Arbeiten im Ausland erweitert den Horizont. Immer mehr Menschen wagen das Abenteuer als Expat, sei es für einige Monate oder auf unbestimmte Zeit. Für einige aber endet der Traum vom Auswandern in einem bösen Erwachen. Was daheim nach einem spannenden Schritt auf der Karriereleiter klang, erweist sich vor Ort als berufliche Sackgasse. Oder die Lebensbedingungen sind derart miserabel, dass selbst ein guter Job das nicht wettmachen kann.
Das Expat-Netzwerk InterNations befragt jedes Jahr einen Teil seiner nach eigenen Angaben weltweit mehr als 3,5 Millionen Mitglieder, wie sie ihre Wahlheimat beurteilen. An der aktuellen Expat Insider Studie nahmen demnach mehr als 20.000 Teilnehmer aus 178 Ländern teil. Sie bewerteten ihren neuen Wohnort anhand von über 25 Faktoren aus Kategorien wie Lebensqualität, Eingewöhnung, Arbeitsleben, Lebenshaltungskosten, Finanzen und Wohnungsmarkt. Auf dieser Datenbasis fußt das neue Expat City Ranking 2019. Dafür wurden laut InterNations 82 Städte untersucht, in denen jeweils mindestens 50 Teilnehmer wohnen.
Dies sind die aktuell zehn schlimmsten Städte für das Arbeiten im Ausland:
Die schlimmsten Städte für Expats weltweit
An den Menschen liegt es wirklich nicht, dass Yangon in Myanmar so schlecht abschneidet. Die Stadt schaffte es in puncto Freundlichkeit der Einheimischen unter allen 82 untersuchten Metropolen weltweit sogar auf Platz zwei. „Die Einwohner von Myanmar sind nett und man kann gut mit ihnen zusammenarbeiten,“ urteilte laut InterNations ein Expat aus Sri Lanka. Das vermag aber die schlechten Noten für die Lebensqualität nicht wettzumachen. Insbesondere Mängel bei der medizinischen Versorgung, im Nahverkehr und bei der Freizeitgestaltung vermiesen Expats die Laune.
New York City gilt gemeinhin als Traumziel unter Auswanderern. Die Realität sieht für viele Betroffene anders aus. Ein Hauptgrund sind die extrem hohen Lebenshaltungskosten. Hier belegte New York im Ranking von InterNations den weltweit vorletzten Platz vor San Francisco. Schlechte Noten gab es zudem bei Gesundheit & Umwelt (75. Rang) oder Work-Life-Balance (76.). Dafür können selbst Kritiker nicht abstreiten: In New York ist immer etwas los. 86 Prozent der Expats in der Metropole lobten die Freizeitgestaltung, weltweit lag der Durchschnittswert bei 74 Prozent.
Eine Versetzung nach Lima ist vermutlich nicht als Beförderung zu verstehen. Die peruanische Hauptstadt hat es 2019 als einziger Vertreter Lateinamerikas in die Flop 10 „geschafft“. Ein Expat aus Belgien beschwerte sich laut InterNations über „die generelle Unsicherheit, den schlechten Nahverkehr und die teure medizinische Versorgung“. Mit dem 70. Platz im Index „Arbeiten in der Stadt“ schnitt Lima nur unwesentlich besser ab als beim Gesamtergebnis (Rang 75). Einziger Lichtblick sind die niedrigen Lebenshaltungskosten. Wohnungen sind nicht nur günstig, sondern auch leicht zu bekommen – das hat offenbar seinen Grund.
Die USA sind mit drei Städten auf der Liste der zehn schlimmsten Expat-Städte vertreten. Los Angeles kam im City Ranking 2019 nur auf Platz 76. Beim Wetter reichte es für die kalifornische Metropole zwar weltweit für Platz vier. Der katastrophale Nahverkehr brachte L.A. aber Rang 80 von 82 untersuchten Städten ein. Die hohen Wohnkosten, unsichere Arbeitsplätze und die schlechtesten Noten für das Sozialleben in den USA machen das negative Bild perfekt.
Von keiner US-Stadt sind Expats derart enttäuscht wie von San Francisco. Der Hauptgrund sind die Lebenshaltungskosten in der von Silicon-Valley-Millionären bevölkerten Metropole. Licht und Schatten liegen in San Francisco nah beieinander. Die Karrierechancen wurden von den Expats als die zweitbesten der Welt bewertet (hinter Boston). Der berufliche Erfolg muss aber teuer erkauft werden. San Francisco schnitt miserabel in Bereichen wie sichere Arbeitsplätze (78. Platz), Work-Life-Balance (78.) und Arbeitszeiten (80.) ab.
Ja, Paris ist teuer. Was bei der französischen Hauptstadt aber erschwerend hinzukommt, sind die Pariser selbst. Sie machen Expats die Eingewöhnung schwer. In dieser Kategorie belegte Paris im InterNations-Ranking weltweit den zweitletzten Platz. 39 Prozent der befragten Expats bewerteten die Pariser als unfreundlich. Weltweit mussten das nur 19 Prozent von ihren neuen Mitbürgern behaupten. Selbst bei der Lebensqualität reichte es auf Platz 43 gerade einmal für das Mittelfeld. Ausländer fühlen sich in der französischen Hauptstadt zudem häufig nicht sicher. Das sagten 17 Prozent der Expats in Paris, aber lediglich neun Prozent aller Befragten weltweit.
In keiner Stadt des Expat City Rankings 2019 wurde die Lebensqualität so schlecht bewertet wie in Lagos. Die größte Stadt Nigerias und bevölkerungsreichste Metropolregion Afrikas wird für Ausländer zur Belastungsprobe. „Es ist hier nicht sicher,“ urteilte laut InterNations ein Expat aus Russland, „und es gibt keinen verfügbaren Nahverkehr.“ Miserable Noten gab es auch für das Arbeitsleben (Platz 75), insbesondere wegen der schlechten Wirtschaftslage. Einziger Lichtblick sind die Menschen. Bei der Frage, wie leicht es ist, Freundschaften zu schließen, schaffte es Lagos weltweit auf Platz fünf.
In keiner der 82 untersuchten Städte ist die allgemeine Zufriedenheit mit dem Beruf so schlecht wie in Mailand. Nicht mal jeder zweite Expat (47 Prozent) hatte hier etwas Positives zu berichten, der globale Durchschnitt lag bei 64 Prozent. Etwas überraschend: Befragt nach der politischen Stabilität belegte Mailand gerade mal Platz 75. Nur noch 25 Prozent der Befragten bewerteten die Stadt hier positiv, im Vorjahr waren es noch 44 Prozent gewesen. „Expats haben jetzt mehr Probleme bei der Anmeldung, im Gesundheitswesen und bei der Wohnungssuche“, erklärte eine Teilnehmerin aus Polen ihr schlechtes Urteil. Das ungünstige Verhältnis von Einkommen und Lebenshaltungskosten macht ausländischen Arbeitskräften in Mailand ebenfalls zu schaffen.
Gleich zwei der drei schlimmsten Städte für Expats liegen in Italien. Rom hat nur knapp den letzten Platz weltweit verpasst. Die italienische Hauptstadt enttäuscht wie Mailand in erster Linie beim Arbeitsleben. Expats sind mit ihrem aktuellen Job unzufrieden, halten den Arbeitsplatz für unsicher und bewerten die Wirtschaftslage als schlecht. Ein Expat aus Spanien beklagte zu hohe Lebenshaltungskosten und generell zu niedrige Gehälter.
Wer dachte, dass die Versetzung nach New York ein Albtraum war, der sollte mal nach Kuwait-Stadt ziehen. Die Hauptstadt des Emirats kann Expats offenbar mit so ziemlich gar nichts für sich einnehmen. Die Ausländer beschweren sich über unfreundliche Einwohner, eine miese Lebensqualität und schlechte Arbeitsbedingungen. Ein britischer Teilnehmer beklagte laut InterNations die „langen Arbeitszeiten und die Sechs-Tage-Woche“. Außerdem bescheinigte er den Einheimischen „eine negative Einstellung gegenüber Expats, insbesondere mit niedrigem Einkommen“.