich folgende sechs Fragen zu stellen: 

  • Wie dringlich ist die Entscheidung? 
  • Welche Optionen gibt es?
  • Wer im Unternehmen ist von der Entscheidung betroffen und wen wird sie am meisten beeinflussen? 
  • Wie stark ist die Auswirkung?
  • Wo in der Organisation liegt das meiste Wissen für die Entscheidung vor?
  • Wie hoch ist das Risiko – ist es absehbar oder unbekannt und ist die Entscheidung für immer oder umkehrbar?

Wenn man sich diese Fragen gestellt hat und die Situation gut abschätzen kann, kann man sich als nächstes fragen, ob man die Entscheidung selbst treffen muss oder abgeben kann:

  • Die Entscheidung ist dringend und die Führungskraft hat das meiste Wissen – Entscheidet selbst!
  • Eine Entscheidung ist für das ganzen Unternehmen relevant und das Risiko absehbar – Gebt die Entscheidung an die Person mit dem richtigen Fachwissen ab!
  • Die Entscheidung betrifft eine gewisse Gruppe im Unternehmen und die Führungskraft kann mit allen unterschiedlichen Entscheidungs-Optionen leben – Lasst die Gruppe selbst entscheiden!

Es lohnt sich auch immer im Hinterkopf zu behalten, dass es einen Unterschied gibt, ob es um die Wahl der richtigen Bürostühle oder eine wichtige Personalentscheidung geht. Je größer die Entscheidung, umso relevanter ist es, all dies zu beachten. Vollkommen unmöglich und auch hinderlich ist es jedoch, dies immer zu tun.

Kommunikation der Entscheidung 

Manche Menschen treffen gerne Entscheidungen, andere nicht. Was die allermeisten Menschen sich vom Arbeitgeber aber wünschen, ist Transparenz. Der Entscheidungsmodus und -prozess einer Führungskraft kann noch so gut sein, wenn er nicht transparent oder schlecht kommuniziert ist, wird die Organisation vermutlich weder den Prozess noch die Entscheidung wertschätzen. 

Fehlt es an transparenter Kommunikation, führt das bei den Mitarbeitenden zu Unzufriedenheit und Orientierungslosigkeit. Deshalb braucht es eine klare Kommunikation innerhalb der Organisation wer entscheidet und wie.

Im ersten Moment mag es sich kompliziert und aufwendig anhören, jede Entscheidung individuell abzuwägen und den richtigen Weg und Entscheiderkreis festzulegen. Die Erfahrung zeigt, dass es im ersten Schritt hilft, die beschriebenen Fragen und Möglichkeiten zu kennen und bewusst damit umzugehen. Mit der Zeit wird es zur Gewohnheit und geht immer schneller von der Hand. 

Und das Wichtigste zum Schluss: Jede Entscheidung ist nur so gut, wie die Konsequenz danach zu handeln. Nicht allein die Entscheidung, sondern die darauffolgende Handlung wird das Unternehmen verändern.

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