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Thema Die Lehman-Debatte

Nach der Lehman-Pleite vor fünf Jahren stand das Finanzsystem vor dem Kollaps. Nach Ansicht des Institut der Deutschen Wirtschaft hat sich seitdem vieles gebessert. Aber das ist umstritten.

 

Lehman-Pleite: Mitarbeiter beim Verlassen des Bankgebäudes
Lehman-Pleite: Mitarbeiter beim Verlassen des Bankgebäudes

Fünf Jahre nach dem Crash der Investmentbank kommen wir bei Capital in unserer aktuellen Titelgeschichte zu dem Schluss, dass sich nicht viel geändert. Chefredakteur Horst von Buttlar schreibt:

 

Es gibt sie nach wie vor: Riesen-Boni und Zockerei, Mega- und Schattenbanken, verbriefter Schrott und Finanzwetten, die sich von der Realität entkoppelt haben.

 

Eine neue Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln widerspricht dieser Einschätzung. Aus dem Schaden sei gelernt worden. Die internationalen Finanzmärkte seien heute weitaus besser gegen Krisen gewappnet als noch vor fünf Jahren. Seit der Reform der Eigenkapitalvorschriften müssen die Banken mehr eigenes Geld vorhalten. IW-Direktor Michael Hüther im Tagesspiegel:

 

Anders als in der Öffentlichkeit oft wahrgenommen, sind in Deutschland und der EU bereits viele der vorgeschlagenen Reformen umgesetzt worden oder sie stehen zumindest kurz bevor.

 

Das Handelsblatt fasst die Studienergebnisse und Einsichten im Detail hier zusammen. Trotz der Fortschritte sind laut IW weitere Schritte nötig

 

  • eine europäische Aufsicht mit mehr Personal und besserer Tecchnik
  • ein wissenschaftlicher Beirat, der die berät
  • Registrierung der Schattenbanken bei der EU
Jetzt im Handel: Die neue Capital
Die neue Capital: Titelthema Lehman

Der Einschätzung des arbeitgebernahen Instituts widerspricht Fabian Lindner im Tagesspiegel. Er ist Finanzmarktexperte beim gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). Lindner...

 

meinte auf Anfrage, „die Steuerzahler sind zwar besser, aber noch lange nicht genug geschützt“. Wie viel Eigenkapital die Banken vorhalten müssen, sollte, statt an den Risiken in den Büchern, an der Bilanzsumme festgemacht werden, sagte Lindner.

 

Barry Eichengreen, Professor in Berkeley, reißt den Horizont noch größer auf. In einem Interview sagte er im Frühjahr:

 

It’s important to make the distinction between two questions – between “Could we have done better at anticipating the crisis?” and the question “Could we have done better at responding to it?”

 

Er nimmt damit, zugegeben als Wirtschaftshistoriker, eine andere Position ein als Hüther und Lindner, eine interessante allerdings. Er unterscheidet, ob man die nächste Krise voraussagen kann oder ob, wir besser für die nächste Krise gewappnet sind. Verhindern werden wir sie sowieso nicht, neue Eigenkapitalvorschriften hin oder her, das sind sich eigentlich alle einig. Deswegen bleibt als Lehman-Lektion:

 

Die Welt ist zwar nicht besser, aber zumindest reifer, sogar klüger geworden. Sie wird die nächste Krise nicht verhindern, aber vielleicht besser in den Griff bekommen.

 

Das schreiben wir in der aktuellen Ausgabe. Bei der Recherche hatten wir übrigens auch jemanden getroffen, der uns ganz klar sagen konnte, dass sich etwas geändert hat seit der Lehman-Pleite: Faith O'Gorman, Barkeeperin im New Yorker Finanzviertel.

 

Der Unterschied zu damals sei, sagt sie, dass die Kunden nicht mehr mit Firmenkreditkarten bezahlen. „Früher, als sie alles auf Spesen tranken, konnte die Rechnung leicht vierstellig sein“, sagt sie und lächelt.

 

Hier können Sie die neue Ausgabe bestellen und die ganze Geschichte über die Lehman-Lektion lesen.

 

Foto: © Reuters

 

 

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