Verglichen mit anderen europäischen Ländern ist die Zahl an Milliardären aus Skandinavien überschaubar, wie das Milliardärsranking des US-Wirtschaftsmagazins Forbes zeigt. Während Schweden mit 31 Superreichen nur knapp hinter anderen europäischen Ländern wie Italien oder Frankreich liegt, gibt es in Finnland und Dänemark nur einstellige Zahlen. Norwegen kommt immerhin auf zwölf Milliardäre.
Ein Blick auf das Vermögen der reichsten Skandinavier zeigt allerdings, dass sie den europäischen Nachbarn in nichts nachstehen. Fast 187 Mrd. US-Dollar schwer sind die 57 Milliardäre der Region Anfang Juli. Auch hier stammt der Löwenanteil – rund 106,6 Mrd. US-Dollar – aus Schweden.
Trotz der schwedischen Dominanz zählen auch einige andere Skandinavier zu den reichsten der Region. An der Spitze stehen Unternehmer, die für bekannte Marken und Produkte stehen. Im Vergleich zum Forbes-Ranking des Vorjahres konnte ein Teil der Platzierten auch 2020 seine Stellung behaupten. Unter die reichsten Zehn haben sich allerdings auch einige neue Gesichter gemischt.
Das sind die reichsten Skandinavier in 2020
Das sind die zehn reichsten Skandinavier

1965 startete EF-Gründer Bertil Hult die erste Sprachreise für 33 Schüler und zwei Lehrer nach Südengland. Seitdem ist die ehemalige „Europäische Ferienschule“ aus Stockholm zu einer Unternehmensgruppe mit mehr als 600 Büros in 114 Ländern angewachsen. Der Name hat sich geändert: „Education First“ heißt das Unternehmen jetzt. 2008 hat sich Hult aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, seine Söhne führen das Unternehmen heute. Forbes schätzt das Nettovermögen des Schweden auf 5 Mrd. US-Dollar. Auch außerhalb der Firma ist Hult engagiert: Er ist unter anderem Sponsor des „Hult Prize“ für junge angehende Gründer.

Seit fast 40 Jahren steht Antonia Axson Johnson an der Spitze der Axel-Johnson-Gruppe, die in Schweden und anderen europäischen Ländern im Einzelhandel aktiv ist. 1982 übernahm sie die Geschäfte von ihrem Vater. Den Vorstandsvorsitz hat Axson Johnson schon 2015 an ihre Tochter übergeben, allerdings ist sie noch immer Teil des Verwaltungsrates und Eigentümerin des Unternehmens. Ihr Vermögen beläuft sich laut Forbes auf 5,1 Mrd. US-Dollar. In ihrem Heimatland liegt sie damit auf Platz zwei der reichsten Schwedinnen, im regionalen Vergleich reicht es für Platz neun.

1987 wurde Melker Schörling CEO des schwedischen Sicherheitskonzerns Securitas. 1999 gründete er seine eigene Investmentgesellschaft, sieben Jahre später folgte der Börsengang. Melker Schörling Investment hält Forbes zufolge Anteile am Schließsystem-Hersteller Assa Abloy und an Hexagon AB, einem schwedischen Konzern für Messtechnik und -Software. 2017 zog sich Schörling von seinen Führungsposten zurück und übergab die Ämter an seine Töchter. Das Vermögen der Familie beläuft sich laut Forbes auf 5,6 Mrd. US-Dollar. Außerdem zähle Schörling zu den größten Grundstückseigentümern Schwedens.

Als Frederik Paulsen (Bild, rechts) 1983 das Pharmaunternehmen seines Vaters übernahm, steckte der heutige Konzern Ferring noch in den Kinderschuhen. Aus den 15 Mio. US-Dollar Umsatz pro Jahr sind knapp 40 Jahre später 2,2 Mrd. US-Dollar geworden. Mittlerweile beschäftigt Ferring 6500 Mitarbeiter in fast 60 Ländern. Zwar kommt Ferring eigentlich aus Schweden, heute hat der Konzern seinen Sitz allerdings in der Schweiz – mit Frederik Paulsen als Verwaltungspräsident. Sein Vermögen beläuft sich laut Forbes auf 5,8 Mrd. US-Dollar.

Vier Familienmitglieder teilen sich den sechsten Platz im Ranking der reichsten Skandinavier. Die Rede ist von den Eigentümern der Spielzeugikone Lego. Der langjährige Lego-Chef Kjeld Kirk Kristiansen teilt sich mit seinen drei Kindern Thomas, Sofie und Agnete rund 75 Prozent der Firmenanteile. Kjeld Kirk Kristiansen hat sich im April 2019 aus dem Unternehmen zurückgezogen. Sein Sohn Thomas ist stellvertretender Verwaltungsratschef. Neben dem Spielzeughersteller hält die Familie auch Anteile am Betreiber des Freizeitparks Legoland und investiert in Windparks und Immobilien. Ihr Nettovermögen beläuft sich auf 6,1 Mrd. US-Dollar.

Mit Niels Louis-Hansen zählt ein weiterer Däne zu den zehn reichsten Skandinaviern. Louis-Hansen ist stellvertretender Vorsitzender des Medizintechnikhersteller Coloplast und mit einem Fünftel der Firmenanteile Mehrheitseigner. Sein Vater hatte den Konzern 1957 gegründet. Louis-Hansen hält außerdem Anteile am Medizintechnikhersteller Ambu. Sein Vermögen beläuft sich auf 7,4 Mrd. US-Dollar. Während es in der Region für Platz fünf im Ranking der reichsten Milliardäre reicht, landet Louis-Hansen in Dänemark auf Platz zwei.

In Dänemark ist er der reichste Milliardär, in ganz Skandinavien reicht es für Platz vier. Sein Vermögen verdankt Anders Holch Povlsen maßgeblich der Modebranche. Mit 28 übernahm er das Familienunternehmen Beststeller, das vor allem durch Marken wie Jack&Jones, Only und Vero Moda bekannt ist. Auch im Online-Geschäft ist Holch Povlsen als Anteilseigner von Asos und Zalando beteiligt. Dazu kommen Anteile an Online-Bezahldienst Klarna und am Online-Lebensmittelhändler Nemlig. Traurige Berühmtheit erlangte Povlsen, als drei seiner vier Kinder im vergangenen Jahr bei einem Terroranschlag auf Sri Lanka ums Lebens kamen. Povlsens Vermögen beläuft sich auf 8 Mrd. US-Dollar.

Nach den Lego-Eigentümern schafft es auch eine schwedische Familie unter die Reichsten in Skandinavien. Die Familie Rausing ist in Deutschland vor allem für die Produkte aus ihrem Verpackungsunternehmen Tetra Pak bekannt, das heute zur Tetra Laval-Gruppe gehört. Die Enkel von Firmengründer Ruben Rausing, Jörn Finn und Kirsten, sitzen allesamt im Tetra-Lavel-Verwaltungsrat. Gemeinsam halten die Geschwister auch Anteile am New Yorker Unternehmen International Flavors & Fragrances, das Duft- und Aromastoffe herstellt. Jörn Rausing ist am Online-Lebensmittelhändler Ocado beteiligt. Sein Vermögen liegt mit 10,3 Mrd. US-Dollar daher leicht höher als das seiner beiden Geschwister, die auf 9,1 Mrd. US-Dollar kommen.

Skandinaviens und Schwedens reichster Milliardär ist auch in diesem Jahr wieder Stefan Persson, langjähriger Firmenchef des schwedischen Modekonzerns H&M. Im Januar trat Persson von seinem Posten als Aufsichtsratschef zurück. Sein Sohn, Karl-Johann, trat seine Nachfolge an und gab dafür den CEO-Posten auf, den er seit 2009 inne hatte. Auch nach dem Rücktritt bleibt Stefan Persson größter Einzelaktionär des Modekonzerns – mit mehr als einem Drittel der Firmenanteile. Sein Vermögen beläuft sich auf 13,5 Mrd. US-Dollar.