Die Corona-Krise hinterlässt deutliche Spuren bei den Einkünften der Dax-Vorstandschefs. Nachdem mittlerweile alle 30 Dax-Konzerne ihre Vorstandsgehälter offengelegt haben, muss der negative Einfluss der Pandemie aber nach unten korrigiert werden. Hatte die Managementberatung hkp-Group noch Ende März ermittelt, dass die durchschnittlichen Bezüge der Konzernchefs im Vergleich zu 2019 um 28 Prozent auf 5,3 Mio. Euro gesunken waren, verzeichnet sie jetzt ein deutliches Plus von 14,6 Prozent für die Vorstandsgehälter. In absoluten Zahlen entspricht das einem Verdienst von 8,5 Mio. Euro. Zum Vergleich: Im Vorkrisenjahr 2019 verdienten die Top-Manager noch durchschnittlich 7,4 Mio. Euro.
Grund für die Gehalts-Korrektur nach oben sind die jetzt offengelegten Einkünfte von Linde-CEO Steve Angel und Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg, die mit ihren Einkommen die Gehälter der anderen Dax-Konzernchefs weit hinter sich lassen. Angel verzeichnet eine Gesamtvergütung von 53,4 Mio. Euro für das vergangene Jahr, dicht gefolgt von Niklas Östberg mit Einkünften in Höhe von 45,7 Mio. Euro kommt. Hkp zufolge sprengen die Vergütungen der beiden Topverdiener auch alles, was überhaupt bisher an Bezahlung im Dax üblich war.
Das sind die bestbezahlten Dax-Konzernchefs
Trotz der guten Nachrichten für die beiden, können nicht alle Vorstandschefs im Dax nach dem Coronajahr ein Plus für ihr Einkommen verbuchen. Besonders deutlich wird das am Beispiel von Adidas-Chef Kasper Rorsted, dessen Unternehmen von der Krise übel erwischt wurde. Mit Bezügen in Höhe von 7,2 Mio. Euro gehörte er 2019 noch zu den Großverdienern unter den Dax-Vorstandschefs. Im vergangenen Jahr haben sich seine Einkünfte nahezu halbiert auf 3,7 Mio. Euro.
In die hkp-Analyse flossen neben dem Grundgehalt variable Gehaltsbestandteile wie Boni, Sonderzahlungen und auch individuelle Gehaltsverzichte ein. Unter den zwölf Top-Verdienern im Dax gibt es neben Angel und Östberg auch weitere Gewinner, deren Bezüge trotz Krise gewachsen sind:
Gehälter Dax-CEOs

Seit 2018 ist Theodor Weimar Chef der Deutschen Börse. Im Krisenjahr 2020 erhöhten sich seine Bezüge: 5,93 Mio. Euro verdiente er, 2019 waren es rund 5 Mio. Euro.

Auch für Allianz-Chef Oliver Bäte gab es mehr Geld: Der CEO des Finanzriesen verdiente 2020 knapp 6,4 Mio. Euro. Im Jahr zuvor kam der seit 2015 amtierende Allianz Chef auf 5,6 Mio. Euro.

Mit Vonovia-Chef Rolf Buch musste ein weiterer Dax-Vorstand keine Einbußen durch die Corona-Krise hinnehmen. Er verdiente 2020 insgesamt 6,45 Mio. Euro nach 5,8 Mio. Euro im Jahr zuvor.

Der Energiekonzern Eon hat schwere Zeiten hinter sich, zuletzt lief es aber besser. Vorstandschef Johannes Teyssen kann sich über höhere Bezüge freuen: 6,9 Mio. Euro waren es nach 6,4 Millionen im Jahr zuvor.

Der Chef der Deutschen Telekom hat im Krisenjahr 2020 fast 1 Mio. Euro mehr verdient als im Jahr zuvor. Auf 7,26 Mio. Euro kam Timotheus Höttges 2020 – 2019 waren es "nur" 6,13 Mio. Euro.

Volkswagen-Chef Herbert Diess musste Einbußen hinnehmen. Auf 7,7 Mio. Euro werden seine Einkünfte taxiert, 2019 waren es noch 8,4 Mio. Euro. Die Autoindustrie wurde im vergangenen Jahr von der Krise schwer getroffen.

Rice Powell ist seit 2013 Chef des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care. Seinen Bezügen konnte die Krise nichts anhaben, im Gegenteil: Seine Einkünfte stiegen gegenüber 2019 um rund 3,4 Mio. Euro auf 8,26 Mio. Euro 2020.

Merck-CEO Stefan Oschman musste dagegen Einbußen hinnehmen. Seine Bezüge sanken auf rund 9 Mio. Euro nach 10,56 Mio. Euro im Vorkrisenjahr 2019.

In seinem letzten Jahr als Siemens-Chef verdiente Joe Kaeser 9,27 Mio. Euro. Das waren gut 5 Mio. Euro weniger als 2019. Damals war Kaeser der Spitzenverdiener unter den Dax-Vorstandschefs. 2020 reichte es nur noch für Rang vier.

Mit Einkünften von 10,03 Mio. Euro ist Frank Appel an dritter Stelle der bestverdienenden Dax-Vorstandschefs. Bis zum Bekanntwerden der Einkünfte von Angel und Östberg lag Appel noch auf Platz eins, als einziger Dax-Konzernchef mit einem zweistelligen Millionengehalt. 2019 hatte der Chef der Deutschen Post 9,73 Mio. Euro verdient.

Mit Einkünften in Höhe von 45,7 Mio. Euro ist Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg der zweitbestbezahlte Konzernchef im Dax. Zwar ist Östbergs Grundgehalt mit nur 350.000 Euro pro Jahr überschaubar. Allerdings bekam er Aktienboni im Wert von 45 Mio. Euro für den Erfolg des Lieferdienstes der vergangenen Jahre ausbezahlt. Noch nicht einmal ein Jahr ist Delivery Hero im Dax. Am 24. August 2020 war der Essenslieferdienst für Wirecard nachgerückt.

Die höchsten Einkünfte unter den Dax-Konzernchefs verzeichnet Linde-CEO Steve Angel. Rund 53,4 Mio. Euro betrug seine Gesamtvergütung im Corona-Jahr. Damit verteidigt Angel seinen Spitzenplatz im Ranking. Schon 2019 war der Amerikaner mit 43 Mio. Euro unangefochtener Top-Verdiener im Dax. Wie bei Östberg stammt auch bei ihm der Großteil der Einkünfte in 2020 aus Boni.

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