Die Debatte über eine Frauenquote bewegt die Gemüter schon seit geraumer Zeit. Doch seit dem bekannt wurde, dass Union und SPD bis 2016 eine Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte vorschreiben wollen, hat die Diskussion noch mal an Brisanz gewonnen. Dass die Gegner vor allem aus den Reihen der Wirtschaftsverbände kommen, dürfte dabei wenig verwundern. DIHK-Präsident Martin Wansleben beispielsweise sagte der Passauer Neuen Presse:
„Ich kann kein Augenmaß erkennen, wenn Unternehmen ohne Rücksicht auf die unterschiedlichen Gegebenheiten in den Betrieben zu einer starren Frauenquote in ihren Aufsichtsräten gezwungen werden.“
In manchen Unternehmen seien überhaupt nur 20 Prozent der Beschäftigten weiblich. Voraussetzung für mehr Chancengleichheit seien „ausreichende und flexible Betreuungsmöglichkeiten in Kita und in Schulen“. Holger Lösch, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, macht sogar verfassungsrechtliche Bedenken geltend:
„Die Privatwirtschaft wird einseitig zur Verwirklichung gesellschaftspolitischer Ziele in die Pflicht genommen und in ihrer unternehmerischen Freiheit erheblich eingeschränkt. Von einer Quote für staatliche Institutionen ist hingegen keine Rede.“
Vorsprung bei DAX-Konzernen
Die Lobbyistenverbände sorgen sich vor allem um Mittelständler. DAX-Konzerne dürften dagegen weniger Probleme mit der Quote haben. Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung liegt der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 30 DAX-Konzerne bei 22 Prozent. Einige Unternehmen wie Henkel (44 Prozent), Deutsche Telekom (35 Prozent), Allianz und Beiersdorf (jeweils 33 Prozent) überträfen die Vorgabe bereits. Einige andere wie Fresenius, Fresenius Medical Care, Continental müssten sich dagegen anstrengen, um die Zielmarke zu erreichen. Doch das eigentliche Problem bei den großen Unternehmen sind nicht die Kontrollgremien, sondern die Vorstandsetagen. Dazu die FAZ:
„Nach einer im Juli veröffentlichten Erhebung der Unternehmensberatung Simon-Kucher betrug der Frauenanteil in den Dax-Vorständen zuletzt 7,4 Prozent (nach 6,3 Prozent im Vorjahr). Was die Berater beobachteten: Nachdem von 2011 auf 2012 noch mehr als ein Viertel der Neu-Vorstände weiblich gewesen seien, habe dieser Anteil zuletzt spürbar abgenommen. Von 2012 auf 2013 waren nur noch drei der 28 Neuberufenen Frauen – ein Anteil von gerade einmal 11 Prozent.“
Für die Besetzung von Vorstandsposten wird es übrigens keine verbindliche Quote geben. Die Befürworter/innen argumentieren mit der krassen Unterrepräsentanz von Frauen in Spitzenpositionen der Wirtschaft. Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer von der CDU hat dafür ein Bild gefunden:
Diskriminierend für das weibliche Geschlecht?
Lencke Wischhusen, Vorsitzende des Verbandes „Die jungen Unternehmer“, sieht das ganz anders. In einem Interview mit der Tageszeitung sagte sie:
„Ich halte eine Frauenquote für diskriminierend für das weibliche Geschlecht. Wir brauchen heutzutage auch keine Quote. Jedes Unternehmen ist darauf bedacht, die besten Leute zu bekommen. Und Frauen haben nun einmal die besten Schul- und Uniabschlüsse.“
Frauen müssten ihre Netzwerke besser nutzen und „selbstbewusster mit ihren persönlichen Fähigkeiten umgehen“. Nach Ansicht der Befürworter reicht das aber nicht. Der Deutsche Ingenieurinnenbund dreht das Quotenfrau-Argument der Gegner um:
Für den Erfinder der Frauenquote, den früheren konservativen norwegische Wirtschaftsminister Ansgar Gabrielsen, spielte der Kampf um Gleichberechtigung keine entscheidende Rolle. Die FAZ, die ihm ein Porträt widmet, schreibt, entscheidend sei für Gabrielsen gewesen, „dass ein möglichst ausgeglichen besetztes Gremium die besten Entscheidungen treffe.“ Da zwar auch viele Manager diesem Argument zugestimmt hätten, in der Praxis aber nicht viel passiert sei, „musste ich ein bisschen nachhelfen.“