Die Corona-Krise sorgt untern jungen Berufstätigen für Zukunftsängste – oft aber nur vorübergehend. „Die Wechselbereitschaft bei jungen Akademikern ging im März und April so drastisch zurück, dass man von einer echten Angstreaktion sprechen muss“, stellte das Marktforschungsunternehmen Trendence fest. Bis Mitte Juni habe sich das allerdings bemerkenswert schnell wieder geändert. Viele Kandidaten blicken demnach wieder etwas positiver in die Zukunft und schauen sich durchaus nach neuen Arbeitgebern um. Die Begeisterung mit den Firmen scheint sich aber beim Nachwuchs in Grenzen zu halten.
Fast jeder Vierte ist mit Firma unzufrieden
Trendence hat nach eigenen Angaben zwischen Oktober 2019 und März 2020 über 19.000 junge Berufstätige zu ihren Wunscharbeitgebern und Karriereplänen gefragt. Teilnehmen durften Akademiker mit maximal 15 Jahren Berufserfahrung. Mehr als drei von vier (77 Prozent) der Befragten waren laut der Untersuchung mit ihrem aktuellen Arbeitgeber zufrieden. Vor zwei Jahren hatten das aber noch fast 84 Prozent von sich behaupten können. „Die am häufigsten genannten Gründe für die aufkeimende Unzufriedenheit sind schlechter Führungsstil, zu niedriges Gehalt sowie zu wenig Wertschätzung von den Kollegen“, teilte Trendence mit.
Viele Nachwuchskräfte dürften also motiviert sein, sich nach einer neuen Stelle umzusehen. Im Mai waren laut Trendence wieder 13 Prozent der Befragte aktiv auf Jobsuche (sechs Prozentpunkte weniger als im Februar). Allerdings sind die Zustimmungswerte für die meisten potenzielle Arbeitgeber ebenfalls gesunken. Besonders deutlich fiel das Minus bei der Automobilbranche aus, die traditionell besonders viele junge Akademiker anzieht.
Bei diesen Firmen würden laut der Umfrage die meisten jungen Berufstätigen am liebsten arbeiten
Die beliebtesten Firmen bei jungen Berufstätigen
McKinsey wurde von jungen Berufstätigen auf Platz zehn der Top-Arbeitgeber 2020 gewählt. Auf die Frage „Bei welchen Arbeitgebern aus der Branche würdest du dich am ehesten bewerben?“ nannten 5,83 Prozent der Befragten die Unternehmensberatung. Das waren 1,08 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. McKinsey rutschte daher einen Platz ab. Zu den Klienten zählen nach eigenen Angaben 27 der 30 DAX-Konzerne. Die Unternehmensberatung verwies den Konkurrenten BCG auf Platz elf (minus drei Plätze).
Airbus verdrängte McKinsey von Platz neun der Rangliste. Der größte Flugzeughersteller der Welt erhöhte sein Umfrageergebnis leicht um 0,20 auf 5,99 Prozent. Das Unternehmen mit vielen europäischen Standorten konnte sich damit einen Platz verbessern.
Die Fraunhofer-Gesellschaft ist nach eigenen Angaben in Europa die führende Organisation für anwendungsorientierte Forschung. Sie verbesserte sich in dem Arbeitgeber-Ranking unter jungen Berufstätigen um drei Plätze auf Rang acht. 6,00 Prozent (plus 0,28 Punkte) der Befragten würden gern hier arbeiten. Die Fraunhofer-Gesellschaft war an der Entwicklung der Corona-Warn-App des Robert-Koch-Instituts beteiligt.
Junge Berufstätige bevorzugen deutsche Konzerne. Sie dominieren mit sieben Vertretern die Top 10. Google ist auf Platz sechs das ausländische Unternehmen mit den höchsten Umfragewerten. Der Interntgigant kam auf 9,09 Prozent und hielt damit den sechsten Rang. Google konnte noch in anderer Hinsicht hervorstechen. Dem US-Konzern gelang mit plus 0,76 Prozentpunkten der höchste Zuwachs in den Top 50. Auf Platz zwei folgte die ARD mit plus 0,72 Prozentpunkten (Rang 24).
Die Zustimmungsrate für Daimler und die Marke Mercedes-Benz sank um 1,72 Prozentpunkte auf 9,14 Prozent. Damit ging es in dem Ranking einen Platz nach unten. Das klingt nicht dramatisch. Allerdings hat kein Arbeitgeber in absoluten Zahlen so an Zuspruch verloren wie der Stuttgarter Autobauer.
Die Autobranche hat generell an Beliebtheit beim Nachwuchs eingebüßt. Porsche rutschte wie Daimler unter die Marke von zehn Prozent. Der Zustimmungswert sank um 1,24 auf 9,60 Prozent. Allerdings konnten nur drei der zehn bestbewerteten Unternehmen ihr Ergebnis verbessern. Deshalb ging es für Porsche trotz des Minus einen Rang nach oben.
Audi ist das erste Unternehmen, bei dem sich mindestens jeder zehnte Befragte gern bewerben würde. Die Zustimmungsrate sank von 11,91 auf 10,78 Prozent. Das war der geringste Rückgang in den Top 5. Der Autokonzern hatte 2019 ebenfalls den dritten Platz belegt.
BMW genießt unter jungen Arbeitnehmern weiterhin den besten Ruf. 12,21 Prozent der Befragten würden sich am ehesten bei dem Autobauer bewerben. 2019 hatten das noch 1,55 Prozentpunkte mehr von sich sagen können. BMW verzeichnete damit nach Daimler den größten Rückgang in den Top 50.