Das Tauziehen zwischen dem US-Konzern General Eelctric (GE) und seinem deutschen Rivalen Siemens um den Einstieg beim französischen Alstom-Konzern ist in vollem Gange. Siemens hat als Verbündeten Mitsubishi Heavy Industries (MHI) mit ins Boot geholt. Gemeinsam wollen sie die GE-Expansionspläne in Europa vereiteln. Am Montag dem 23. Juni muss sich der Verwaltungsrat des französischen Konzerns für eins der beiden Angebote entscheiden.
Siemens und Mitsubishi legten am Freitag noch einmal nach und stockten ihre Offerte um 1,2 Mrd. Euro auf 8,2 Mrd. Euro auf. Außerdem vereinfachten sie ihr Angebot: „MHI plant nun einen Anteil von 40 Prozent am kombinierten Dampf-, Energienetz- und Wasserkraftgeschäft zu erwerben“, heißt es in einer Mitteilung der beiden Konzerne. Eigentlich vorgesehen war ein Einstieg der Japaner über drei Gemeinschaftsunternehmen. Zugleich erhöhte Siemens seine Offerte für das Gasturbinengeschäft der Franzosen um 400 Mio. Euro auf 4,3 Mrd. Euro.
Aber auch GE ist in dieser Woche nicht untätig geblieben. Die Amerikaner schlagen nun vor, zwei Gemeinschaftsunternehmen mit Alstom zu gründen, eins für den Bau von Stromtrassen und eins für Erneuerbare Energien. In beiden Fällen sollen Franzosen und Amerikaner jeweils 50 Prozent halten. Und der Regierung in Paris wird sogar ein Vetorecht bei Fragen der Energiesicherheit eingeräumt.
Ein Veto aus Paris?
Um die Gunst der sozialistischen Regierung buhlen alle Beteiligten. GE-Konzernchef Jeffrey Immelt trifft sich sogar mit Präsident Francois Hollande um die Bedenken zu zerstreuen. Und auch Siemens und Mitsubishi sind emsig darum bemüht, Hollande und seine Mannschaft auf ihre Seite zu ziehen. „Mit den zusätzlichen 1000 neuen durch MHI geschaffenen Stellen und weiteren 1000 Ausbildungsplätzen von Siemens für französische Jugendliche schafft das Angebot in erheblichem Maße zusätzliche Arbeitsplätze in Frankreich“, heißt es dazu in der Mitteilung von Siemens und Mitsubishi.
Ohne die Unterstützung der Regierung stehen die Karten schlecht. Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg könnte einen Deal stoppen, der seiner Regierung nicht zusagt. Am Freitag hieß es, der Staat werde selbst mit 20 Prozent bei Alstom einsteigen und damit größter Anteilseigner. Außerdem sagte Montebourg, die Regierung favorisiere das GE-Angebot, fordere aber Nachbesserungen. Für Alstom-Chef Patrick Kron steht der Sieger ohnehin schon fest: Es ist GE. Siemens könne weiter träumen, sagte er zum deutsch-japanischen Angebot. „Am Ende des Tages, auch wenn es gelegentlich anders aussieht, werden die Aktionäre entscheiden“, sagte er bei einer Investorenkonferenz in dieser Woche.
Der Preis für Juncker
Ein Schlacht anderer Art wird gerade auf europäischer Ebene geschlagen, wobei die französische Regierung aber auch hier in vorderster Linie mitkämpft. Es geht um das Amt des EU-Kommissionspräsidenten und die Zukunft der Sparpolitik. Der Luxemburger Jean-Claude Juncker, Spitzenkandidat der Christdemokraten bei der Europawahl, gilt als Favorit. Doch er braucht die Unterstützung der Sozialdemokraten im Parlament und auf Regierungsebene. Sie verlangen für ihr Wohlwollen einen Preis. Martin Schulz etwa, Junckers Kontrahent im Wahlkampf, reklamierte den Posten des Vize-Präsidenten der EU-Kommission für sich. Am Freitag folgte dann die nächste Kehrtwende: SPD-Chef Sigmar Gabriel erklärte den Verzicht seiner Partei auf einen Kommissarsposten. Stattdessen soll Schulz jetzt Parlamentspräsident werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass die sozialdemokratischen Regierungen in Rom und Paris die Sparpolitik infrage stellen. Auch Wirtschaftsminister Gabriel will den Krisenstaaten mehr Zeit für Reformen einräumen. Das sei im Rahmen des Stabilitätspaktes auch möglich, sagte er. Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble sahen sich genötigt zu beteuern, dass es keine Aufweichung des Stabipaktes geben werde.
Doch irgendwie müssen die unterschiedlichen Interessen zusammengeführt werden. In der kommenden Woche soll auf einem Gipfel über die Neubesetzung des Kommissionspräsidenten entschieden werden. Gibt es dort keine Lösung, droht schon die nächste Krise.
Amazons Einkaufsmaschine
In eine Schlacht wirft sich auch der Online-Handelsriese Amazon. Mit einem Smartphone will der Konzern den etablierten Herstellern Konkurrenz machen. Natürlich ist das „Fire Phone“ ein Gerät der besonderen Art, denn schließlich will der Händler seine Produkte verkaufen. Daher ist das Smartphone mit einer „Firefly“ genannten Funktion ausgestattet. Per Knopfdruck erkennt das Gerät Dinge, die das Interesse des Nutzers erweckt haben. Und natürlich können die „Fire-Phone“-Besitzer diese Produkte dann auch gleich im Amazon-Handelsimperium erwerben. Es handelt sich also um ein Smartphone mit Einkaufswagenanschluss.
Hat die Welt darauf gewartet? Analysten sind skeptisch, ob es genügend Interessenten gibt, die ihr iPhone oder Samsung-Handy gegen ein „Fire Phone“ eintauschen wollen.
Wie hart der Kampf auf diesem Markt ist, musste der Smartphone-Pionier Blackberry in den letzten Jahren erfahren. Das kanadische Unternehmen hat einen dramatischen Absturz erlebt und droht ganz in der Versenkung zu verschwinden. Diese Woche gab es aber einen Hoffnungsschimmer. Mit seinem Kostensparprogramm ist es Blackberry gelungen, seinen Quartalsverlust nach Sonderposten deutlich auf 60 Mio. Dollar zu verringern. Ohne Sonderposten erzielte der Hersteller sogar einen Gewinn von 23 Mio. Dollar. Der Umsatz ist aber dramatisch eingebrochen. Sein Heil sucht das Unternehmen jetzt bei Geschäftskunden, die nach der NSA-Affäre auf der Suche nach mehr Sicherheit sind. Der Massenmarkt aber ist wohl für Blackberry verloren.