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Wochenrückblick Eon bleibt auf Atommeilern sitzen

Rückschlag für den Umbau – Eon behält seine AKWs. Außerdem: Apple-Neuheiten, Lufthansa-Streik und Flüchtlinge als Wirtschaftsfaktor

AKWs bleiben bei Eon

Das Atomkraftwerk Isar 2 bleibt bei Eon
Das Atomkraftwerk Isar 2 bleibt bei Eon
© Björn Schwarz / pixelio.de



Eigentlich wollte sich der Energiekonzern Eon im Zuge seiner Aufspaltung von seinen Altlasten trennen. Neben den Kohle- und Gaskraftwerken sollten auch die Atommeiler in die neue Gesellschaft Uniper übergehen. Doch daraus wird nichts: Eon behält seine drei Atomkraftwerke Brokdorf, Grohnde und Isar 2, weil Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel die Haftungszeiten verlängern will. Dadurch sollen sich die Betreiber nicht aus der Verantwortung für eventuelle anfallende zusätzliche Kosten stehlen können. „Mit so etwas habe ich nicht gerechnet“, sagte Eon-Chef Johannes Teyssen bei einer Telefonkonferenz und kritisierte die Pläne Gabriels als falsch. Bisher gilt, das der Betreiber nach einer Abspaltung nur noch fünf Jahre für eventuelle Zusatzkosten aufkommen muss. Mit dem Abriss der AKWs und der Entsorgung des Atommülls behält Eon nun die Milliardenrisiken im Konzern. Teyssen hält trotzdem an der geplanten Abspaltung fest. „Der Verbleib der deutschen Kernenergie wird sich nicht auf die grundlegende strategische Neuausrichtung von Eon auswirken“, sagte er. Anfang 2016 soll Uniper an den Start gehen, auch ohne die Atomkraftwerke. Eon möchte aber auch so Distanz zu den Meilern aufbauen. Daher reanimiert der Konzern einen alten Namen: PreussenElektra werde künftig die Atomkraftwerke steuern. Unter dem Namen PreussenElektra hatte der Eon-Vorgänger Veba Kernkraftwerke betrieben. Das neue Unternehmen soll nicht in die Führungsstrukturen des Konzerns eingebunden werden. An der Börse geriet die Eon-Aktie unter die Räder, auch weil das Unternehmen erneut Abschreibungen auf seine Kraftwerke vornehmen musste. Jetzt droht wie schon 2014 ein Milliardenverlust im „mittleren einstelligen“ Bereich, wie Teyssen sagte.

Apple-Show

Mit dem iPad Pro will Apple Unternehmenskunden ansprechen
Mit dem iPad Pro will Apple Unternehmenskunden ansprechen
© Apple



Gutes ist nicht gut genug. Das gilt jedenfalls regelmäßig für die Neuheiten-Show von Apple. Revolutionäre neue Produkte werden von dem iPhone-Hersteller erwartet, wenn er die Gemeinde zur Präsentation der iProdukte bittet. Ein Gerät, das eine Produktkategorie umkrempeln würde, hat der Konzern aus Cupertino aber schon lange nicht mehr vorgestellt. Auch diesmal war so etwas nicht zu erwarten. Stattdessen gab es unter anderem neue iPhones, ein neues iPad und eine Weiterentwicklung der Fernsehbox Apple TV. Die neuen iPhone-Modelle sind mit einer „3D touch“ genannten neuen Display-Technologie ausgestattet, bei der der Fingerdruck eine entscheidende Rolle spielt. Es ist eine Art rechte Maustaste, mit der Nutzer schneller an bestimmte Informationen gelangen können. Außerdem hat Apple den Smartphones eine neue Kamera spendiert. Reicht das aus, um den Erfolg der iPhones fortzusetzen? Der große Knick bei den Verkaufszahlen ist – obwohl schon oft vorhergesagt – bisher ausgeblieben. Und auch die Turbulenzen in China haben den Höhenflug der teuren Smartphones bislang nicht gebremst. Um die Kunden bei der Stange zu halten, bietet Apple in den USA ein neues Vertriebsmodell an: Für 32 Dollar pro Monat bei einer Laufzeit von mindestens 24 Monaten können iPhone-Nutzer ein Abo abschließen, bei dem die Geräte jedes Jahr auf den aktuellen Stand gebracht werden. Während Apple mit dem iPhone auf Erfolgskurs ist, sind die Probleme bei den iPad-Tablets anders gelagert. Die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen zurück. Mit dem Riesen iPad Pro will der Konzern nun bei Unternehmenskunden punkten. Erstmals gibt es für das Gerät auch einen Stift, den Apple Pencil, der 99 Dollar kosten soll. Der verstorbene frühere Apple-Chef Steve Jobs hatte sich über solche Hilfsmittel noch lustig gemacht. Im Urteil der Investoren hat Apple genau das geliefert, was erwartet worden war. Die Aktie verlor am Tag der Präsentation 1,9 Prozent, machte am Donnerstag die Verluste aber wieder wett.

Streikstopp bei Lufthansa

Billigfluglinie Eurowings: Die Piloten wehren sich gegen die Billigstrategie
Billigfluglinie Eurowings: Die Piloten wehren sich gegen die Billigstrategie
© Lufthansa



Es kommt nicht häufig vor, dass ein Gericht einen Streik stoppt. Am Mittwoch allerdings verfügte das hessische Landesarbeitsgericht das Ende des Pilotenausstandes bei der Lufthansa. Begründung: Der Streik richte sich nicht gegen die Arbeitsbedingungen der Piloten sondern gegen die unternehmerische Entscheidung der Fluggesellschaft zur Gründung der Billigfluglinie Eurowings. Die Unternehmensstrategie sei aber nicht Gegenstand von Tarifverhandlungen. Die Piloten mussten die Arbeit wieder aufnehmen. Die Gewerkschaft Cockpit traf das Urteil auf dem falschen Fuß, schließlich haben die Flugzeugführer in dem schon eineinhalb Jahre andauernden Konflikt 13 Mal gestreikt. Offen ist, wie es jetzt weitergeht in der Auseinandersetzung. Die Lufthansa bot neue Gespräche an. Cockpit hat sich aber noch nicht auf das weitere Vorgehen verständigt. Man wolle erst die Urteilsbegründung abwarten. Ein neuer Streik damit weiter im Raum. „In dem Urteil ging es nur um den Streik am Mittwoch, nicht um den Arbeitskonflikt in seiner Gesamtheit“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Cockpit-Sprecher. Zum ersten Mal in dem Konflikt ist die Gewerkschaft unübersehbar in der Defensive. Davon will auch die Flugbegleitergewerkschaft Ufo profitieren, die den Plänen des Unternehmens offener gegenübersteht. Sie wirbt um Piloten, die der von ihr gegründeten Branchengewerkschaft IGL beitreten können. Fragt sich nur, ob eine Spaltung den Piloten hilft.

Flüchtlinge: Schwung für die Wirtschaft?

Viele Flüchtlinge kommen über Ungarn in die EU
Viele Flüchtlinge kommen über Ungarn in die EU
© Getty Images



Der Flüchtlingszustrom hat eine Debatte über die ökonomischen Effekte der Zuwanderung ausgelöst. Für Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel können die Flüchtlinge dazu beitragen, den Fachkräftemangel hierzulande zu beheben. Dazu müsse man die Menschen schnell aus- und weiterbilden, um sie in Arbeit zu bringen, sagte er im Bundestag. Der SPD-Chef forderte die Wirtschaft auf, eine Ausbildungsinitiative für Flüchtlinge und Asylbewerber zu starten. Arbeitsministerin Andrea Nahles sieht die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt weniger positiv als Gabriel. „Nicht alle, die da kommen, sind hoch qualifiziert. Der syrische Arzt ist nicht der Normalfall“, sagte sie bei der Debatte über den Haushalt ihres Ministeriums. Nur wenige der Neuankömmlinge könnten direkt eine Arbeit annehmen oder eine Ausbildung beginnen. Das werde sich auch an der Arbeitslosenstatistik ablesen lassen. Mittel- und langfristig sehen viele Ökonomen aber positive Effekte der Zuwanderung. Der Chefökonom von Unicredit Deutschland Andreas Rees glaubt, dass sich das Arbeitskräfteangebot erhöht, vorausgesetzt „dass jeder zweite Einwanderer mittelfristig einen Job findet“. Das sei eine Chance für mehr Wachstum in Deutschland. Nach seinen Berechnungen erhöht sich das Wirtschaftswachstum hierzulande durch den prognostizierten Zustrom um 1,7 Prozent. Damit diese Rechnung aufgehen kann, sind aber besondere Anstrengungen erforderlich. Gabriel sprach von „der wohl größten nationalen Herausforderung seit der Wiedervereinigung“. Zahl und Wucht dieser Menschenflucht habe historische Dimensionen. Die Regierung sieht in den Flüchtlingen die Chance der Überalterung der Gesellschaft zu entgehen. „Alternde Gesellschaften wachsen langsamer, sind weniger innovativ und verlieren an wirtschaftlicher Dynamik“, sagte Gabriel. „Die Zuwanderer, die jetzt kommen, können uns helfen, das wieder zu ändern.“

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