Innovativ mit Augenmaß – so charakterisieren internationale Führungskräfte deutsche Unternehmen laut dem „Global Innovation Barometer 2014“. Deutschland landete in der Studie als Innovationstandort auf Platz zwei hinter den USA. Viele Unternehmen scheinen aber noch davor zurückzuschrecken, große Datenmengen zur Verbesserung der Marktposition zu verwenden. „Die Studie bestätigt Deutschland als Kernmarkt für Innovation“, sagt Carlos Härtel, Leiter GE Global Research Europa. Durch seine Tradition in Produkt- und Prozessinnovation befinde sich das Land in einer starken Wettbewerbsposition, die weiter ausgebaut werden müsse.
Zwischen Anfang April und Ende Mai führte das Marktforschungsunternehmen Edelman Berland über 3200 Interviews mit Führungskräften aus 26 Ländern, darunter 100 Deutsche. Unter den teilnehmenden Führungskräften wird Deutschland als Land wahrgenommen, in dem die Rahmenbedingungen für Innovationen sehr positiv sind. 91 Prozent der befragten deutschen Manager bescheinigen dem Standort, dass die Menschen hierzulande dank Investitionen besser leben als noch vor zehn Jahren. Die Hürden für Innovationen von politischer Seite seien in Deutschland sehr gering.
Scheu vor großen Risiken
Dass Innovation gemeinsam stattfinden muss, haben deutsche Unternehmen längst verstanden. Über 90 Prozent riskieren den Schutz geistigen Eigentums, um mit fremden Mitarbeitern und Unternehmen zusammenarbeiten zu können. Die Bereitschaft ist deutlich höher als im internationalen Durchschnitt. „Sie haben verstanden, dass sie einfach springen müssen“, um Kooperationen einzugehen, erklärt Cécile Nathan-Tilloy, Vizevorstand von Edelman Berland Europa.
Und doch lahmen deutsche Unternehmen bei der Umsetzung besonders kreativer und radikaler Ideen für Businessmodelle. Mehr als 80 Prozent der deutschen Führungskräfte geben an, ihr Kerngeschäft möglichst gut schützen zu wollen. Zudem möchten sie ihre Innovationsteams wenn es geht innerhalb des Unternehmens zusammenhalten. Ein allzu hohes Risiko will man für Innovationen nicht eingehen. Diese Einstellung sei jedoch nicht überraschend, sagt Härtel. „Während der Krise sind sie sehr gut damit gefahren, ihr Kerngeschäft zu schützen.“ Grundsätzlich bei dem zu bleiben, was man kann, das sei immer noch ein Weg zum Erfolg in Deutschland.
Passend dazu wird Deutschland von den Machern der Studie als „Innovation perfectionist“ stilisiert. Im Gegensatz zu Japan, den „innovation sprinter“, würden sich 60 Prozent lieber mehr Zeit nehmen, um Neuerungen zu perfektionieren.
Gut die Hälfte der Führungskräfte glaubt, dass sich das sogenannte Internet der Dinge positiv auf wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt auswirkt. Doch die Deutschen wollen eher von einer industriellen Evolution denn einer Revolution sprechen. Gerade dem Thema Big Data fühlen sich deutsche Unternehmen nicht gewachsen. Nur 15 Prozent der Führungskräfte können den Begriff einordnen, 45 Prozent hingegen können sich nichts darunter vorstellen.
Härtel diagnostiziert den Deutschen zwar keine mangelnde Bereitschaft, sich darauf einzulassen. „Es ist vielmehr eine Skepsis nach dem Motto: Nicht jeder Hype ändert die Welt.“ Diese „Wait-and-see“-Mentalität könne künftig ein Risiko für Deutschland darstellen.
Zum vierten Mal veröffentlicht der amerikanische Mischkonzern General Electric (GE) das Global Innovation Barometer. Dem amerikanischen Mischkonzern geht es darum, abzubilden, wie Führungspersonal die Bereitschaft und den tatsächlichen Innovationsprozess wahrnimmt. Die jeweiligen Teilnehmer sind in ihren Firmen direkt in den Innovationsprozess eingebunden. Beinahe ein Drittel der befragten Firmen arbeiten auch außerhalb Deutschlands. Die befragten Unternehmen beschäftigen durchschnittlich 650 Mitarbeiter.