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Umfrage Generation Z fordert aus Sicht vieler Unternehmen zu hohe Gehälter

Studierende auf dem Campus der Universität
Studierende auf dem Campus der Goethe-Universität Frankfurt am Main
© Schöning / IMAGO
Unternehmen brauchen die Generation Z, um langfristig erfolgreich zu sein. Doch eine Umfrage zeigt, dass Personaler ihre Gehaltsforderungen für zu hoch halten und Bewerber schon „geghostet“ haben

In vielen Branchen ist die Personalnot schon seit Langem groß. Unternehmen stehen zunehmend in einem Wettbewerb um die jungen Menschen, die ihre Ausbildung beenden und auf den Arbeitsmarkt kommen, während die Babyboomer ihn langsam verlassen. „Wer jetzt nicht auf die Gen Z setzt, hat bald schlicht keine Arbeitskräfte mehr im Unternehmen“, sagt Personalexpertin Eva Stock.

Zur „Gen Z“, der Generation Z, gehören alle Jahrgänge von Mitte der 1990er bis 2010. Sie sind somit die ersten, die ganz in der digitalen Welt aufgewachsen sind. Viele von ihnen wissen genau, wie sie sich ihre Karriere vorstellen und worauf es ihnen im Bewerbungsprozess ankommt, zeigt eine Umfrage der Karriereplattform Job Teaser und der französischen EDHEC Business School. Personalabteilungen tun sich hingegen oft schwer, die passenden Bewerberinnen und Bewerber zu finden – vor allem weil die Gehaltsvorstellungen beider Seiten offenbar oft nicht zueinander passen.

Gen Z fordert zu viel Gehalt und hat zu wenig Erfahrung

Ein Drittel der befragten Personaler findet, dass es in den vergangenen drei Jahren komplizierter geworden ist, Nachwuchskräfte einzustellen. Schwierigkeiten bereite dabei etwa, dass es nicht genügend qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten gebe, sagt mit 55 Prozent über die Hälfte. 46 Prozent sagen außerdem, dass „zu hohe Gehaltsanforderungen“ ein Problem seien, 40 Prozent kritisieren einen Mangel an Flexibilität und 36 Prozent gar mangelnde Erfahrung.

Dabei sind junge Menschen entscheidend für den langfristigen Erfolg von Unternehmen. Acht von zehn Personalverantwortlichen finden es in diesem Jahr genauso wichtig oder sogar wichtiger sie anzuwerben als noch im vergangenen. „Dies zeigt meiner Meinung nach, dass das Bewusstsein für die Bedeutung junger Fachkräfte wächst, auch wenn die finanziellen Mittel nicht zwangsläufig angepasst werden“, sagt Stock von der Tech-Agentur Comspace. In der Außenwahrnehmung würden erfahrene Fachkräfte zwar oft als beste Wahl erscheinen, junge Talente seien jedoch für den langfristigen Erfolg entscheidend.

Um sie anzulocken, sollten Unternehmen den Ergebnissen zufolge in der Stellenausschreibung vor allem das Gehalt nennen (49 Prozent) und auf eine schnelle Rekrutierung mit wenigen Vorstellungsgesprächen setzen (43 Prozent). Diese beiden Faktoren fanden die 18- bis 30-Jährigen besonders reizvoll.

Drei Viertel der Bewerber wurden schon „geghostet“

Für einen Abbruch des Bewerbungsprozesses sorgten hingegen bei fast der Hälfte der Befragten „fehlende Nähe zum Rekrutierungsteam“ und bei 41 Prozent „mangelnde Transparenz bei der Vergütung“. Auch eine zu lange Entscheidungsfindung des Unternehmens wurde als negativ empfunden. Länger als 21 Tage sollte der Einstellungsprozess für junge Bewerberinnen und Bewerber laut der Umfrage nicht dauern.

Über die Hälfte der Personalverantwortlichen gab außerdem zu, Bewerber bereits „geghostet“, also im Bewerbungsprozess den Kontakt abgebrochen zu haben. Von den Studierenden und Berufsanfängern gaben das sogar rund drei Viertel an. Solche negativen Erfahrungen im Bewerbungsprozess können für die Unternehmen Folgen haben: So sagten 69 Prozent der jungen Bewerber mit schlechten Erfahrungen, dass sich das Image des Unternehmens für sie verschlechtert habe. 

Insgesamt nahmen von Mai bis Juni 2024 fast 2000 Personen in Deutschland an der Befragung teil. Darunter waren zum einen rund 1200 18- bis 30-jährige Studierende und Berufsanfänger, zum anderen mehr als 700 Personalverantwortliche aus Unternehmen mit zehn oder mehr Beschäftigten. Die Stichproben sind jeweils repräsentativ in Bezug auf Geschlecht und Region der Bevölkerung sowie nach Region und Größe der Unternehmen.

Hälfte der jungen Bewerber nutzt KI für Bewerbungsunterlagen

Die Umfrage zeigte auch, dass sich die jungen Bewerber durchaus darüber im Klaren sind, was sie von ihrer Karriere erwarten: Rund drei Viertel wissen, welche Aufgaben sie mögen oder nicht, was ihre beruflichen Stärken und Schwächen sind und in welcher Branche sie arbeiten möchten. Welche Karriereperspektiven es in ihrer gewählten Position gibt, wissen knapp 70 Prozent.

Am schwersten fällt es den jungen Befragten jedoch, ihr zu erwartendes Gehalt einzuschätzen: 41 Prozent der  Studierenden und 34 Prozent der Hochschulabsolventen hatten keine Gehaltsvorstellung.

Mehr als 60 Prozent wissen aber, wie sie Lebenslauf, Anschreiben und Zeugnisse für Rekrutierende attraktiv gestalten. Dafür nutzen sie auch künstliche Intelligenz. Fast jeder Zweite gab an, mit ihrer Hilfe Bewerbungsunterlagen zu verfassen oder zu verbessern. Mehr als 40 Prozent nutzen sie der Umfrage zufolge, um sich die wichtigsten Fragen im Vorstellungsgespräch auflisten zu lassen.   

Bruchteil der Stellenanzeigen ist auf Generation Z ausgerichtet

Auch Personalverantwortliche setzen zunehmend KI ein. 60 Prozent der Befragten nutzen sie für Antworten per E-Mail, jeder Zweite für das Screening von Lebensläufen, 42 Prozent auch um das Vorstellungsgespräch vorzubereiten.

Allerdings richten nur 22 Prozent der Personalverantwortlichen ihre Stellenausschreibungen gezielt auf die Generation Z aus, zum Beispiel in dem sie sich an den Sprachgebrauch junger Menschen anpassen. Das Internet präge ihr Informationsverhalten, sagt Christian Stefan Braun vom Versicherer Ergo Zusammenhang mit der Studie. „Stellenanzeigen sollten daher kurz und prägnant formuliert sein und gleichzeitig die Interessen und Werte der Zielgruppe widerspiegeln.“

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