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Wochenrückblick Die Bundesliga wird Milliardärin

Mit dem neuen Medienvertrag stößt die Fußball-Bundesliga in neue Dimensionen vor. Außerdem: Eon und Rocket Internet.

Fußball-Rechte: teurer Medienvertrag

Die Corona-Pandemie hat die Bundesliga in eine dramatische Krise gestürzt. Die Kritik an wirtschaftlichen Fehlentwicklungen der Branche wächst
Übertragungsrechte: Erstmals erlösen die Bundesligavereine mehr als 1 Mrd. Euro pro Saison
© dpa

„Das ist ein ausgezeichnetes, ich würde schon sagen überragendes Ergebnis“, sagt Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandschef des FC Bayern München sprach ausnahmsweise nicht von einem Sieg seines Fußballclubs, sondern von der Vergabe der Medienrechte für den Zeitraum 2017/18 bis 2020/21. Wenn Rummenigge solche Worte in den Mund nimmt, muss etwas Außergewöhnliches passiert sein.

Und tatsächlich stößt die Fußball-Liga in neue Sphären vor. Für die vier Spielzeiten erlöst sie 4,6 Mrd. Euro, was einem Anstieg von 85 Prozent entspricht. Pro Saison kassieren die 36 Proficlubs der ersten und zweiten Liga damit 1,16 Mrd. Euro, statt wie bisher knapp 630 Mio. Euro. Hinzu kommen noch Einnahmen aus der Auslandsvermarktung.

Mit dem Deal kommen die deutschen Fußballvereine zwar nicht an die englische Premier League heran, wo pro Saison 2,3 Mrd. Euro für die Übertragungsrechte ausgeschüttet werden. Die Bundesliga überholt aber die italienische Serie A und die spanische Primera Division. „Die Bundesliga hat nun beste Voraussetzungen, weiterhin zu den drei umsatzstärksten Fußball-Ligen der Welt zu gehören und damit Spitzensport auf höchstem Niveau zu präsentieren“, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

Das Ergebnis zeigt einmal mehr, dass der Profisport eine Geldmaschine geworden ist. Der Wettbewerb findet nicht mehr nur auf dem Rasen statt. Und einigen Fußballmanagern wird auch die europäische Perspektive zu klein. Das Ergebnis werde „der Bundesliga im globalen Wettbewerb helfen“, sagte Rummenigge, wer sonst? Sein Fußballunternehmen schielt längst auf den chinesischen Markt.

Dass sich die Bundesligisten über den Geldregen freuen, dürfte einleuchten. Nicht selbstverständlich ist dagegen, dass auch die zufrieden sind, die für den Fußball künftig viel tiefer in die Tasche greifen müssen. Der Bezahlsender Sky beispielsweise, der bisher 486 Mio. Euro für die Übertragungsrechte bezahlt, muss ab der Saison 2017/18 876 Mio. Euro überweisen. Das Ergebnis der Rechteausschreibung sei „eine sehr gute Nachricht für unsere Kunden und zukünftigen Abonnenten“, sagte Sky-Deutschland-Chef Carsten Schmidt.

Aber ob sich das rechnet? Der zur defizitären britischen Sky-Gruppe gehörende Pay-TV-Sender muss nicht nur mehr bezahlen, er bekommt auch Konkurrenz von Eurosport. Dort werden die Freitagsspiele und die neuen Montagsspiele zu sehen sein. Die meisten Partien bleiben allerdings bei Sky – und das ist wohl für den Sender mit seinen 4,6 Millionen Abonnenten. Ohne Fußball kein Geschäft.

Eon-Aufspaltung: Aktionäre stimmen zu

Konzernchef Johannes Teyssen konnte die Anteilseigner überzeugen
Konzernchef Johannes Teyssen konnte die Anteilseigner überzeugen
© E.ON

Der Plan zur Aufspaltung des deutschen Energieversorgers Eon hat den Segen der Aktionäre erhalten. Mit 99,7 Prozent stimmten sie der Teilung des Konzerns zu: Demnach wird sich Eon künftig auf Ökoenergie konzentrieren, während in der Tochtergesellschaft Uniper das Geschäft mit Kohle- und Gaskraftwerken gebündelt wird. Die Atomkraftwerke bleiben bei Eon.

Trotz der hohen Zustimmungsrate herrschte unter den Aktionären keine Euphorie. „Ich sehe auch keinen besseren Plan“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer, auf der Eon-Hauptversammlung am Mittwoch. Vor allem Uniper bereitet den Anteilseignern Sorgen. Kann das Unternehmen vor dem Hintergrund der gefallenen Stromgroßhandelspreise jemals wachsen?

Es wird jedenfalls noch einige Überzeugungsarbeit bei den Investoren zu leisten sein, wenn Uniper wie geplant im Herbst an die Börse gehen soll. Eon-Chef Johannes Teyssen ist jedenfalls überzeugt, dass zumindest Eon den Weg zurück auf die Erfolgsspur finden wird. „Mit der größten Transaktion in der jüngeren europäischen Industriegeschichte schaffen wir heute nichts weniger als eine neue Eon, die sich mit jeder Faser der Energiezukunft verschrieben hat“, sagte er.

Rocket Internet: leise Töne

Rocket-Chef Oliver Samwer übt sich in Bescheidenheit
Rocket-Chef Oliver Samwer übt sich in Bescheidenheit
© Getty Images

Auch die Start-up-Schmiede Rocket Internet stand in dieser Woche vor einer heiklen Hauptversammlung. Vorstandschef Oliver Samwer musste sich auf den geballten Unmut der Aktionäre gefasst machen, weil die Geschäfte nicht rund laufen und die Aktie bei 19 Euro weit unter ihrem Ausgabekurs notiert. Doch der Sturm der Entrüstung blieb aus, allenfalls leise Kritik wurde laut.

Offenbar traf Samwer den richtigen Ton bei dem Aktionärstreffen. Der Rocket-Chef bat die Anteilseigner um Geduld und räumte eigene Fehler ein. „Oft ist nicht klar genug, was wir machen“, sagte Samwer. Viele der von Rocket ins Leben gerufenen Unternehmen scheiterten, aber das gehöre zum Geschäftsmodell des Unternehmens. Und die Verluste Rockets seien dabei begrenzt. Auch bei der Kommunikation von Börsengängen gelobte Samwer Besserung. Im vergangenen Jahr sorgte die Start-up-Schmiede mit dem kurzfristig abgesagten Börsengang des Kochboxen-Anbieters Hellofresh für Irritationen.

Hellofresh schreibt wie alle anderen Rocket-Beteiligungen Verluste. Nach Samwers Worten bleibt es dabei, dass im Schlussquartal mindestens drei Start-ups die Gewinnschwelle überschreiten sollen. Das ist auch notwendig, um sie gewinnbringend zu verkaufen oder sie an die Börse zu bringen. Denn das ist ja das Rocket-Geschäftsmodell.

Infografik: Rakete entpuppt sich als Tiefflieger | Statista


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