Anzeige

Wochenrückblick Die Deutsche Angeklagtenbank

In München beginnt der Prozess gegen (Ex-)Vorstände der Deutschen Bank. Außerdem: VW-Zahlen, Twitter-Chaos und Apple-Rekorde
Prozessauftakt in München: Rolf Breuer (r.v.), Josef Ackermann (4.v.r.) und Jürgen Fitschen (3.v.r.) wird Prozessbetrug vorgeworfen - Foto: Getty Images
Prozessauftakt in München: Rolf Breuer (r.v.), Josef Ackermann (4.v.r.) und Jürgen Fitschen (3.v.r.) wird Prozessbetrug vorgeworfen - Foto: Getty Images

Die Deutsche Bank hat schon bessere Tage erlebt. Erst die Milliarden-Strafe im Libor-Skandal, dann der viel kritisierte Plan zum Umbau des Konzerns und am Dienstag auch noch ein Prozess gegen einen amtierenden und zwei frühere Vorstandschefs. Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen, seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie zwei weitere Ex-Vorstandsmitglieder werden beschuldigt, im Verfahren um Schadenersatzforderungen des inzwischen verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch gelogen zu haben. Versuchten Prozessbetrug wirft die Staatsanwaltschaft den Angeklagten vor.

Im Falle eines Schuldspruchs drohen ihnen bis zu zehn Jahre Haft. Wobei Fitschen von der Staatsanwaltschaft nicht als Haupttäter, sondern nur als Mitläufer eingestuft wird. Ihm wird zur Last gelegt, die anderen Beschuldigten nicht von ihren Plänen abgebracht zu haben. Staatsanwältin Christiane Serini sieht in dem Vorgehen der Banker eine Verschwörung, um Kirch um seine Schadenersatzansprüche zu bringen.

Der Medienunternehmer hatte der Bank vorgeworfen, den Untergang seiner Firma befördert zu haben, um an lukrative Aufträge bei der Zerschlagung des Unternehmens zu gelangen. Der damalige Vorstandschef Breuer hatte 2002 in einem Fernsehinterview die Kreditwürdigkeit Kirchs angezweifelt. Kurze Zeit später war Kirch pleite. In dem Schadenersatzprozess wurden ihm beziehungsweise seinen Erben 925 Mio. Euro zugesprochen.

In diesem Verfahren hätten die Angeklagten gelogen, so die Staatsanwaltschaft. Die Verteidigung ging schon am ersten Verhandlungstag zum Gegenangriff über. Fitschens Rechtsvertreter attackierte die Staatsanwaltschaft, weil sie wichtige Dokumente zurückgehalten habe, die die Angeklagten entlasten würden. Die Beschuldigungen seien „ausnahmslos unbegründet“. Fitschen, so sein Anwalt, werde nur auf Fragen des Gerichts antworten nicht aber auf die der Staatsanwaltschaft, weil er sie für befangen halte.

Die Atmosphäre ist damit hinreichend vergiftet. Am kommenden Dienstag geht es weiter.

VW's Schwachstellen

VW-Logo: Die Kernmarke des Konzerns bereitet Probleme - Foto: Getty Images
VW-Logo: Die Kernmarke des Konzerns bereitet Probleme - Foto: Getty Images

Den Machtkampf gegen Ferdinand Piëch hat Volkswagen-Chef Martin Winterkorn gewonnen. Jetzt muss er beweisen, dass unter seiner Regie die Marke VW die angestrebten Ziele erreicht. Der Gesamtkonzern steht jedenfalls auf dem Papier gut da. Volkswagen verdiente im ersten Quartal fast 3 Mrd. Euro, gut ein Fünftel mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg um zehn Prozent auf 53 Mrd. Euro.

Ist also alles gut in Wolfsburg? Nicht alles, denn vor allem die Premiummarken Audi und Porsche sorgen – auch Dank des schwachen Euro – für die sprudelnden Gewinne. Auch die tschechische Tochter Skoda und der spanische Ableger Seat konnten Positives vermelden. Seat schaffte nach sieben Verlustjahren erstmals wieder einen Gewinn.

Dagegen bleiben die Probleme bei der Kernmarke VW. Mit einer operativen Marge von zwei Prozent verdient das Unternehmen immer noch zu wenig an seinen Polos, Golfs und Passats. Der weltgrößte Autobauer Toyota, den Volkswagen gern vom Thron stoßen würde, kommt auf zehn Prozent. Es bleibt also viel zu tun für Winterkorn, und dabei ist es völlig egal, wer für Piëch an die Spitze des Aufsichtsrats rückt.

Zahlensalat bei Twitter

Zu früh gezwitschert: Per Tweet gelangten die Quartalszahlen an die Öffentlichkeit - Foto: Aaron Durand for Twitter Inc.
Zu früh gezwitschert: Per Tweet gelangten die Quartalszahlen an die Öffentlichkeit - Foto: Aaron Durand for Twitter Inc.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Quartalszahlen des Kurznachrichtendienstes Twitter vor dem eigentlichen Veröffentlichungstermin per Tweet verbreitet wurden. Allerdings nicht von dem Unternehmen selbst, sondern von der auf Marktdaten spezialisierten Firma Selerity. Da die Zahlen während des laufenden Aktienhandels bekannt wurden, reagierte die Aktie sofort – und zwar mit einer steilen Talfahrt. Rund 18 Prozent verlor der Titel allein am Dienstag.

Die Investoren hatten nicht wie üblich Zeit, sich mit dem Zahlenwerk gründlich auseinanderzusetzen. Denn normalerweise veröffentlicht Twitter seine Bilanz nach Börsenschluss. Diesmal jedoch fand Selerity die Daten auf einer Webseite der Technologiebörse Nasdaq.

Ob die Anleger bei einer Vorlaufzeit mit mehr Ruhe anders reagiert hätten? Eine Enttäuschung waren die Zahlen auf jeden Fall, denn der Kurznachrichtendienst senkte seine Umsatzprognose und macht immer noch Verluste. Auch ein neues Anzeigenformat, das Twitter-Nutzer direkt zu den Werbekunden führen soll, brachte noch nicht den erwarteten Erfolg. Und so wird jetzt befürchtet, dass Twitter den Anschluss an Facebook verlieren wird.

Erfolgsgarant Apple

Apple-Chef Tim Cook kann sich über sprudelnde Gewinne freuen – Foto: Getty Images)
Apple-Chef Tim Cook kann sich über sprudelnde Gewinne freuen – Foto: Getty Images)

Wer glaubte, dass es bei Apple nach den Rekordzahlen des Winters nun etwas gemächlicher bergauf gehen würde, sah sich wieder einmal getäuscht. Auch ohne das Weihnachtsgeschäft wies der Computerkonzern einen Quartalsgewinn von 13,6 Mrd. Dollar aus. Das ist zwar weniger Geld als im Vorquartal mit 18 Mrd. Dollar. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat Apple seinen Gewinn aber um 33 Prozent gesteigert. Und dabei stieg der Gewinn auch noch stärker als der Umsatz - das Unternehmen ist also auch noch profitabler geworden.

Wenn bei Apple etwas Probleme bereitet, dann die zunehmende Abhängigkeit vom Geschäft mit den iPhones. Mit dem Verkauf der Smartphones erwirtschaftet der Konzern fast 70 Prozent seines Umsatzes. Was passiert, wenn das Interesse nachlässt? Das iPad schwächelt und die Apple-Watch muss erst noch beweisen, dass sie zum Verkaufsschlager taugt. Momentan gibt es offenbar Probleme mit einem fehlerhaften Bauteil.

Momentan muss sich das Unternehmen darum noch keine Sorgen machen. Die neuen iPhones mit ihren größeren Displays haben den chinesischen Markt im Sturm erobert. Um 71 Prozent legte der Umsatz im bevölkerungsreichsten Land der Erde zu. Begünstigt wurde das Geschäft durch das chinesische Neujahrsfest, das ähnlich wie Weihnachten in Europa und Amerika die Kassen klingeln lässt.

Neueste Artikel